Szene

Routinier Muti: Ohne Firlefanz, mit Dolce Vita!

Heute Redaktion
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Unaufgeregt, ausgeschlafen, voller Hingabe: Italo-Maestro Riccardo Muti trieb die Philharmoniker Montagmittag zu Höchstleistungen an. 2019 dirigiert Christian Thielemann.

Wenn Riccardo Muti den Takt angibt, weiß man, was man bekommt. Und das ist gut so. Denn während ihm die einen Mangel an Humor attestieren, sprechen die anderen lieber von Professionalität. Und ja, der Neapolitaner, tat auch diesmal, was er am besten kann: Walzer dirigieren (mit dem Tanzen hat er es ja bekanntlich nicht so).

Familie Strauß zwischen Walzerseligkeit und Temperament

Bereits zum fünften Mal mäanderte der Maestro im Goldenen Saal des Wiener Musikvereins zwischen Präzision und Flexibiliät– und jagte die Philharmoniker mit einem großartigen Mix aus Walzerseligkeit und südländischem Temperament durch die Klangwelten der Familie Strauß. Vom Einzugsmarsch aus der Operette „Der Zigeunerbaron" über die "Freikugeln" bis zur traditionellen letzten Zugabe des „Radetzkymarsch".

Muti: "Das ist keine Unterhaltungsmusik"

Ohne Firlefanz, ohne Klamauk – dafür mit einer ungeheuren Hingabe, die die enge Bindung zwischen Muti und dem weltberühmten Orchester (die Zusammenarbeit währt bereits 48 Jahre, 1993 debütierte Muti beim Neujahrskonzert) einmal mehr unterstrich: „Das ist keine Unterhaltungsmusik", richtete er Vorfeld aus. „Wir spielen vor Millionen von Menschen. Alles geschieht in einem Moment, die Verantwortung ist groß!"

Zither-Solistin spielte im Dirndl

Kleine Liebesbeweise an die Natur (Blumenkrawatte), Austro-Lokalkolorit (Zither-Solistin Barbara Laister-Ebner spielte "Geschichten aus dem Wienerwald" im Dirndl) und sieben Premieren (darunter Huldigungen an seine Heimat, etwa im "Wilhelm-Tell-Galopp" oder "Un ballo in maschera)" wurden von 40 ORF-Kameras für 50 Millionen Seher aus 95 Ländern eingfangen. Die Woge der Begeisterung schwappte bereits beim zweiten Streich, Josef Strauß' "Wiener Fresken", über – ein Meer aus 30.000 Blüten aus Rosen, Amaryllis, Cymbidien, Nelken und Lilien in Pastelltönen taten ihr Übriges.

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Staatsopern-Comeback mit seiner Tochter Chiara

Den orakelten Abschied des Maestro von der größten Kulturproduktion der Welt relativierte der 76-Jährige zum Glück bereits bei der Pressekonferenz zum Event selbst. „Sag niemals nie". Und solange ihm trotz allen Engagements in Wien genug Zeit für seine Enkel bleibt, darf zumindest gehofft werden. Ein Wiedersehen gibt's auf jeden Fall 2019 an der Wiener Staatsoper – Muti übernimmt das Dirigat von "Cosi fan tutte" in einer Inszenierung seiner Tochter Chiara.

Christian Thielemann dirigiert 2019

Übrigens: Den Takt beim Neujahrskonzert 2019 gibt erstmals der Deutsche Christian Thielemann (Chefdirigent der Sächsischen Staatskapelle Dresden und künstlerischer Leiter der Salzburger Osterfestspiele) an. Um die Verlosungs-Karten für das Spektakel 2019 (kosten zwischen 35 und 1.090 Euro) darf sich ab 2. Jänner HIER beworben werden. 700 Tickets gibt's für 60.000 Bewerber. Da braucht's Schwein.