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Roman Polanski plant Film über Dreyfus-Affäre

Heute Redaktion
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Roman Polanski bekennt sich zu seinen polnischen Wurzeln: Der Regisseur hat sich in Krakau eine Wohnung gemietet und plane einen "längeren Aufenthalt mit der Familie". Doch auch arbeitstechnisch hat es ihn dorthin gezogen, da der Oscar-Preisträger die Dreyfus-Affäre verfilmen will.

die Dreyfus-Affäre verfilmen will.

 

Polanski hatte vor wenigen Tagen bereits Gespräche über mögliche Dreharbeiten in Krakau geführt, will Medienberichten zufolge aber auch noch Drehorte in Warschau prüfen. Der Regisseur plant einen Film über die Dreyfus-Affäre.

Krakauer Ghetto überlebt

Neben der Arbeit widmet er sich aber auch seinen Liebsten: Polanskis Traum sei es, seinen Kindern zu zeigen, wo er aufgewachsen sei, denn er habe als Kind das Krakauer Ghetto überlebt. Seit er in Polen "Der Pianist" drehte, engagiert er sich für den Erhalt jüdischer Spuren vor allem in Krakau.

Als Dreyfus-Affäre bezeichnet man die Verurteilung des französischen Hauptmanns Alfred Dreyfus 1894 durch ein Kriegsgericht in Paris wegen angeblichen Landesverrats zugunsten des Deutschen Kaiserreichs und die dadurch ausgelösten, sich über Jahre hinziehenden öffentlichen Auseinandersetzungen und weiteren Gerichtsverfahren.

Die Verurteilung des jüdischen Offiziers basierte auf rechtswidrigen Beweisen und zweifelhaften Handschriftengutachten. Für die Wiederaufnahme des Verfahrens und seinen Freispruch setzten sich zunächst nur Familienmitglieder und einige wenige Personen ein, denen im Verlauf des Prozesses Zweifel an der Schuld des Angeklagten gekommen waren.

Der Justizirrtum weitete sich zum ganz Frankreich erschütternden Skandal aus. Höchste Kreise im Militär wollten die Rehabilitierung Dreyfus’ und die Verurteilung des tatsächlichen Verräters Major Ferdinand Walsin-Esterházy verhindern. Antisemitische, klerikale und monarchistische Zeitungen und Politiker hetzten Teile der Bevölkerung auf, während Menschen, die Dreyfus zu Hilfe kommen wollten, ihrerseits bedroht, verurteilt oder aus der Armee entlassen wurden. Der bedeutende naturalistische Schriftsteller und Journalist Émile Zola musste beispielsweise aus dem Land fliehen, um einer Haftstrafe zu entgehen. Er hatte 1898 mit seinem berühmt gewordenen Artikel J’accuse…! (Ich klage an …!) angeprangert, dass der eigentlich Schuldige freigesprochen wurde.

Die im Juni 1899 neu gebildete Regierung unter Pierre Waldeck-Rousseau setzte auf einen Kompromiss, nicht auf eine grundsätzliche Korrektur des Fehlurteils, um die Auseinandersetzungen in der Affäre Dreyfus zu beenden. Wenige Wochen nach seiner zweiten Verurteilung wurde Dreyfus begnadigt. Ein Amnestiegesetz garantierte gleichzeitig Straffreiheit für alle mit der Dreyfus-Affäre im Zusammenhang stehenden Rechtsbrüche. Lediglich Alfred Dreyfus war von dieser Amnestie ausgenommen, was es ihm ermöglichte, sich weiter um eine Revision des Urteils gegen ihn zu bemühen.

Am 12. Juli 1906 hob schließlich das zivile Oberste Berufungsgericht das Urteil gegen Dreyfus auf und rehabilitierte ihn vollständig. Dreyfus wurde wieder in die Armee aufgenommen, zum Major befördert und darüber hinaus zum Ritter der französischen Ehrenlegion ernannt. Der strafversetzte Major Marie-Georges Picquart, ehemals Leiter des französischen Auslandsnachrichtendienstes (Deuxième Bureau) und eine Schlüsselfigur bei der Rehabilitierung von Alfred Dreyfus, kehrte mit dem Rang eines Brigadegenerals in die Armee zurück.