Welt

Russen verspotten Gift-Opfer Julia Skripal

Nur knapp überlebten der russischen Ex-Spion Sergej Skripal und seine Tochter die Giftattacke im März. Nun kursieren gemeine Internet-Witze.

Heute Redaktion
Teilen

"Glaub es einfach! Der Zauber von Nowitschok!", steht auf einem einer Kosmetikwerbung nachempfundenen Meme. Auf den Fotos ist Julia Skripal zu sehen – vor dem Giftanschlag und nachher. Mit "Novichok" (englische Schreibweise für das Nervengift) wird dabei eine erfundene Creme beworben.

Die Bildmontage macht derzeit im Netz die Runde und entlockt russischen Usern hämische Bemerkungen: "Diese Nowitschok-Sache hat entweder fantastische jugendliche Eigenschaften oder Großbritannien hat ein Gegengift, das Wunder wirkt. Julia Skripal vor und nach der angeblichen Vergiftung", schreibt etwa der russische Politanalyst maximal A. Suchkov. Auf Facebook kommentiert ein User: "Dieses Nowitschok scheint mir gutes Gesundheits- und Körperaufbauendes Zeug zu sein!"

Westliche Experten sind über das Meme erzürnt, so schreibt etwa Alec Luhn, Russland-Korrespondent vom "Telegraph" dazu: "Dies macht die Runde auf Pro-Kreml-Twitter-Accounts. Ungeachtet dessen, dass Julia Skripal viel Gewicht verloren hat, bevor sie vergiftet wurde. Ungeachtet auch des Lochs in ihrem Hals."

Auf die Skripals war am 4. März im englischen Salisbury ein Giftanschlag verübt worden. Der russische Ex-Doppelagent Sergej Skripal konnte erst kürzlich das Krankenhaus verlassen. Auch seine Tochter befand sich wochenlang in äußerst kritischem Zustand und musste unter anderem künstlich beatmet werden.

Sie wolle ihren Vater unterstützten, bis er sich vollständig erholt habe, sagte Julia Skripal in einer am 23. Mai veröffentlichten Videobotschaft. Ihr Leben sei durch das Attentat "auf den Kopf gestellt worden". Derzeit versuche sie, mit den körperlichen und seelischen Folgen zurechtkommen.

Putin will gemeinsame Untersuchung

Der russische Präsident Wladimir Putin hat eine gemeinsame britisch-russische Untersuchung des Giftanschlags gefordert. Nur dann sei eine objektive Aufklärung möglich. Aber London lehne diese Moskauer Forderung bislang ab, sagte Putin am Freitag in St. Petersburg bei einem Treffen mit führenden internationalen Nachrichtenagenturen.

Die britische Regierung wirft Moskau vor, hinter dem Anschlag auf Skripal und dessen Tochter Julia zu stehen. 23 russische Diplomaten mussten das Land verlassen.

(red)

Mehr zum Thema