Österreich
Rotes Kreuz will mit weniger Tests Touristen anlocken
Rot-Kreuz-Kommandant Gerry Foitik will den Wintertourismus mit extremen Mitteln retten: Es sollen dafür keine K1-Kontakpersonen mehr getestet werden.
Die Bedeutung des Wintertourismus wird durch ein internes Strategie-Papier des Roten Kreuzes sichtbar, das "Heute" zugespielt wurde und über das auch der "Kurier" berichtete. Darin präsentiert Gerry Foitik, Bundesrettungskommandant vom Roten Kreuz, wie er Touristen durch die Manipulation von Corona-Tests die Angst vorm Österreich-Urlaub nehmen will.
Bei den Zielen, die er in einem Strategie-Papier vom 15. Oktober formuliert, schreibt Foitik: "Wenn Zahlen eine Zeit lang sinken, aber immer noch zu hoch sind, für eine "grüne" Einschätzung der EU-Partner könnten wir innerhalb weniger Tage aufhören, Kontakpersonen "1" zu testen: die Inzidenz sinkt dann sofort um 500 täglich (absolut – Zahlen der vergangenen Woche) bei gleichzeitigem leichten Sinken der Positivitätsrate."
Durch eine geringere Testung soll somit der Eindruck entstehen, dass es weniger Coronafälle in Österreich gibt. Dadurch sollen auch die Reisewarnungen reduziert werden, die etwa aktuell von Deutschland, Holland und Belgien für Teile Österreichs gelten. Die EU hat Österreich auf ihrer Corona-Ampel ganz als "rot" eingestuft. Die Idee der Manipulation der Zahlen, die laut Foitik "nicht für die Öffentlichkeit gedacht war", soll dem Gefahrenstatus Österreichs entgegenwirken.
Drei Millionen für neuen Digital-Test
Zusätzlich will Foitik auch die digitale Covid-19-Testung verbessern und fordert drei millionen Euro für die Entwicklung eines Systems, das es bereits schon gibt: Der patentierte Gurgeltest, der vom Virologen Christoph Steininger entwickelt wurde. Im Strategie-Papier schreibt Foitik: "Eine exponentielle Entwicklung kann man nicht mit linearer Ressourcensteigerung begegnen (zumindest nicht sehr lange). Daher brauchen wir dogotale Instrumente – die viel besser skalieren können. Er präsentiert ein Beispiel, "dessen Umsetzung (digital) 3 Wochen dauert und 3 Millionen kostet."
"In vielen Nachbarländern wird es so gemacht, wie ich vorschlage"
Auf "Heute"-Anfrage steht Foitik zu seinem Vorschlag und erklärt: "In vielen Nachbarländern werden K1-Kontaktpersonen gar nicht getestet, in Österreich schon. Dadurch ergibt sich eine künstlich hohe Inzidenz für unser Land und wir stehen in einem schlechteren Licht da. Im Frühling haben wir auch noch keine Tests bei K1-Personen durchgeführt."
Das interne Papier "soll zeigen, was wir tun können, um die Corona-Zahlen runterzubringen." Er sei nicht generell gegen die Testung von K1-Personen, betont der Bundesrettunsgkommandant, aber er hinterfragt die Sinnhaftigkeit in vielen Fällen. "K1-Personen müssen ohnehin in Quarantäne bleiben, auch wenn sie negativ sind. Ob das Sinn macht, ist fraglich. Und wenn sie positiv getestet werden und keine Symptome haben, nutzt dieses Ergebnis letztlich auch nichts." Dass er mit seinem Vorstoß für Empörung gesorgt hat, habe auch etwas Gutes: "Ich sage nicht, dass ich die beste aller Ideen im Briefing anführe, aber ich freue mich, wenn aus dem Diskurs etwas Gescheites entsteht."