Nahost-Konflikt

Satellitenbilder decken ägyptische Zeltstadt auf

In der Nähe der Stadt Chan Junis im Gazastreifen werden derzeit zahlreiche Zelte aufgebaut. Ägypten dürfte dort eine Flüchtlings-Zeltstadt errichten.

Satellitenbilder decken ägyptische Zeltstadt auf
Raketenangriff auf Rafah: Der Bau einer Zeltstadt von ägyptischer Seite könnte darauf hindeuten, dass Israel demnächst seine Offensive auf Rafah starten wird.
REUTERS

Satellitenbilder des Unternehmens Planet Labs PBC, die der Nachrichtenagentur AP vorlagen, zeigten, dass der Bau am 16. April westlich von Chan Junis im Gang war. Bilder vom Sonntag verdeutlichten, dass die Anlage inzwischen deutlich gewachsen ist. Die israelische Tageszeitung "Haaretz" berichtete ohne eine Nennung ihrer Quelle, Ägypten errichte die Zeltanlage vor Beginn einer möglichen Offensive der israelischen Streitkräfte auf die Stadt Rafah.

Das israelische Militär reagierte am Dienstag nicht auf eine Anfrage zu den Zelten. Zuletzt hatte jedoch der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu der militant-islamistischen Hamas weitere "schmerzhafte Schläge" wegen des Scheiterns der Gespräche über die Befreiung der restlichen Geiseln im Gazastreifen angedroht.

Angedrohter Angriff könnte jetzt erfolgen

Dazu könnte auch ein seit langem angedrohter Angriff auf Rafah gehören, wohin die Hälfte der 2,3 Millionen Einwohner des Gazastreifens geflohen ist. Die USA, Israels wichtigster Verbündeter, haben wiederholt erklärt, dass jeder militärische Einsatz den Schutz der Zivilbevölkerung berücksichtigen müsse. Netanjahu hat angekündigt, er werde das Militär anweisen, Zivilisten aus Rafah zu evakuieren. Wo die Menschen untergebracht werden sollten, war aber nicht klar.

Israel hat aus Sicht der US-Regierung weiter keinen überzeugenden Plan zum Schutz der Zivilbevölkerung im Fall einer Bodenoffensive in der Stadt Rafah im Gazastreifen vorgelegt. Er habe noch keinen "glaubwürdigen und durchführbaren" Plan für die Umsiedlung der Menschen in Rafah gesehen, der detailliert darlege, wie die Zivilisten untergebracht und medizinisch versorgt werden könnten, sagte der Sicherheitsberater von US-Präsident Joe Biden, Jake Sullivan, vor einigen Tagen in Washington.

USA haben weiter Bedenken wegen Rafah-Offensive

"So bleiben unsere Bedenken bestehen, und wir müssen nun abwarten, was passiert, und die Vereinigten Staaten werden entsprechend reagieren." Sullivan betonte, dass es Kommunikationskanäle mit der israelischen Regierung gebe. Die USA als wichtigster Verbündeter haben Israel wiederholt vor einer großangelegten Offensive gegen die islamistische Hamas in Rafah gewarnt, weil dort Hunderttausende palästinensische Zivilisten Schutz vor den Kämpfen gesucht haben.

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sagte jedoch immer wieder, ein Termin für den Militäreinsatz stehe bereits fest. Die US-Regierung hält eine großangelegte Bodenoffensive in Rafah für falsch und möchte Israel bei einem Treffen Alternativen aufzeigen. Die USA, Katar und Ägypten vermitteln bei Verhandlungen, weil die Hamas und Israels Führung aus Prinzip keine direkten Gespräche führen.

Ärzte im Gazastreifen retten Baby aus Mutterleib von getöteter Frau

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    Die kleine Sabreen wurde in der Nacht auf den 21. April 2024 in einem Spital in Gaza per Notkaiserschnitt geboren. Der Rest ihrer Familie kam beim israelischen Luftangriff ums Leben.
    Die kleine Sabreen wurde in der Nacht auf den 21. April 2024 in einem Spital in Gaza per Notkaiserschnitt geboren. Der Rest ihrer Familie kam beim israelischen Luftangriff ums Leben.
    REUTERS

    Noch immer Dutzende Geiseln in der Gewalt der Hamas

    Bei dem Terrorangriff der Hamas auf das israelische Grenzgebiet am 7. Oktober, der den Krieg auslöste, waren mehr als 1.200 Menschen getötet und über 250 Menschen in den Gazastreifen verschleppt worden. Bis heute werden dort nach israelischen Informationen noch knapp 100 Menschen sowie mehrere Dutzend Leichname von Geiseln festgehalten.

    Auf den Punkt gebracht

    • Ägypten errichtet eine Flüchtlings-Zeltstadt in der Nähe von Chan Junis im Gazastreifen, möglicherweise als Vorbereitung auf eine israelische Offensive
    • Die USA haben Bedenken wegen des Schutzes der Zivilbevölkerung geäußert und warnen Israel vor einer großangelegten Bodenoffensive in Rafah
    • Die Hamas hält immer noch Dutzende Geiseln fest, die bei einem Angriff im Oktober verschleppt wurden
    red, 20 Minuten
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