Niederösterreich

Rockerbande zog Wiener Kleid an, gab ihm Katzenfutter

Für eine mutmaßlich unfassbare Gewalttat muss ein Rocker-Sextett vor Gericht. Es soll ein Clubmitglied ausgeschlossen und schwer misshandelt haben.

Teilen
Vier Verdächtige sitzen in der Justizanstalt Josefstadt
Vier Verdächtige sitzen in der Justizanstalt Josefstadt
Bild: picturedesk.com

Grausame und besonders erniedrigende "Abreibung" für ein ausgeschlossenes Gruppenmitglied eines Rockerclubs: Sechs Männer (Erstangeklagter ist 37, Zweitangeklagter 23, Drittangeklagter 26, Viertangeklagter 27, Fünftangeklagter 24, Sechstangeklagter 25) müssen dafür demnächst wegen des Verdachtes der Vergewaltigung, schweren Nötigung und schweren Erpressung auf die Anklagebank am Wiener Landl (es gilt für alle Beschuldigten die Unschuldsvermutung).

"Verräter" wurde ausgeschlossen

Das Opfer, ein junger Mann, war laut Anklageschrift Mitglied einer relativ neuen, rockerähnlichen Gruppierung mit Tendenzen zur "OMCG" (Outlaw Motorcylce Club). Der Club war vor über einem Jahr gegründet worden und betreibt Niederlassungen in Bosnien, Niederlande und Österreich. Das spätere Opfer, war für einige Monate Mitglied des Clubs, wurde aber aus diesem im September ausgestoßen, da ihm unterstellt worden war, er habe Clubgeheimnisse unerlaubt ausgeplaudert bzw. verraten. Somit galt der junge Mann als Verräter. 

    Die Justizanstalt Wien-Josefstadt
    Die Justizanstalt Wien-Josefstadt
    Bild: Helmut Graf

    Nach dem Ausscheiden aus der Gang wurde das Opfer zu einer Aussprache in Wien-Floridsdorf gebeten. Am Treffpunkt musste das Opfer laut Anklageschrift in ein Auto steigen und wurde zur Wohnung des Erstangeklagten chauffiert. Dort soll der junge Mann genötigt worden sein, ein Kleid der Schwester des Erstangeklagten anzuziehen, zwei Mittäter schminkten das Opfer und malten ihm aufs Hirn: "1 Euro Bitch". 

    Tierfutter essen, Haare rauchen

    Der junge Mann wurde immer wieder als Verräter, H*** und Sch***** beschimpft und musste dann auf Aufforderung tanzen. Dann sollen dem Opfer die Haare geschnitten worden sein, diese musste es in einer Wasserpfeife rauchen. Dabei soll dem Opfer laut Anklageschrift ein Stanleymesser angehalten und gedroht worden sein: "Wir schneiden Dir ein Ohr ab", "Wir schneiden Dir die Fingerkuppe ab".

    Das Martyrium erstreckte sich über mehrere Stunden: Der junge Mann musste Katzenfutter essen, Schuhe und Füße ablecken und mit Tampons und Getränkedosen besonders erniedrigende, sexuelle Handlungen vornehmen. Das Opfer musste laut Anklageschrift noch furchtbarere Dinge tun, auf die Darstellung verzichtet "Heute". 

    Opfer auch erpresst

    Weiters würde das Opfer den Angeklagten jetzt 30.000 Euro schulden, weil es den Club verlassen habe. Würde der junge Mann nicht zahlen oder gar Anzeige bei der Polizei erstatten, wurde ihm mit der Vergewaltigung der Mutter gedroht. 

    Doch das Opfer erstattete Anzeige bei der Exekutive, Mitte Dezember nahm die Polizei mit Hilfe der Cobra einige Beschuldigte fest.

    Anwältin Astrid Wagner verteidigt.
    Anwältin Astrid Wagner verteidigt.
    Sabine Hertel

    Das sagen Anwälte

    In den Einvernahmen zeigte sich der derzeit übers AMS in Ausbildung befindliche 37-jährige Erstangeklagte und zweifache Familienvater teilgeständig, verharmloste dabei indes den Sachverhalt. Der zweitangeklagte 23-Jährige zeigte sich geständig und belastete die anderen Beschuldigten.

    Der Dritt- und Fünftangeklagte werden von Rechtsanwältin Astrid Wagner vertreten. "Meine Mandanten spielten untergeordnete Rollen, einer war selbst teils Opfer", so die Anwältin. Der Viertangeklagte (27) wird von Strafverteidiger Florian Höllwarth vertreten: "Es tut ihm leid. Jedoch war er niemals an einer Vergewaltigung beteiligt", sagt der Advokat auf "Heute"-Nachfrage. Alle Angeklagten sind österreichische Staatsbürger.

    Ein Prozesstermin steht noch nicht fest, dem Hauptangeklagten droht dabei bis zu zehn Jahre Haft, den Beitragstätern mehrjährige Haftstrafen.

    ;