Wien

Schul-Sanierung: 250 Kinder müssen zwei Jahre pendeln

Wegen Sanierungsarbeiten müssen Volksschüler am Alsergrund zwei Jahre lang pendeln. Eltern sind erbost, die ÖVP unterstützt die Proteste.

Yvonne Mresch
"Ist Ihnen das Wohl der Kinder egal?" Eltern und Kinder protestierten gemeinsam vor der Volksschule Marktgasse gegen die geplante Umsiedelung.
"Ist Ihnen das Wohl der Kinder egal?" Eltern und Kinder protestierten gemeinsam vor der Volksschule Marktgasse gegen die geplante Umsiedelung.
Privat

Erst kürzlich berichtete "Heute" über eine Schulsanierung in der Zieglergasse. Für eine Million Euro müssen die Kinder dort in eine Ersatzschule pendeln. Kein Einzelfall, wie sich nun herausstellt: Auch in einer Volksschule am Alsergrund stehen bald tägliche "Ausflüge" auf dem Stundenplan. Bei den Eltern gehen die Wogen hoch.

Vater: "Ist für uns ein wahnsinniger Aufwand"

Die Hintergründe: Die Volksschule Marktgasse muss 2024 generalsaniert werden, zwei Jahre sollen die Arbeiten dauern. Während sollen die 250 Schüler in ein Ausweichquartier in der Brigittenau übersiedeln. Die Fahrtzeit mit den Öffis beträgt etwa eine halbe Stunde pro Richtung. Die Eltern sind ratlos: "Es ist für uns ein wahnsinniger Aufwand", klagt Matthias G. Sein achtjähriger Sohn Niklas geht derzeit in die zweite Klasse, Bruder Fabian wird nächstes Jahr in die Schule kommen und auch davon betroffen sein.

"Wir sind beide berufstätig. Meine Frau müsste von der Arbeit weg, um ihn abzuholen. Außerdem geht dadurch auch eine gewisse Selbstständigkeit verloren, da die Kinder gewohnt sind, alleine zur Schule zu gehen und dann wieder begleitet werden müssen. Die Öffis sind immer voll, keine Ahnung wie das funktionieren soll", so der verzweifelte Vater. "Hinzu kommt, dass ihnen eine Stunde Freizeit am Tag fehlt – wovon sie sowieso nicht mehr viel haben." Für ihn steht fest: Alternativen gäbe es genug. "Es gibt ausreichend Freiflächen in der Nähe, auf denen man Container aufstellen könnte." Kommt alles wie geplant, schließt Matthias G. einen Schulwechsel für seine Söhne nicht aus. 

"Alle möglichen Standorte wurden geprüft"

Um auf ihre Situation aufmerksam zu machen, protestierten nun zahlreiche Eltern und Schüler vor der Volksschule. "Ist Ihnen das Wohl der Kinder egal", ist auf einem Banner zu lesen, das sich an Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (Neos) und Bezirksvorsteherin Saya Ahmad (SPÖ) richtet. Die Möglichkeiten eines Ausweichquartiers wurden eingehend geprüft, heißt es aus dem Büro von Wiederkehr sowie der zuständigen Magistratsabteilung MA56. Als geeignetster Standort wurde das Quartier in der Leystraße ausgewählt. Bei allen anderen käme es zu "immensen Einbußen im täglichen Schulbetrieb." Auch das Aufstellen von Containern habe man geprüft – alle Flächen würden aus Platzgründen ausscheiden. 

Ahmad: "Führt kein Weg daran vorbei"

"Wir haben wirklich alle Vorschläge der Eltern ernst genommen", erklärt auch Bezirkschefin Ahmad. "Bei jeder gibt es gröbere Probleme. Und eine Sanierung bei laufendem Betrieb ist nicht tragbar." Auf die Sanierung zu verzichten, schließt Ahmad völlig aus: "Hier geht es um Sicherheit für alle und um Brandschutz. Ich kann verstehen, dass es für Eltern nicht einfach ist, aber es führt kein Weg daran vorbei."

Shuttledienst in Planung

Um die Kinder künftig sicher in das Ausweichquartier bringen zu können, wird derzeit ein Konzept für einen Shuttledienst ausgearbeitet. Laut Ahmad könnte es sich dabei um spezielle Busse, aber auch um eine Zusammenarbeit mit den Wiener Linien handeln. "Damit es zu keiner Menschenansammlung beim Einsteigen kommt, werden hier konkret mehrere Abfahrtszeiten angedacht. Die Anzahl und die tatsächliche Taktung der Abfahrten soll eng mit der Schulleitung und den Elternvertretern abgestimmt werden", heißt es von der Behörde.

"Inakzeptabel" – ÖVP-Kritik an Vorgehen der Stadt

Unterstützung erhalten die Eltern von ÖVP-Bildungssprecher Harald Zierfuß, der an den Protesten teilnahm. "Alternative Ausweichmöglichkeiten wurden verworfen und die MA 56 beharrt stur auf dem ausgewählten Ersatzquartier. Vom Bildungsstadtrat gibt es nur eine nichtssagende Antwort auf den Hilferuf der Eltern. Bei der Schuleinschreibung wurde den jetzt betroffenen Eltern jegliche Information über den geplanten Umbau verschwiegen", so Zierfuß.

Das Ersatzquartier sei "inakzeptabel", die Kommunikation ließe zu wünschen übrig. "Die Liste der zahlreichen offenen Baustellen des Christoph Wiederkehr wird immer länger. Nachdem er verzweifelte Emails von betroffenen Eltern nur ausweichend beantwortet, fehlt ihm offenbar der Wille, an der Situation etwas zu ändern." Im Gemeinderat am Donnerstag will die ÖVP einen Antrag einbringen, dass Eltern in der Entscheidungsfindung eingebunden werden müssen.

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