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Schalke-Boss Tönnies tritt nach Corona-Skandal zurück

Der Druck der Fans wurde zu groß! Schalke-Boss Clemens Tönnies ist zurückgetreten. 

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Clemens Tönnies
Clemens Tönnies
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Er war Aufsichtsratsvorsitzender bei Schalke. Nun zieht der 64-jährige Clemens Tönnies die Konsequenzen aus dem jüngsten Corona-Skandal in seinem Fleischbetrieb und gibt mit sofortiger Wirkung all seine Ämter beim Bundesligisten ab. Das berichtete zunächst die deutsche "Bild", bevor der Club die Meldung auf seiner Vereinswebsite bestätigte.

Tönnies war seit 1994 Mitglied im Kontrollgremium des Clubs und stand diesem seit 2001 vor. In dieser Zeit wurde Schalke dreimal Pokalsieger, fünfmal Vize-Meister und spielte zehnmal in der Champions League. Zuletzt wurden die sportlichen und wirtschaftlichen Probleme aber immer größer.

In einer Mediemitteilung des Vereins wird der Entscheid des 64-Jährigen bedauert, bevor er in grossen Tönen verabschiedet wird: "Als Mitglied und Vorsitzender des Aufsichtsrats hat Clemens Tönnies ganz entscheidenden Anteil daran, dass sich der FC Schalke 04 in den vergangenen 26 Jahren als eines der sportlichen und wirtschaftlichen Schwergewichte in der Bundesliga etabliert hat. Sein internationales Netzwerk, sein ausgeprägter Unternehmergeist und sein leidenschaftliches Engagement haben unseren Verein in besonderer Weise geformt." Über eine Nachfolge will der Klub zu einem späteren Zeitpunkt informieren.

"Schalke ist kein Schlachthof"

Bei den Fans des Vereins dürften über den Abgang Tönnies erfreut sein. Erst am vergangenen Wochenende hatten rund 1000 Anhänger des FC Schalke 04 rund um die Veltlins-Arena gegen Tönnies und den Vereinsvorstand unter dem Motto "Schalke ist kein Schlachthof – gegen die Zerlegung unseres Vereins" demonstriert. Zeitgleich zum letzten Bundesliga-Saisonspiel des Teams von Trainer David Wagner beim SC Freiburg am Samstagnachmittag bildeten die Fans unter Einhaltung der Hygienevorschriften eine Menschenkette am Vereinsgelände Berger Feld.

"Als Schalker musste man sich in letzter Zeit schämen. Das hat mit Kumpel- und Malocherclub nichts mehr zu tun. Wir erwarten aber, dass die Vereinsführung unser Leitbild lebt", kritisierte Mitorganisatorin Katharina Strohmeyer am Samstag.

An mehreren Stellen hatten die Schalke-Fans ihre Botschaften auf Bannern platziert. "Unser Vorstand – ein sozialer und moralischer Flop!", monierten sie. "Der größte Bulldozer hilft nicht mehr! Tö̈nnies raus", lautete eine Forderung an anderer Stelle.

Schlechte Saison

Der Unmut der Fans dürften neben den Skandalen des Fleischfabrikanten in seinem Betrieb auch mit dem sportlichen Misserfolg des Vereins zusammenhängen. In der Rückrunde der am Wochenende beendeten Bundesliga-Saison musste der Revierklub 16 sieglose Partien in Folge hinnehmen, am Schluss resultierte der 12. Tabellenplatz – fernab von den begehrten Rängen, die zur Teilnahme an den internationalen Wettbewerben berechtigen.

Schon vor der Corona-Krise wuchsen die Verbindlichkeiten auf fast 200 Millionen Euro an. In seiner Not soll der Klub eine Bürgschaft des Landes Nordrhein-Westfalen beantragt haben, um den Fortbestand zu sichern.