Gesundheit

Rippe entfernen? Beauty-Chirurg verrät schlimmste OPs

Der Linzer Mediziner Matthias Koller geht hart mit Kollegen ins Gericht, die Operationen ohne Maß und Ziel vornehmen.

Clemens Pilz
Dr. Matthias Koller plädiert für sensiblen Umgang mit Schönheitsoperationen.
Dr. Matthias Koller plädiert für sensiblen Umgang mit Schönheitsoperationen.
iStock, zVg (Montage)

Die moderne Schönheitschirurgie hat, zumindest auf den Operationstischen von weniger vertrauenswürdigen Ärzten, groteske Züge angenommen. Von übertriebenen "Katzenaugen" bis zur Entfernung von Rippen, um die Taille zu schmälern – nicht alles, was gemacht werden kann, sollte auch durchgeführt werden, argumentiert Beauty-Chirurg Matthias Koller.

Der Linzer Mediziner klärt in seinem neuen Buch "Moderne Schönheitsmedizin – Attraktiv bleiben, natürlich aussehen" über die Sinnhaftigkeit von kosmetischen Eingriffen auf und spart nicht mit Kritik an Kollegen, die bei der Behandlung von Patienten wenig Rücksicht auf ein natürliches Ergebnis und etwaige Risiken nehmen.

"Jede Operation, die nicht sinnvoll ist, ist eine Operation zu viel", stellt Koller darin klar. "Wenn dadurch die Lebensqualität verbessert wird und die Risiko-Nutzen-Abwägung klar zugunsten des Nutzens geht." Ein Beispiel für Operationen, die man sich sparen könne, seien etwa Katzenaugen. Dabei wird das Auge verlängert und bekommt einen Schwung nach oben. Das Problem: "Das ist nichts anderes als ein Modetrend, und damit ein schlechter Ausgangspunkt für eine Operation. Denn Trends ändern sich", OPs könnten aber nicht rückgängig gemacht werden.

"Wer will schon auf Silikonkissen sitzen?"

Problematisch seien auch Implantate, etwa am Po und in den Waden. Bei Poimplantaten könne man gut erkennen, wie sich über die Jahre ein Schönheitsideal ändert. "Als ich mit meiner Arbeit als plastischer Chirurg begann, wollten die meisten Frauen einen fla­chen Po. Der Trend war eher eine knabenhafte Figur. Heute, be­dingt durch Social­Media­-'Role Models', hat sich das Ideal eines sehr muskulösen und kurviges Gesäßes durchgesetzt." Poimplantate seien aus seiner Sicht aber völlig sinnlos. "Wer will schon auf Silikonkissen sitzen?" Wadenimplantate seien vor allem bei Männern gefragt und sollen stramme Unterschenkel vortäuschen. Koller dazu: "Wer mus­kulösere Unterschenkel haben möchte, sollte ins Fitnessstudio gehen oder mit dem Berglaufen beginnen."

Eine Prozedur, um die sich viele Mythen ranken, ist die Entfernung von Rippen, um eine schmälere Taille zu bekommen. Für Koller ist dieser Eingriff abzulehnen. "Rippen sind für die Stabili­tät und Elastizität des Brustkorbes da und sie schützen unsere Organe. Sie zu Schönheitszwecken zu entfernen, ist per se ver­rückt." Ebensowenig hält der Experte von übertriebenen Brustvergrößerungen, denn "dadurch wird die Lebensqualität nicht verbes­sert. Im Gegenteil: schwere Brüste verursachen eine Überlastung der Wirbelsäule und führen zu Nacken-­ und Schulterschmerzen."

Social Media wird zu "OP-Auswüchsen" führen

Zwar hätten die meisten Patienten realistische Vorstellungen von dem, was sie wollen und was sie nicht wollen. Allerdings mache sich der Einfluss von Social Media immer mehr bemerkbar. Filter, die dort über Selfies gelegt werden, heben die Individualität auf und machen die Gesichter "gleich", so Koller. "Manchmal wünschen sich junge Menschen, so auszusehen. Das Problem dabei ist, dass das Wunschbild nichts mehr mit ihrem eigenen Gesicht zu tun hat. Der Filter steht im Vorder­grund, nicht sie selbst. Ich fürchte, das wird in Zukunft vermehrt zu OP-­Auswüchsen führen."