Österreich

Rundmail – Eltern sollen Kinder selber betreuen

Heute Redaktion
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Glattauer gibt Noten: Die Kolumne jeden Montag in "Heute".
Glattauer gibt Noten: Die Kolumne jeden Montag in "Heute".
Bild: heute.at

Schuldirektor Glattauer gibt Noten. Heute: Rundmail – Eltern sollen Kinder selber betreuen. Schüler sind im digitalen Schwitzkasten! TV: Von Kindern und der Pornoindustrie. Und: Stehen die Schulen vor dem Neustart?

Eltern sollen Kinder selber betreuen ...

Knapp 7.000 Kinder werden aktuell in Schulen betreut. Jetzt erging dorthin ein Rundmail: "Trotz manchen anderslautenden Wunschvorstellungen muss an erster Stelle die Eindämmung der Verbreitung des Virus stehen. Es sollen daher weder Eltern noch SchülerInnen zum Schulbesuch animiert werden (…)." Absender: die Personalvertretung der Pflichtschullehrerinnen. Das riecht nach Kampf.

Note: Gar nicht gut

Glattauer gibt Noten
Niki Glattauer ist seit 20 Jahren Lehrer in Wien, aktuell Direktor des "SZ-FIDS" in Meidling. Dazu hat er 13 Bücher geschrieben.
Jeden Montag vergibt er in einer Kolumne für "Heute" Schulnoten.

Alle seine Artikel finden Sie hier!

Schüler sind im digitalen Schwitzkasten!

Lehrer sind lernfähig. Mussten sich Schüler am Beginn von Homeschooling noch in gefühlt 17 verschiedenen E-Learning-Modi quälen (jede Lehrerin im Glauben, sie verdiene sich ihre Gage umso redlicher, je mehr Arbeitsaufträge sie erstelle), haben sich die meisten Schulen inzwischen auf EINE Plattform plus EIN schlankes Distance-Learning-Ritual geeinigt. Oder wie der Österreicher sagt: Homeschooling geht jetzt.

Schon rufen manche feierlich die "neue Schule" aus. "Unterrichtsmaterial wird online gestellt und ist dort für Kinder und Jugendliche stets erreichbar", lese ich, "daher wird virtueller Unterricht reizvoll bleiben". Hm. Ist es nicht vielmehr so, dass es die Kinder und Jugendlichen sind, die plötzlich stets erreichbar sein müssen? Und wie reizvoll ist es für ein Kind, 24 Stunden am Tag im digitalen Lernschwitzkasten zu stecken? Ein mir umständehalber einigermaßen gut bekannter Bub, 11, freut sich aktuell auf nichts mehr als auf "Schule alt". Natürlich A) wegen der Freunde. Aber schon auch B) "Weil die richtige Schule wirklich aus war, wenn sie aus war."

Note: 5.0

Wenn man aufwacht und alle da sind ... :-)

Lehrerin Anneliese Sch. gab ihren Schülern (Brennpunkt-NMS, 2. Klasse) die Aufgabe, in einem Aufsatz ihre Situation zu Hause zu beschreiben. Hier in Auszügen das originelle Antwort-Mail eines der Kinder. "Diese Corona-Ferien nerfen mich schon. Es ist viel langweiliger und bissl schwerer sich selber alles beizubringen. Aber am meisten nerfen mich meine Haare. Ich ertrage es nicht mehr, so viele Haare auf dem Kopf zu haben. Es zieht mich auch runter das ich nicht raus gehen darf. Ich kann auch nicht unser Osterfest feiern, weil ich nicht nach Serbien kann (Anm.: Orthodoxe Christen feiern Ostern erst jetzt). Vor den Corona-Ferien hat mein Vater gearbeitet und meine Mutter auch. Jetzt sind sie immer da. Es ist schon eine Umstellung, wenn man aufwacht und alle da sind. Lieber Gruß, Veljko." Ohne Kommentar :-)

Note: Sehr gut

TV: Von Kindern und der Pornoindustrie ...

Leserin K. schreibt mir: "Das Schulfernsehen ist ein Armutszeugnis für den ORF, und ich kann mir nicht vorstellen, dass Kinder und Jugendliche damit ihre Zeit verschwenden. Heute die 11. Folge von 'Waisenhaus für wilde Tiere', dann 'Newton' über Virtual Reality (Teletext: 'Die Pornoindustrie wittert ungeahnte Umsätze'). Und Jamie Oliver, mit dem Schulkinder z.B. eine 'sündhafte Mousse' zubereiten sollen." Chris K. schlägt Sprachkurse vor. Hm. ORF-Chefkorrespondent Roland Adrowitzer sollte diese jedenfalls eher nicht halten. "Die Ereignisse überschlagen einander", pflegt der zu sagen. Da lächelt der gelernte Deutschlehrer still in einander hinein. ;-)

Note: Zu gut (gemeint)

Stehen die Schulen vor dem Neustart?

Erste Weichenstellungen für einen Neustart Schule im Mai: Seit Freitag weisen Bildungsdirektionen ihre Schulen an, fixe Lehrer-Teams zu bilden, "die einander im Notfall abwechseln können". Die Rede ist von Schülergruppen von 6–7 Kindern. Auch die Ausgabe von Desinfektionsmitteln läuft auf Hochtouren. Schon machen Lehrerinnen-Gewerkschaften (Paul Kimberger) verbal dagegen mobil.

Note: Oje!