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Salzburgs braves Ende der Menschheit

Heute Redaktion
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Bild: Picturedesk

100 Jahre sind seit dem Beginn des Ersten Weltkriegs vergangen, der "große Krieg", der die damalige Weltordnung zerstörte, den k.u.k- Vielvölkerstaat untergehen ließ und über 17 Millionen Menschen das Leben raubte.

100 Jahre sind seit dem Beginn des Ersten Weltkriegs vergangen, der "große Krieg", der die damalige Weltordnung zerstörte, den k.u.k- Vielvölkerstaat untergehen ließ und über 17 Millionen Menschen das Leben raubte.

Und so gedenken auch die Salzburger Festspiele des Ausbruchs dieses Völkerschlachtens, indem sie das Antikriegsdrama "Die letzten Tage der Menschheit" von Karl Kraus aufführen. Kraus schuf mit seiner Tragödie eine brillante Realsatire auf die Menschenverachtung und Absurdität des Krieges. Schonungslos rechnet er dabei mit adeligen Kriegstreibern, geldgierigen Kriegsgewinnlern und journalistischen Phrasendreschern ab, die fern der Front feige ihre zynischen Geschäfte machen.

Das Stück besteht aus einer losen Szenenfolge, die als unspielbar gilt und auch deswegen immer wieder das Interesse von Regisseuren, Schauspielern und Publikum findet. Besonders spannend macht die Aufführung, dass sie ursprünglich vom Ex-Direktor des Burgtheaters, Matthias Hartmann, inszeniert werden sollte, dem trotz der vielen negativen Schlagzeilen niemand nehmen kann, ein herausragender Regisseur zu sein. Hartmann wollte das Stück als wildes Marionettentheater in Szene setzen, ganz anders die Inszenierung des Linzers Georg Schmidleitner: zu solide und brav, um den schonungslosen Blick und bissigen Humor von Kraus in einen über dreieinhalb Stunden fesselnden Abend zu verwandeln.

Dennoch großartige Schauspieler, toll Dörte Lyssewski in der Rolle der Kriegsberichterstatterin Alice Schalek. Sie porträtiert Schalek in ihrer Zwiespältigkeit, einerseits eine moderne, mutige Frau, die für ihre Storys im Gegensatz zu manchen männlichen Kollegen, die aus der sicheren Entfernung ihre Berichte zusammenfantasieren, hautnah und unter Lebensgefahr von der Front berichtet, andererseits eine ehrgeizige, kriegsbegeisterte Karrieristin, die für ihre News über Leichen geht. Bravo! Hoch lebe die Kunst.