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Rotlichtviertel in Amsterdam vor dem Aus?

Heute Redaktion
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Rotlichviertel in Amsterdam: Eine Prostituierte wartet auf Kundschaft.
Rotlichviertel in Amsterdam: Eine Prostituierte wartet auf Kundschaft.
Bild: picturedesk.com/APA

Organisierte Kriminalität und illegale Prostitution: Das Rotlichtviertel in Amsterdam könnte laut Bürgermeisterin Femke Halsema bald Geschichte sein.

Es zählt zu den bekanntesten Orten in der niederländischen Hauptstadt, doch neben den vielen Touristenmassen sorgen organisierte Kriminalität und illegale Prostitution im Rotlichtviertel von Amsterdam seit Jahren für Probleme.

Nun möchte Bürgermeisterin Femke Halsema dagegen vorgehen und schließt auch ein Ende für das berühmte Viertel nicht aus.

"Wir müssen es wagen, über ein Rotlichtviertel ohne Prostitution nachzudenken", sagte die Politikerin in einem Interview mit der niederländischen Zeitung "Het Parool". Dazu hat sie vier mögliche Zukunftsvarianten präsentiert. Die aktuelle Situation sei "inakzeptabel".

Ein großes Problem stellen auch die vielen Schaulustigen, die sich durch die schmalen Gassen drängen und die Frauen hinter den Fenstern fotografieren, dar. "Die Situation ist so, dass überwiegend ausländische Frauen, von denen wir nicht wissen, wie sie hierher gekommen sind, ausgelacht und fotografiert werden", so Halsema.

Die Bürgermeisterin könnte sich vorstellen die Bordelle an andere Orte zu verlegen. "Prostitution ist ein historisches Phänomen in der Innenstadt. Es braucht Zeit und Geld, um etwas dagegen zu unternehmen. Dazu ist ein Konsens erforderlich, aber die endgültige Entscheidung liegt beim Kollegium und beim Rat. Ich leite die Diskussion", betont die 53-Jährige.

Auch ein Verbot der Fensterprostitution ist denkbar. Demnach dürfen sich die Prostituierten nicht mehr in den aktuell 330 Fenstern anbieten. Das Geschäft soll hinter verschlossenen Türen stattfinden.

Zudem möchte die Bürgermeisterin Menschenhandel, Betrug und Geldwäsche bekämpfen. Die Situation soll sich auch für die Anreiner und Unternehmer in dem Viertel verbessern: "Es muss dort leiser, sauberer und lebenswerter sein als jetzt."

Ob Halsema die Reform politisch durchsetzen kann, bleibt offen. Rückendeckung bekommt sie von den linksliberalen Democraten 66 und den Sozialdemokraten.

Die Prostituierten selbst sprechen sich aber laut der neuen Organisation "Red Light United" gegen ein Ende aus. 90 Prozent von 170 Befragten möchten weiter im Rotlichtviertel arbeiten. (str)