Mund und Darm

Saftkuren – diese Schattenseite kennst du noch nicht

Zur "Entgiftung" sind Saftkuren recht beliebt. Eine neue Studie zeigt aber, dass sich das Mikrobiom in Mund & Darm negativ verändern.
Heute Life
12.02.2025, 10:05
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Saftkuren erfreuen sich großer Beliebtheit. Viele probieren solche Programme aus, weil sie rasch und einfach Vorteile wie Entgiftung, Entschlackung und eine verbesserte Verdauung erwarten. Doch neue Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass diese trendigen Kuren unerwartete Auswirkungen auf die Billionen nützlicher Bakterien haben könnten, die in unserem Mund und Darm leben.

Forscher der Northwestern University untersuchten in einer Studie, wie sich unterschiedliche Saftdiäten auf unser Mikrobiom auswirken – also die riesige Gemeinschaft von Mikroorganismen in unserem Darm und unserem Mund, die eine entscheidende Rolle für unsere Gesundheit spielen. Die Ergebnisse in der Fachzeitschrift Nutrients zeigen, dass selbst kurzfristige Saftkuren unsere Bakteriengemeinschaften schnell verändern können, möglicherweise auf besorgniserregende Weise.

Zu wenige Ballaststoffe

Moderne Entsaftungsverfahren entfernen die meisten unlöslichen Ballaststoffe aus ganzen Früchten und Gemüsen und konzentrieren gleichzeitig deren natürlichen Zucker. Diese Umwandlung könnte einige der gesundheitlichen Vorteile, die wir von diesen Produkten erwarten, schmälern, insbesondere wenn es um die Ernährung unserer nützlichen Darmbakterien geht, die von Ballaststoffen leben. "Die meisten Menschen denken, dass Safttrinken eine gesunde Entschlackungskur ist, aber der Konsum großer Mengen Saft mit wenig Ballaststoffen kann zu einem Ungleichgewicht des Mikrobioms führen, das negative Folgen wie Entzündungen und eine Verschlechterung der Darmgesundheit haben kann", sagt die leitende Autorin Dr. Melinda Ring.

Um diese Auswirkungen zu untersuchen, rekrutierten die Forscher 14 gesunde Erwachsene im Alter zwischen 18 und 35 Jahren und wiesen sie nach dem Zufallsprinzip einem von drei verschiedenen dreitägigen Ernährungsprotokollen zu: einem ausschließlichen Saftfasten, einer Diät, bei der Saft mit normaler Nahrung kombiniert wird, oder einer Ernährung mit pflanzlicher Vollwertkost. Die Wissenschaftler sammelten zu vier verschiedenen Zeitpunkten Proben aus dem Speichel, der Innenseite der Wange und dem Stuhl der Teilnehmer, um Veränderungen in ihren Bakteriengemeinschaften zu verfolgen.

Deutliche Mikrobiom-Veränderung im Mund

Überraschenderweise traten die deutlichsten Veränderungen nicht im Darm, sondern im Mund auf. Eine saftbasierte Ernährung erhöhte potenziell problematische Bakterien, die mit Entzündungen verbunden sind, während nützliche Arten abnahmen. Die Darmbakterien zeigten subtilere Veränderungen. Bei Teilnehmern, die sich saftbasiert ernährten, wurde ein Anstieg der Bakterienarten festgestellt, die mit einer erhöhten Darmdurchlässigkeit (manchmal auch "Leaky Gut" genannt) und mit Entzündungen in Zusammenhang stehen. Außerdem wurde bei ihnen ein Anstieg der Bakterien festgestellt, die in früheren Studien mit kognitivem Abbau in Verbindung gebracht wurden.

Im Gegensatz dazu veränderte sich die Darmflora der Teilnehmer, die eine "Eliminationsdiät" befolgten, die auf vollwertige pflanzliche Lebensmittel setzte und gleichzeitig verarbeitete Lebensmittel sowie Alkohol und Koffein mied, möglicherweise auf positive Weise. In dieser Phase vermehrten sich Bakterien, die zur Erhaltung der Darmgesundheit und zur Verringerung von Entzündungen beitragen.

Lieber Frucht statt Saft

Die Wissenschaftler plädieren in ihrer Studie für das Essen der ganzen Frucht anstatt nur des Saftes. Denn die beim Entsaften entfernten Ballaststoffe scheinen eine entscheidende Rolle bei der Aufrechterhaltung gesunder Bakteriengemeinschaften in unserem gesamten Verdauungssystem zu spielen. "Wenn Sie gerne Säfte trinken, sollten Sie stattdessen das Mixen in Betracht ziehen, um die Ballaststoffe zu erhalten, oder Säfte mit Vollwertkost kombinieren, um die Auswirkungen auf Ihr Mikrobiom auszugleichen", rät Ring.

{title && {title} } red, {title && {title} } Akt. 12.02.2025, 10:12, 12.02.2025, 10:05
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