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Sarkissova: "Fühle mich missbraucht!"

Heute Redaktion
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Nach der großen Aufregung um die "Sex-Beichte" in ihrer Biografie "Auf spitzen Sohlen" setzt sich Karina Sarkissova zur Wehr und erklärt im Heute-Interview ihre Sicht der Geschehnisse. Der Autor hätte sie getäuscht und sei ohne ihr Wissen an die Öffentlichkeit gegangen. Künstler hätten generell einen anderen Zugang zu Sexualität und "es gibt sicher viele Menschen die bisexuell sind, ohne es zu wissen."

zur Wehr und erklärt im Heute-Interview ihre Sicht der Dinge. Der Autor hätte sie getäuscht und sei ohne ihr Wissen an die Öffentlichkeit gegangen. Künstler hätten generell einen anderen Zugang zu Sexualität und "es gibt sicher viele Menschen die bisexuell sind, ohne es zu wissen."

Ihre Feinde nennen das Buch „das peinlichste Outing des Jahres“. Just zum Start der ORF-Show "Die große Chance" (sie ist Jurorin) legt ihre Bio vor. Im ersten Zeitungsinterview zeigt sich die Star-Ballerina über die Reaktionen auf ihr Buch ehrlich betroffen und stellt gegenüber Heute klar: Mit dem herauspicken ihrer sexuellen Einstellungen habe man ohne ihr Einverständnis bloß billige PR für höhere Absatzzahlen machen wollen. "Ich bin sehr enttäuscht, dass der Buchautor einen Satz herausgenommen hat und im Alleingang ohne mich entschieden hat."

Frau Sarkissova, wie gehen Sie mit der Aufregung um ihre Autobiographie "Auf spitzen Sohlen", die am 25. September erscheint um?

Karina Sarkissova: "Die Aufregung um Sex-Neigungen eines Menschen verstehe ich generell nicht. Wo bleibt die Toleranz Österreichs? Ist es „peinlich“, bisexuell zu sein? Ist es „peinlich“, schwul zu sein? Ist der Lifeball „peinlich“? Vor allem enttäuscht bin ich über den Autor. Er hat ohne mein Wissen aus dem Buch einen einzelnen Satz aus 144 Seiten vorab veröffentlicht. Das ist ein armseliger Versuch, einen Skandal zu produzieren, um damit Geld zu verdienen. Auf meine Kosten. Ich fühle mich missbraucht! Außerdem hat er ohne meine Zustimmung meine Handynummer an unzählige Journalisten weitergegeben. Das ist peinlich."

Wie ist die Idee zu dem Buch überhaupt entstanden?

"Der Autor war auf mich zugekommen und hatte die Idee zur Autobiographie. Ich habe mich sehr über das Buch gefreut. In dem Buch geht es um den Tod meines Vaters. Und darum, wie sich meine Mutter um mich gekümmert hat. Es geht um mein Ballettleben, um die Staatsoper, meine vielen Rollen und Premieren. Und dann lese ich in den Zeitungen: „Peinliche Biographie“, ohne, dass es jemand gelesen hat! Das Buch ist nicht peinlich, es ist ehrlich. Es ist auch nicht peinlich, wenn ein Mensch schwul oder bisexuell ist. Das Buch bereue ich nicht, ich bin stolz darauf. Es war ein Projekt, um mein Leben aufzuarbeiten. Ich habe auch vieles umgeschrieben, weil mir die Sprache des Autors plump erschien. Ich bereue, diesem Autor begegnet zu sein."

Werden Sie bei der Präsentation dabei sein?

"Ich wurde nicht einmal über den Präsentationstermin am 25. September informiert. Das erfuhr ich aus den Medien. Da bin ich bei einer Vorstellung in Bulgarien."

Wie stehen Sie dazu, dass ihre Bisexualität nun öffentlich bekannt ist?

"Es gibt sicher viele Menschen, die bisexuell sind, ohne es zu wissen. Bei mir kam es mit den Erfahrungen, mit dem Kennenlernen meiner eigenen Person. Es ist ein Spiel, nicht seriös. Die Künstlerwelt ist mit viel Freiheit verbunden, anders, als bei Menschen, die im Büro sitzen. Wir gehen anders um mit Erotik und Sex. Für uns Künstler ist das kein Aufreger. Es ist mehr eine Bereicherung des Privatlebens, und keine Krankheit. Die Regeln der Gesellschaft sind ja oft künstlich. Viele können nicht das Leben leben, das sie eigentlich wollen, können sich nicht frei fühlen, nicht auf sich hören."

Was bedeutet Ihnen Freundschaft und Liebe?

"Von meinem Mann Wolfgang lebe ich getrennt. Derzeit führe ich keine Beziehung. Aber ich habe in den letzten Monaten einige Heiratsanträge bekommen. Es ist immer wieder schön, wenn man merkt, als Mensch erwünscht und frei zu sein. Das lebe ich auch aus. Aber: Ich bin durch diese Enttäuschung, die ich jetzt erlebt habe, vorsichtiger und misstrauischer geworden. Das finde ich schade. Privat verkehre ich nur mit Menschen, von denen ich weiß, dass sie mir nichts Böses zufügen wollen. Meine Freunde und Familie stehen zu mir."

Wie geht es mit Ihrer Karriere weiter, was wollen Sie noch erreichen?

"Ich glaube nicht, dass mir das Buch schaden wird. Ich stehe ja zu meinen Leben! Ich werde Ende 2013 in der Staatsoper aufhören und habe jetzt schon sehr gute Angebote für die Zukunft, die mich sehr reizen. In Wien habe ich alle Rollen, die zu mir passen, schon getanzt. Natürlich werde ich für meinen Beruf abwägen, was für meinen Sohn auch passt. Mein Leben zeigt mir, dass es noch viele andere Möglichkeiten gibt. Meine Bekanntheit hat mir auch viele Türen geöffnet. Wenn jemand sagt, das Buch soll die ORF-Quoten pushen, so kann ich nur sagen: Das habe ich nicht notwendig. Ich wusste ja nicht einmal, dass der Autor vor Showstart aus dem Buch plaudert."

Sind Sie über Ihre Popularität erstaunt?

"Ich werde von vielen als mediengeile Frau gesehen, die Skandale provoziert. Es ärgert mich, dass man mich nur wegen sogenannter Skandale kennt, für die ich ja eigentlich gar nichts kann! Viele glauben, dass ich mich in den Vordergrund stellen will. Aber das stimmt nicht. Traurig finde ich auch, dass kaum jemand die Ballerinas an der Staatsoper kennt, die eine brillante Arbeit leistet. Als ich plötzlich im Rampenlicht stand, war das ein Sprung ins kalte Wasser. Ich empfand es anfangs als negativ. Dann habe ich gelernt, meine Popularität positiv zu nutzen. Dadurch habe ich auch Aufträge bekommen. Und durch meine Bekannheit kam ich überhaupt zu der Gelegenheit, ein Buch schreiben zu dürfen, was mir eine Ehre ist. Nur hätte ich mir gewünscht, dass das Buch diese Seiten an mir zeigt, die mir wichtig sind. Und die gehen weit über meine sexuellen Neigungen hinaus."

Wird es für den Buchautor Konsequenzen geben?

"Ich werde keine rechtlichen Schritte einleiten. Was soll ich damit erreichen? Das Ganze ist eine persönliche Enttäuschung über einen Menschen, der mich benützt hat. Wegen der Weitergabe meiner Handynummer könnte ich ihn vielleicht klagen. Aber was soll´s? Das bin ich nicht. Ich bereue nur, ihm begegnet zu sein."

Maria Jelenko