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"Wir glauben, dass Liebe diese Welt retten könnte"

Russkaja veröffentlichen am 29. März ihr neues Album "No One Is Illegal". Mit uns haben sie darüber gesprochen.

Heute Redaktion
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Die Ska-Punkband Russkaja mit dem dank Frontmann Georgij Makazaria unverkennbaren russischen Einfluss ist in der österreichischen Musiklandschaft und auch weit über deren Grenzen hinaus schon lange keine Unbekannte mehr. Mit "No One Is Illegal" hat man nun das mittlerweile sechste Studioalbum am Stars.

Kurz vor der Veröffentlichung haben sich Sänger Georgij Makazarian und die Violinistin Ulrike Müllner mit "Heute" zusammengesetzt, um über die Bedeutung von "No One Is Illegal", die Message hinter ihren Songs und den neuen musikalischen Weg, den man eingeschlagen hat, zu plaudern.

Heute: Am 29. März erscheint mit "No One Is Illegal" das neue Album von Russkaja. Was sofort ins Auge sticht ist der Titel. Können Sie uns erzählen, für was der in Ihren Augen steht?

Georgij Makazaria: Wo fangen wird da an? Die politische Entwicklung in diesem Land ist für viele Menschen ein bisschen erschreckend. Einer schämt sich dafür, einer schließt die Augen, einer will damit nichts zu tun haben. Viele werden aktiv. Was können wir als Musiker da jetzt machen. Wir machen Unterhaltungsmusik, und zum ersten Mal in unserem Dasein, haben wir verstanden, dass wir im Rahmen der Unterhaltung auch ein ernstes Thema reinfließen lassen können. Deswegen "No One Is Illegal". Es ist ein Aufruf zum respektvollen Umgang mit Menschen. Egal, wo sie herkommen. Egal, was sie mitbringen. Egal, was sie erlebt haben. Besondere Sensibilität ist da bei Menschen gefragt, die flüchten. Die kommen nicht zum Spaß hierher.

Ich weiß auch, wovon ich rede. Meine Frau unterrichtet in der Diakonie, sie bringt viele Geschichten mit nach Hause. Wir reden darüber und das ist wirklich schwer zu verdauen teilweise. Viele Menschen sind da wirklich in ganz schlimmen Situationen. Jetzt mit der neuen Regierung wird diesen Menschen das Leben und das Überleben noch schwerer gemacht.

Kein Mensch ist illegal. Nenne einen Menschen nicht illegal. "Illegal" und "menschliches Wesen", das sind zwei Begriffe, die nicht in einem Satz vorkommen sollten. So behandeln wir das Thema.

„Wir glauben immer noch, dass Liebe diese Welt retten könnte."

Und überhaupt, auf diesem Album sind ein paar politische Themen. Gleich der erste Song "Love Revolution" ist ein Appell von uns als kuschelige Band quasi. Wir glauben immer noch, dass Liebe diese Welt retten könnte. Und wird. Das besingen wir hier. Bei unserem Konzert lassen wir die Leute dann alle miteinander schmusen.

"Here's The News" ist ein scharfer Kritikpunkt an propagandistische Nachrichten und Massenmedien. Wo Geschichten teilweise so verdreht werden, dass eine gewisse Stimmung verfolgt wird.

"Break Down The Walls", zerstöre die Wände. Wenn du eine Wand in deinem Kopf hast, damit beginnt auch eine Wand, die du dann physisch bauen willst. "Dance Your Tears Away" sagt aus, dass auch Niederlagen gefeiert gehören.

"The Best Things In Life Are Free". Wir jagen alle nach irgendwas Wertvollem, wir verfolgen Ziele, aber wir sind immer gestresst, das Leben findet schneller statt, wir sind konsumtechnisch überladen. Wir wollen haben, wir haben Gier, wir haben Verlangen. Dabei merken wir nicht, dass die einfachsten Dinge im Leben, die am glücklichsten machen, frei zugänglich sind. Eben, dadurch, dass sie frei sind, nehmen wir uns dafür nicht soviel Zeit.

Das sind alle unsere Themen, die in dieses Album gekommen sind.

„Der Plan war, es etwas radiotauglich zu machen."

Musikalisch sind wir einen neuen Weg gegangen. Zum ersten Mal haben wir uns einen Produzenten leisten können. Es war interessant, das mal zu sehen und von Profis zu lernen. Der Plan war, es etwas radiotauglich zu machen. Wir wollten es so machen, damit es auch im Radio gespielt wird. Wir haben das vorher noch nie probiert.

Ulrike Müllner: Bei uns war der Fokus immer sehr auf Live. Die Stärke unserer Band liegt ja bei den Live-Konzerten, und es war bisher bei Songwriting immer schon sehr darauf ausgelegt, dass man das auf einem Konzert gut rüberbringen kann. Eine Radioproduktion hat natürlich ganz andere Anforderungen. Wir wollten diesen Schritt in Kooperation mit einem externen Produzenten gehen, wo man dann sagen kann, das könnte man sich auch im Radio vorstellen.

Georgij: Jemand, der sich auf die Platte einlässt und sich die Songs anhört darf schon gespannt sein, wie das alles dann live klingen wird. Dann wird es anders klingen. Komplett anders. Wir arrangieren die Sachen, die wir am Album gespielt haben, für die Live-Shows etwas um.

Ulrike Müllner: Am Album ist der Platz da, sich auch ernsteren Themen anzunehmen. Live liegt der Fokus darauf, den Leuten eine gute Zeit zu bereiten.

Und genau das werden Russkaja in den nächsten Wochen tun. Mit "No One Is Illegal" geht es auf ausgedehnte Tournee durch Deutschland und Österreich, bei der auch drei Shows in Holland, der Schweiz und Tschechien auf dem Plan stehen.

Tickets für die Konzerte gibt es HIER zu kaufen.

(baf)