Wien

S45-Lokführer ließ Rollstuhlfahrer am Bahnsteig stehen

Franz Huainigg wurde die Fahrt mit der S-Bahn verweigert. Der Rollstuhlfahrer fühlt sich diskriminiert. Die ÖBB entschuldigen sich.

Claus Kramsl
Teilen
Franz Huainigg hatte am Bahnhof Wien ein negatives Erlebnis mit einem S-Bahn-Lokführer.
Franz Huainigg hatte am Bahnhof Wien ein negatives Erlebnis mit einem S-Bahn-Lokführer.
Privat

Seit seinem 7. Lebensmonat sind die Beine von Franz Huainigg gelähmt. Heute ist der 56-Jährige auf einen Rollstuhl und ein Beatmungsgerät angewiesen, kann alltägliche Dinge nur Dank tatkräftiger Hilfe seiner persönlichen Assistentin Julia Spindler bewerkstelligen. Seinen Humor verlor der gebürtige Kärntner, der für die ÖVP 15 Jahre im Nationalrat saß, aber nie. In den 1990er-Jahren gründete er das Wiener "KrüppelKabarett".

Erst gutes Zureden ließ Lokführer helfen

Am 1. Mai ging ihm aber der Schmäh aus: Mit seiner Assistentin Julia Spindler wollte Huinigg vom Bahnhof Heiligenstadt mit der S45 in Richtung Hütteldorf fahren. Spindler bat den Lokführer die mobile Rampe auszufahren. "Seine erste Reaktion war: 'Das wird schwierig die Tür ist kaputt. Sie müssen auf den nächsten Zug warten.' Julia blieb hartnäckig und wies ihn darauf hin, dass wir bei Hinfahrt ebenfalls in einem Zug mit kaputter Tür gefahren sind, die der Fahrer allerdings mit dem Schlüssel für uns öffnen konnte. Der Zugfahrer meinte daraufhin: "Ich werde es versuchen, aber versprechen kann ich nichts."

Nach etwas gutem Zureden bequemte sich der Lokführer dann also doch zum Waggon mit der Rampe und klappte diese aus. Aber: Weil die Rampe direkt bei einer Säule lag, konnte Huainigg sie nicht benutzen. "Der Lokführer hätte einen halben Meter nach vorne fahren müssen. Aber er ignorierte unsere Bitten und fuhr davon. Wir blieben beschämt am Bahnsteig zurück."

Franz Huainigg ist auf die Unterstützung seiner Assistentin Julia Spindler angewiesen.
Franz Huainigg ist auf die Unterstützung seiner Assistentin Julia Spindler angewiesen.
Privat

"Wir fühlten uns diskriminiert"

"Julia und ich fühlten uns beide speziell durch die ignorante Behandlung und das Unverständnis des Zugfahres für unsere Situation und was es heißt, kundenfreundlich auch Barrierefreiheit herzustellen, äußerst diskriminiert.", so der Rollstuhlfahrer zu "Heute". Die Mitarbeiter der ÖBB seien - wie auch die der Wiener Linien oder anderer Öffis - verpflichtet, Rollstuhlfahrern und auch anderen körperlich beeinträchtigen Personen die Beförderung zu ermöglichen. "Das ist kein Freundschaftsdienst, oder eine Good-Will-Aktion sondern ihre Pflicht", betont Huainigg.

Auf Twitter machte er seinem Ärger Luft, bekam viel Zuspruch:

ÖBB entschuldigten sich prompt

Auch die für die Schnellbahn zuständigen ÖBB reagierten auf Huainiggs Tweet: "Bei den ÖBB hat Diskriminierung keinen Platz und wird auch nicht geduldet. Es tut uns leid, dass dir das passiert ist. Danke, dass du den Vorfall gemeldet hast! Wir werden alles Nötige in Bewegung setzen und dem Fall nachgehen, um künftigen Vorfällen vorzubeugen."

Zug am besten gleich richtig in Station halten lassen

"Zumeist sind die Zugfahrer der ÖBB sehr verständnisvoll und bemüht", so der Rollstuhlfahrer versöhnlich. "Bereits zwei Mal ist bei einer ähnlichen Situation, wo ich auch durch die Säule nicht die Rampe befahren konnte, der Zugfahrer wieder eingestiegen, hat den Zug ein Stück vorgefahren und die Rampe wieder ausgeklappt. Und das sogar, als die Rampe sich im hintersten Zugwaggon befand und der Fahrer zwei Mal einen weiten Weg hin und zurück gehen musste", erinnert sich Huainigg. Sein Vorschlag an die ÖBB: Die Züge sollten gleich so in den Stationen halten, dass sich die Rampe problemlos öffnen und benutzen lässt. In manchen Ländern gibt es dafür als Hilfestellung für die Zugführer farbliche Markierungen am Bahnsteig.

1/64
Gehe zur Galerie
    <strong>26.04.2024: Barometer-Beben! Neue Konkurrenz für FP-Chef Kickl.</strong> Enges Rennen im April-Barometer von <em>"Heute"</em>: Vier Parteichefs haben exakt dieselben Zustimmungswerte. <a data-li-document-ref="120033420" href="https://www.heute.at/s/barometer-beben-neue-konkurrenz-fuer-fp-chef-kickl-120033420">Bier-Chef Wlazny wird auf Platz 1 ausgewiesen &gt;&gt;&gt;</a><a data-li-document-ref="120033251" href="https://www.heute.at/s/kein-auto-kein-haus-so-lebt-rene-benko-120033251"></a>
    26.04.2024: Barometer-Beben! Neue Konkurrenz für FP-Chef Kickl. Enges Rennen im April-Barometer von "Heute": Vier Parteichefs haben exakt dieselben Zustimmungswerte. Bier-Chef Wlazny wird auf Platz 1 ausgewiesen >>>
    Denise Auer, Helmut Graf