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Russen-Gericht sprach einen Toten schuldig

Heute Redaktion
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Bild: Alexander Zemlianichenko (AP)

Ein russisches Gericht hat den 2009 in Haft gestorbenen Anwalt Sergej Magnitski posthum wegen Steuerbetrugs schuldig gesprochen und zu neun Jahren Lagerhaft verurteilt. Das Strafverfahren war international als absurd kritisiert worden, weil sich ein Toter nicht verteidigen könne.

Menschenrechtler werfen der Justiz vor, damit den Ruf des regierungskritischen Anwalts nachträglich beschmutzen zu wollen.

Das Gericht in Moskau habe auch Magnitskis früheren Chef William Browder vom Finanzunternehmen Hermitage Capital in Abwesenheit schuldig gesprochen, hieß es laut Agentur Interfax. 2008 war Magnitski festgenommen worden, nachdem er einen Korruptionsskandal staatlicher Stellen aufgedeckt hatte.

USA verhängten Sanktionen

Magnizki starb im November 2009 im Alter von 37 Jahren in einem Moskauer Gefängnis. Offenbar wurde er von russischen Beamten misshandelt. Im März dieses Jahres stellte die russische Justiz ihre Ermittlungen zum Tod des Anwalts ergebnislos ein.

Magnizkis Schicksal hatte den US-Kongress im vergangenen Dezember zu Sanktionen gegen russische Funktionäre veranlasst, die für den Tod des Juristen verantwortlich sein sollen. Das russische Parlament beschloss als Reaktion darauf ein Gesetz zum Verbot von Adoptionen russischer Kinder durch US-Bürger.