Österreich

Salzburg legt Bettlern Verhaltenskodex vor

Heute Redaktion
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Die Stadt Salzburg hat einen eigenwilligen Weg eingeschlagen, um mit Bettlern umzugehen. Am Freitag wurde eine Broschüre im Hosentaschenformat mit 17 Grundregeln für Bettler vorgestellt. In fünf Sprachen und anhand von Bildern wird erklärt, was verboten ist.

Die Stadt Salzburg hat einen eigenwilligen Weg eingeschlagen, um mit Bettlern umzugehen. Am Freitag wurde eine Broschüre im Hosentaschenformat  mit 17 Grundregeln für Bettler vorgestellt. In fünf Sprachen und anhand von Bildern wird erklärt, was verboten ist. Alle Regeln und die Broschüre zum Download finden Sie auf der des Artikels.

Die Bettler werden darauf hingewiesen, dass aggressives Betteln, Betteln mit Kindern oder die Vortäuschung einer Behinderung unerwünscht sind. "Der Leitfaden soll die klaren gesetzlichen Regelungen die es schon gibt, auch der Zielgruppe verständlich machen", betonte Vizebürgermeisterin und Sozialstadträtin Anja Hagenauer (SPÖ).

Zugleich seien auch Wünsche von Gewerbetreibenden miteingeflossen, etwa die Bitte, nicht vor Geschäftseingängen oder Trinkwasserbrunnen zu betteln. "Wir haben in dem Heft den komplexen Gesetzestext in eine einfache Sprache übersetzt und für jene, die nicht Lesen und Schreiben können, jede Regel zusätzlich mit einer Illustration verdeutlicht", so Hagenauer.

Von Juristen, NGOs und Polizei entwickelt

Das Heft wurde von Juristen der Stadt und des Landes, der Polizei und diversen NGOs entwickelt und erscheint in einer Erstauflage von 3.000 Stück. Es liegt in Notquartieren auf und wird ab sofort über Einrichtungen wie das Amt für Öffentliche Ordnung, Bewohnerservice, Jugendamt oder den Altstadtverband an die Bettler verteilt. Die Grundregeln sind dabei in den Sprachen Deutsch, Rumänisch, Ungarisch, Bulgarisch und Romanes - die Muttersprache vieler Roma - angeführt.

Ein eigener Abschnitt richtet sich an die Bürger der Stadt und widmet sich dem richtigen Umgang mit Bettlern. Darin wird um Verständnis gebeten - Bettler würden reisen, weil sie daheim häufig ihre Familien nicht ernähren können - und um Freundlichkeit ersucht. Zumal stehe es jedem frei, Bettlern etwas zu geben oder nicht.

Bis zu 130 Bettler in Salzburg

Die Broschüre ist übrigens nur eine der Maßnahmen, die der Arbeitskreis Bettler seit Mai 2014 erarbeitet hat. So soll bereits in der nächsten Woche eine neue Notunterkunft für den Winter fixiert werden, damit Bettler nicht unter Brücken oder in Parks schlafen müssen. Die derzeit aufgestellten Container am Park & Ride-Parkplatz Süd müssen demnächst geräumt werden, weil sie die Salzsilos für den Winterdienst blockieren.

Zugleich dürfte in der Stadt Salzburg demnächst auch eine medizinische Basisversorgung für Menschen, die nicht versichert sind - also auch Bettler - realisiert werden. Außerdem soll eine Schlichtungsstelle für Beschwerden von Bürgern eingerichtet werden. Die Zahl der Bettler in der Stadt Salzburg wird derzeit auf rund 80 bis 130 Menschen geschätzt.

Seite 2: Alle Regeln im Überblick + Download der Broschüre

Die Regeln im Überblick:

 

Betteln dürfen Sie nur still
Personen anfassen, begleiten oder beschimpfen ist verboten
Sie dürfen nur alleine betteln
Wenn Sie zum Betteln gezwungen werden, gehen Sie zur Polizei
Betteln mit Kindern ist verboten
Kinder dürfen nicht betteln
Fürs Musizieren brauchen Sie eine Erlaubnis
Betteln im Gasthaus ist verboten
Betteln im Geschäft ist verboten
Betteln an der Haustür ist verboten
Bitte nicht vor dem Eingang eines Geschäfts betteln
Bitte nicht vor Trinkwasserbrunnen betteln
Sie müssen Müll in den Mistkübel werfen
Benutzen Sie öffentliche Toiletten
Von 22 bis 6 Uhr müssen Sie leise sein
Im Bus müssen Sie ein Ticket haben
Sie dürfen keine Behinderung vortäuschen