Wirtschaft

Robert Kratky: "Die Lehre gehört ins Scheinwerferlicht"

Durch Corona wissen wir, wie wichtig Ausbildung mit Zukunft ist. Robert Kratky erklärt, warum er sich für mehr Wertschätzung für die Lehre engagiert. 

Irma Basagic
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Robert Kratky setzt sich im Rahmen der Initiative <strong><a target="_blank" href="https://schaffenwir.wko.at">Lehre stärken #schaffenwir</a></strong>&nbsp;der Wirtschaftskammer Österreich&nbsp;für eine stärkere Wertschätzung des beruflichen Ausbildungsweges ein.
Robert Kratky setzt sich im Rahmen der Initiative Lehre stärken #schaffenwir der Wirtschaftskammer Österreich für eine stärkere Wertschätzung des beruflichen Ausbildungsweges ein.

• Anfang 2020 war "Lehre stärken" schon einmal ein Thema. Dann kam Corona. Was hat sich seither geändert?

Gerade für junge Menschen sehr vieles. Die jüngste Vergangenheit hat gezeigt, wie sehr die Zukunft ein Fragezeichen sein kann. Wie flexibel wir im Leben oft reagieren müssen. Mehr denn je sind beste Ausbildungsangebote und der Respekt vor Lehre und Arbeit wichtige Werte.

• Mehr Wertschätzung: Warum gerade für die Lehrberufe?

Meine eigene Ausbildung war ein langer Weg außerhalb jeder Norm, ohne Matura und ohne Titel oder akademischen Grad - ähnlich einer Lehre. Darum war ich früh mit klassischen Vorurteilen konfrontiert, die so etwas mit sich bringt. So wichtig es für die Entwicklung sein mag, gegen gewisse Widerstände zu bestehen: Vorurteile sollten nicht dazugehören.

• Was würden Sie jungen Menschen raten, die unsicher sind, wohin ihr Weg führt?

Das Beste, was ich selbst gelernt habe: Sich so viel Wissen und Fertigkeiten wie möglich anzueignen. Niemand kann dir je eine gute Ausbildung nehmen. Sie öffnet auch jene Türen, durch die du aktuell vielleicht gar nicht gehen willst... aber es ist doch gut, wenn man weiß, man könnte, wenn man will. Oder irgendwann einmal muss.

Die Lehre ist so ein Türöffner, um den man uns international beneidet. Warum wird das in Österreich so wenig gesehen?

In vielen Zeitungen, in TV, Radio und Online werden Themen von Menschen bearbeitet, die nicht aus dieser Arbeitswelt kommen. In der Politik haben die meisten Matura. Dass dadurch diese Lebenswelt oft im Fokus steht, ist logisch. Aber genau hier entsteht meine Motivation: Es ist nun einmal nicht die einzige Lebenswelt... und jene von Lehre und Karriere mit Handwerk und Arbeit ist mindestens so bunt und chancenreich.

Wie begeistern wir mehr Mädchen für Technologie und Burschen für kreative, soziale oder Dienstleistungsberufe?

Die Lehre muss generell ins Scheinwerferlicht und endlich mehr Anerkennung von allen Teilen der Gesellschaft erhalten. Sie hat es sich längst verdient! Dann wächst hoffentlich auch das Interesse für diese unglaubliche Vielzahl an Möglichkeiten. Und dass diese Chancen für alle gleich sind, egal welchen Geschlechts, das ist ja schon so... Man muss es nur noch weitersagen, bitte.

• Wie kann man junge Menschen motivieren, Jobchancen dort zu ergreifen, wo sie liegen? Dass also zum Beispiel ein Wiener oder eine Wienerin eine Ausbildung in Oberösterreich oder Salzburg andenkt?

Das geht wohl nur, indem man in so lebensentscheidenden Fragen von Anfang an Jugend UND Eltern anspricht, Vertrauen in die Betreuung und Sicherheit gewährleistet und aufklärt. In jenem Alter, wo junge Menschen solche Entscheidungen treffen, sind meist noch ihre Eltern mitverantwortlich. Auch bei denen braucht es ein Umdenken, denn der Luxus, dass die Chancen ihrer Kinder vor der Haustüre warten, ist leider eine Illusion.

Die Europameisterschaft der besten jungen Fachkräfte findet heuer erstmals in Österreich statt, nämlich von 22. bis 26. September in Graz. Was erwarten Sie sich von EuroSkills 2021?

Mehr als von der Euro im Fußball. Bei EuroSkills ist Österreich ja sogar in einer Favoritenrolle!

Weitere Informationen zu dieser Initiative der Wirtschaftskammer Österreich finden Sie hier: schaffenwir.wko.at/lehre


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Abbildung: WKÖ

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