Österreich

Salafistisches Buch in Justizanstalt entdeckt

Das Justizministerium hat der Islamischen Glaubensgemeinschaft die Zuständigkeit für Gefängnis-Bibliotheken entzogen.

Heute Redaktion
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Die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ) ist ab sofort nicht mehr für den islamischen Bücherbestand der österreichischen Gefängnisse zuständig, wie Justizminister Wolfgang Brandstetter gegenüber dem "Kurier" sagte.

Das Justizministerium hat sich zu diesem Schritt entschlossen, nachdem in der Justizanstalt Korneuburg ein salafistisches Buch gefunden wurde. "Für mich ist das ein Beleg, dass die Islamische Glaubensgemeinschaft ihre Kontrollfunktion nicht ausreichend wahrnimmt und in diesem Fall völlig versagt hat", so Brandstetter gegenüber dem "Kurier".

Es handelte sich laut "Kurier"-Bericht um ein Buch des indischstämmigen Salafisten Maududi, der 1973 gestorben ist. Er rief in seinen Schriften zum Dschihad auf: "Zieht aus und kämpft!" Der Kampf zur Errichtung des Kalifats sei unter Einsatz des Lebens zu führen, die Tötung anderer sei in Kauf zu nehmen, heißt es in seinen Schriften.

Verurteilter Salafist entdeckte Buch

Ein verurteilter Salafist, der sich zweimal der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) in Syrien anschließen wollte, hatte das extremistische Buch entdeckt. "Was da drinnen steht, ist aber schon radikal", sagte der Tschetschene daraufhin seinem Deradikalisierungs-Betreuer.

"Dieses Buch war in kyrillischer Schrift geschrieben", begründete Ramazan Demir, Imam und leitender islamischer Gefängnisseelsorger, die Unachtsamkeit im "Kurier".

Minister befürchte weitere problematische Bücher

"Die Tatsache, dass die Glaubensgemeinschaft schlagartig nach Bekanntwerden der Causa 30 weitere Bücher aus unserer Bibliothek entfernt hat, lässt befürchten, dass sich weitere problematische Lektüren in unserem Bestand befinden", sagte der Justizminister gegenüber der APA.

Noch am Freitag werde die Zuständigkeit an die Organisation Derad übergehen, die nun den gesamten Bücherbestand einer intensiven Prüfung unterziehen solle, teilte ein Sprecher des Ministers der APA mit.

Die Entscheidung des Ministeriums sieht Demir, der auch GEneralsekretär der IGGiÖ ist, als überzogen an: "Nur weil ein Seelsorger einen einzigen Fehler gemacht hat, will man die gesamte islamische Seelsorge infrage stellen?"

(red)