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Russen verbrennen Leichen auf Mülldeponie in Cherson

Eine riesige Mülldeponie am Rande Chersons war im Sommer plötzlich von den russischen Besatzern gesperrt worden. Nun kam heraus, wieso.

Eine Einwohnerin (60) von Cherson vor ihrem zerstörten Haus
Eine Einwohnerin (60) von Cherson vor ihrem zerstörten Haus
REUTERS

Dort, wo die Einwohner der ukrainischen Stadt Cherson immer ihrem Müll entsorgten, liegen heute russische Helme, Teile von Uniformen und russische Fahnen herum. Und sie sind auch der Grund, wieso die Besatzer den Zugang zur Deponie auf einmal verboten haben.

Journalisten des britischen "Guardian" waren vor Ort und sprachen mit Anrainern und Mitarbeitern der Deponie. Sie berichten, dass immer wieder russische Lkws voll mit Leichensäcken kamen. Die wurden auf der Deponie entladen und verbrannt. Nachbarn erzählen von hohen Rauchsäulen und dem Geruch verbrannten Fleisches, der in der Luft lag.

Begonnen habe die Sperrung der Deponie im Juni, als sich das Blatt im Krieg zugunsten der ukrainische Armee wendete. Das russische Militär errichtete einen Checkpoint am Eingang, berichtet Svitlana V. (45), die mit ihrem Ehemann Oleskandr seit Jahren Müll zur Deponie brachte.

"Wir durften nicht einmal annähernd zu dem Teil der Deponie, wo sie die Leichen verbrannten. Eines Tages kamen mein Mann und ich zur falschen Zeit. Wir kamen, als sie die Sache durchführten und sie schlugen meinem Mann mit einem Knüppel fest ins Gesicht", erzählt sie.

Ein Mitarbeiter der Müllabfuhr von Cherson, der aus Angst anonym bleiben wollte, berichtet: "Die Russen kamen mit einem Kamaz-Lkw voller Müll und Leichen, die zusammen abgeladen wurden. Glauben Sie, jemand wollte sie begraben? Sie kippten sie aus, kippten Müll darüber und das war's."

So wie er bestätigten mehrere Anrainer und Mitarbeiter dem "Guardian" die Vorgänge, wollten aber ebenfalls anonym bleiben.

Todeszahlen verheimlichen

Laut dem russischen Verteidigungsministerium waren bis September nur knapp 6.000 Soldaten gefallen. Großbritanniens Verteidigungsminister Ben Wallace bezifferte zum gleichen Zeitpunkt die russischen Verluste mit 80.000, wovon mindestens 25.000 getötet worden seien.

Das ukrainische Militär spricht von mehr als 84.000 "eliminierten" Invasoren; der US-Generalstabschef Mark Milley hatte vor zwei Wochen erklärt, rund 100.000 russische Soldaten seien getötet oder verwundet worden.

In Russland steigt der Ärger in der Bevölkerung über die geschönten Todeszahlen: Denn Familien verlieren den Kontakt zu ihren Soldaten an der Front, überlebende Kameraden berichten auf sozialen Medien von riesigen Verlusten.

Kosten in Milliardenhöhe

Ein Grund, warum Russland den Tod vieler Soldaten verheimlicht, ist nicht nur die staatliche Propaganda: Solange ein Soldat nicht offiziell gefallen ist, muss den Angehörigen nicht die gesetzliche Entschädigung ausgezahlt werden, die Präsident Wladimir Putin Anfang März offiziell verkündet hat. Sie beträgt 7.421.000 Rubel, umgerechnet knapp 120.000 Euro.

Wenn die ukrainischen Angaben stimmen, würde der russische Staat Angehörigen insgesamt 9,6 Milliarden Euro schulden. Geht man von konservativeren Zahlen wie den britischen aus, wären das immer noch 3 Milliarden Euro. Ein riesiger Betrag, der ein noch größeres Loch in den schwer angeschlagenen russischen Staatshaushalt reißt.

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