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"Einiges an Kraft hat es mich auch gekostet"

Sarah Connor meldet sich mit ihrem neuen Album "Herz Kraft Werke" eindrucksvoll und richtig gut zurück.

Heute Redaktion
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    Hier singt Sarah Connor mit Andreas Gabalier.
    Hier singt Sarah Connor mit Andreas Gabalier.
    imago images/POP-EYE

    Mit "Heute" hat die 38-Jährige kurz vor dem Release am 31. Mai 2019 ein bisschen über das Album und dessen Entstehung, die deutsche und die englische Sprache sowie den musikalischen Einfluss durch ihre Kids geplaudert.

    +++ Sarah Connor - "Herz Kraft Werke" gewinnen +++

    Heute: Was steckt hinter dem Titel "Herz Kraft Werke"?

    Sarah Connor: Es sind Werke, bestehend aus meinen Herzensgeschichten und meiner Stimm-Kraft.

    Einiges an Kraft hat es mich auch gekostet , mir als Mutter von vier Kindern, Zeit abzuzwacken, um in meinen Künstlerkosmos einzutauchen und da meinen Kopf frei zu haben.

    Heute: Seit "Muttersprache" sind vier Jahre vergangen, Sie sind inzwischen zum vierten Mal Mutter geworden. Wie lange haben Sie am neuen Material gearbeitet?

    Sarah Connor: Ungefähr anderthalb Jahre. Ich habe Ende 2017 angefangen. Der erste Song den ich geschrieben habe war "Es war gut", wo ich zurückblicke und mich von der "Muttersprache"-Ära verabschiede. Als ich ins Studio ging wusste ich erst gar nicht, worüber ich schreiben sollte. Ich hatte diese riesige Platte im Rücken, die so vielen Menschen so viel bedeutet hat und dachte, jetzt musst Du Dir was noch Grösseres ausdenken. Dann habe ich in mich hineingehört und wieder angefangen, ganz kleine Geschichten zu erzählen.

    Heute: Sie sind ja, sowohl was das musikalische als auch den Job als Mutter anbelangt, schon ein Profi. Gab es bei der Arbeit an "Herz Kraft Werke" irgendwas neues, irgendwas Überraschendes?

    Sarah Connor: Ich mach das beides schon sehr lange. "Muttersprache" war ja nicht nur eine Platte, die besonders war, weil sie auf Deutsch war, sondern vor allen Dingen, weil ich das erste Mal alle Songs selber geschrieben hab. Meine Geschichten, meine Texte, meine Melodien. Bei meinem neuen Album "Herz Kraft Werke", bin ich zwei Mal nach Nashville geflogen und am Ende nach London für Orchesteraufnahmen, war viel tiefer im Produktionsprozess und habe alle Entscheidungen selbst getroffen. Trage also die volle Verantwortung für das, was da drauf ist. Es für mich das erste Mal, das ich das so in diesem Umfang gemacht habe. Es wird immer intensiver, je länger ich das mache. Und je mehr ich lerne und erfahre, was alles möglich ist, desto schwieriger und spannender wird das alles.

    Heute: Die 15 Songs auf "Herz Kraft Werke" sind allesamt wieder in Deutsch. Heißt das, Sie haben sich in der deutschen Sprache gefunden? Wird es Sarah Connor wieder einmal auf Englisch zu hören geben?

    Sarah Connor: Na, aber auf jeden Fall. Ich bin ja keine 80 und das ist nicht meine letzte Platte. Jetzt flutscht es aber grade. Ich hab viel deutsche Literatur gelesen. Es macht mir Spaß, meine Geschichten auf Deutsch zu erzählen. Es ist allerdings mehr der Spaß an den Worten, der mich zur deutschen Sprache bringt, nicht die Geschmeidigkeit der Worte. Das Singen funktioniert definitiv besser auf Englisch. Auf Englisch ist es immer wieder ein Erguss, das was in mir ist, den Soul, auszudrücken.

    Heute: Was beim Durchhören von "Herz Kraft Werke" auffällt, ist, dass das Album eine recht positive Grundstimmung hat. Im Pressetext sagen Sie, das Singen sei für Sie ein Outlet für Wut, Aggression, Traurigkeit, Liebe und Freude. Die letzten beiden Punkte sind jene, die am Album am meisten im Vordergrund stehen. War das so Ihre Grundstimmung beim Schreiben?

    Sarah Connor: Die Platte entstand über anderthalb Jahre und ich schreibe über das was mich in dieser Zeit bewegt. Und ich hab mich am Ende auch gewundert, dass da Vieles total froh ist. Ich wollte, dass es Farbe hat, ich wollte, dass das Artwork bunt ist mein derzeitiges Lebensgefühl ausdrückt. Es geht mir wahnsinnig gut, ich bin glücklich, ich hab vier gesunde Kinder. Ich hab keinen Grund zum Trübsal blasen.

    Heute: Ab Herbst gibt es Sarah Connor endlich wieder live. 12. November in Wien. Bei der "Muttersprache"-Tour lag der Fokus rein auf der Musik, ohne viel Bühnenshow.

    Sarah Connor: Ich kann nicht durch die Decke fliegen, ich zieh mich nicht zwanzig Mal um, hab keine Pyrotechnik und mach keine Akrobatik. Ich kann singen, darauf besinne ich mich. Ich stecke alles in die Musik. Es wird wahrscheinlich keinen LED-Boden geben, keinen Schnickschnack, keine fliegende Bühne über den Leuten. Aber ich verspreche Dir, es wird ein Erlebnis für die Ohren.

    Heute: Die Teilnahme an der ersten Staffel von Sing meinen Song war einer der Gründe dafür, warum Sie zur deutschen Sprache gefunden haben. Damals hatten Sie noch keine deutschen Songs. Jetzt gibt es zwei Alben. Gibt's damit auch wieder eine Teilnahme an Sing Meinen Song?

    Sarah Connor: Die klopfen schon ab und zu an. Ich könnt?s mir auf jeden Fall vorstellen. Es ist ein großartiges Format, es macht wahnsinnig viel Spaß.

    Heute: Was hören Sie privat momentan?

    Sarah Connor: Zur Zeit komme ich kaum dazu bewusst Musik zu hören. Eigentlich meistens Radio morgens im Bad. Wenn ich Zeit für mich habe, bin ich froh, wenn ich mal kurz meine Ruhe habe. Wenn ich was höre, dann alte Jazz-Platten oder oder Melody Gardot, da kann ich wunderbar abschalten..

    Heute: Ihre zwei Teenager-Kinder haben also keinen Einfluss auf Ihre Hörgewohnheiten?

    Sarah Connor: Musikalisch? Die hören nur XXXTentacion, 6ix9ine oder Cardi B. Nur englischsprachigen Rap. Die finden Deutsch eher uncool. Meine 12-jährige Tochter sagte neulich: Mama, du warst doch früher Popstar. Warum bist du jetzt kein Popstar mehr? – Dann sage ich ihr: Ich schreibe Geschichten für Menschen, die sie brauchen, und singe sie. Und ich bin deine Mama. Das reicht doch.