Österreich

Kommt der Saharastaub jetzt bis nach Wien?

Heute Redaktion
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Die Wetterprognose der vergangenen Tage wurde durch eine riesige Menge Saharastaub völlig über den Haufen geworfen. Meteorologe Nikolas Zimmermann erklärt was gerade über Österreich passiert.

Am Dienstag sollte eigentlich im ganzen Land die Sonne scheinen, sagten die heimischen Meteorologen voraus. Doch damit wird nichts, denn der Saharastaub wirbelte die Vorhersagen durcheinander – "Heute" berichtete.

Das Phänomen hält auch die Meteorologen auf Trab. Doch wie kommt dieses eigentlich zustande? Wir haben UBIMET-Experte Nikolas Zimmermann 6 Fragen zu der ungewöhnlichen Wetterlage gestellt. Das sind seine Antworten:

Wie genau kommt der Staub zu uns?

Österreich liegt derzeit zwischen einem umfangreichen Hoch über Skandinavien namens "Odilo" und einem Mittelmeertief namens "Vera". Diese Tief hat eine ungewöhnliche Zugbahn hinter sich, so stammt es aus Algerien und hat sich über dem südlichen Mittelmeer verstärkt. An seiner Ostflanke hat es in Libyen viel Saharastaub aufgewirbelt und mittlerweile über ganz Südeuropa verteilt. Wir liegen genau am Rande dieses Gebiets, so hat der Saharastaub den Süden und Westen Österreichs gerade noch erfasst.

Warum kommt Staub aus der Sahara zu uns?

Die verursachende Wetterlage ist selten, aber nicht unbekannt und tritt vornehmlich zwischen November und Mai auf. Wenn Kaltluft über dem Ostatlantik bzw. über Westeuropa weit nach Süden vorstößt, können sich beispielsweise über Marokko und Algerien kräftige Tiefdruckgebiete bilden. Diese bringen neben Regen auch viel Wind in die Wüste, der die Sandpartikel kilometerhoch aufwirbeln kann. An der Ostflanke solcher Tiefs findet man zumeist starken Südwind, der neben warmer Luft auch den Sandtransport in den Alpenraum bewerkstelligt.

Wieso so "plötzlich", dass die Wetterprognose neu geschrieben werden musste?

Von Vorarlberg bis in die Südsteiermark wurde die Bewölkung in den Prognosen am Montag unterschätzt. Österreich liegt allerdings genau im Übergangsbereich zwischen dem Hoch im Norden und dem Tief mit viel Saharastaub im Süden. Die Trennungslinie ist derzeit recht markant, so machen wenige Kilometer einen großen Unterschied. Die früheren Modelle haben diesen Übergangsbereich über Friaul und Südtirol berechnet, tatsächlich liegt er nun quer über Österreich. Hinzukommt, dass Saharastaub von den Wettermodellen kaum oder gar nicht erfasst wird, so wird die hochliegende Bewölkung oft unterschätzt.

Wo ist der "Hotspot" in Österreich?

Besonders kompakt fällt die Bewölkung derzeit in Vorarlberg, Tirol und Kärnten aus, aber auch in einem Streifen von Salzburg bis in die Steiermark sind mehr Wolken als erwartet unterwegs. Vor allem in den Nordalpen macht sich der Staub bemerkbar, da hier leicht föhniger Südostwind weht. Der Norden und Osten des Landes sind davon hingegen kaum bis garnicht betroffen.

Gibt es schon Bildmaterial des Phänomens?

Besonders gut kann man die Präsenz von Saharastaub derzeit auf Satellitenbildern (siehe Diashow oben) erkennen, da sie in Südeuropa und auch im Alpenraum verbreitet für eine gerippte Wolkenstruktur sorgt. Das ist ein typisches Merkmal für Saharastaub.

Allgemein stehen somit mehr Kondensationskerne für die Entstehung von Eiswolken zur Verfügung, weshalb die Wolken oft kompakter ausfallen als von den Modellen erwartet .

Kommt der Staub auch fix nach Wien?

Nein, Wien liegt außerhalb vom Einflussbereich des Italientiefs. Heute Morgen haben die Wolken im Südwesten für ein Morgenrot gesorgt, man sieht sie aber nur aus der Ferne.

In etwa 10 km Höhe dreht die Strömung im Tagesverlauf zunehmend auf Nordost, damit wird die staubige Luft wieder zurück in den Mittelmeerraum gedrängt. In den kommenden Tagen kann man sich landesweit auf sonniges Wetter freuen, allerdings muss dabei auch erwähnt werden, dass sich die zunehmend kritische Trockenheit fortsetzt.