Österreich

Salzburger hortete Kisten mit Granaten in Scheune

Heute Redaktion
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Nach der Explosion einer Granate in einem Wohnhaus in Golling im Salzburger Tennengau mit einem Schwerverletzten stößt die Polizei auf immer mehr explosives Material. Nach der Sicherstellung eines Arsenals mit Waffen, Munition und Kriegsrelikten sind am Dienstag weitere 40 bis 50 Kisten mit scharfen Granaten - die in einer Scheune gelagert waren - gefunden worden.

Nach der im Salzburger Tennengau mit einem Schwerverletzten stößt die Polizei auf immer mehr explosives Material. Nach der Sicherstellung eines Arsenals mit Waffen, Munition und Kriegsrelikten sind am Dienstag weitere 40 bis 50 Kisten mit scharfen Granaten - die in einer Scheune gelagert waren - gefunden worden.

Der Leiter des Landesamtes für Verfassungsschutz, Hermann Rechberger, zeigte sich bei einer Pressekonferenz in der Landespolizeidirektion Salzburg selbst überrascht über das Ausmaß des neuen Fundes in der unversperrten Hütte im Ortsgebiet. Hinweise auf eine kriminelle Vereinigung liegen der Polizei derzeit nicht vor.

"Hochgradig gefährlich"

"Es ist unglaublich, eine so große Zahl scharfer Munition anzuhäufen", zeigte sich der Leiter des Landesamtes  erstaunt. "Es war hochgradig gefährlich in dem Wohnhaus in Golling. Es hätte in die Luft gehen können, was auch für die Umgebung gefährlich gewesen wäre. Im Haus sind Hunderte Granaten und Patronen gefunden worden. Es grenzt an ein Wunder, dass die Feuerwehrleute nicht zu Schaden gekommen sind."

Die Ermittler gehen davon aus, dass der 42-jährige Gollinger, der einen Handel mit Militaria betrieben und beim Entschärfen einer 14 Zentimeter langen Granate mit 13 Millimeter Durchmesser in der Vorwoche am Rücken schwere Verbrennungen erlitten hat, die Granaten dort gehortet hat.

Besitzer überlebte schwer verletzt

Eine Einvernahme durch die Polizei sei bisher aufgrund einer Operation und der starken Schmerzmittel, die der Verletzte einnehmen musste, noch nicht möglich gewesen, obwohl er schon Besuche empfangen habe, sagte Rechberger.

Gegen den 42-Jährigen wird wegen Vergehen nach dem Kriegsmaterialgesetz und wegen Gefährdungsdelikte nach dem Strafgesetzbuch ermittelt. Rechberger schließt auch nicht aus, dass es allfällige Mit- oder Beitragstäter gibt. Ob nicht nur entschärftes Kriegsmaterial, sondern auch scharfe Geschoße oder Granaten verkauft wurden, konnten die Ermittler vorerst noch nicht eruieren.

Scheune gesichert und abgesperrt

Die bisher nicht versperrte Scheune wurde polizeilich gesichert und abgesperrt. Die Beamten des Entminungs- und Entschärfungsdienstes waren noch mit der Sicherstellung und dem Abtransport von tonnenweise scharfem Kriegsmaterial aus dem Wohnhaus in Golling beschäftigt. Darum blieben die Kisten mit den bis zu 50 Zentimeter langen Granaten, die einen Durchmesser von bis zu zehn Zentimeter aufweisen, vorerst noch in der Scheune verwahrt.

Die Sicherstellung des sprengfähigen Materials ist laut Rechberger "nicht nur Knochenarbeit, sondern brandgefährlich". "Gegen Ende der Woche werden wir erste Ergebnisse bekommen, was die Tatortarbeit betrifft." Die Räumung des Wohnhauses von den gefährlichen Materialen werde noch etwa zehn bis 14 Tage dauern.

Munition aus beiden Weltkriegen

Werner Tobisch vom Entminungsdienst zufolge stammt das gehortete Kriegsmaterial offenbar vorwiegend aus dem Ersten und Zweiten Weltkrieg sowie aus den napoleonischen Kriegen. Es wurden auch Übungshandgranaten des Bundesheeres sichergestellt. Die Kisten, die in der Scheune lagern, könnten vom Bundesheer stammen. "Diese Kisten kann man ohne Inhalt kaufen", sagte Rechberger.

Die Ermittler gehen davon aus, dass der Militaria-Händler so manches aus Geldnot veräußert hatte. Er ist auch Mitglied eines einschlägigen Vereines. "Die Streifzüge des Mannes reichten bis in die Normandie", schilderte Rechberger. Der Beschuldigte besaß eine Besitzerkarte für zehn Schusswaffen, es wurden bisher aber nur fünf davon gefunden. Gegen den Gollinger wurde ein auch vorläufiges Waffenverbot verhängt.

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