Österreich

Schalter umgelegt: "Das macht dann 505 €, bitte"

Heute Redaktion
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Hohe Rechnung für wenig Arbeit.
Hohe Rechnung für wenig Arbeit.
Bild: Sabine Hertel

In der Wohnung eines 95-Jährigen ist plötzlich der Strom weg. Seine Tochter ruft einen Elektriker an, sie weiß nicht, dass nur der Hauptsicherungsschalter rausgeflogen ist.

„Sie bringen die ganze Branche in Verruf", sagt Thomas Supper, Geschäftsführer der Elektro-Landesinnung. Der neueste dubiose Fall aus der „Notdienst-Branche" ist ein Elektriker aus der Leopoldstadt.

"Wenn's Ihnen nicht passt, dann rufen Sie keinen Notdienst an"

Irene B. war gerade in der Arbeit, als sie ihr 95-Jähriger Vater anrief, um zu sagen, dass in seiner Wohnung der Strom ausgefallen ist. In der Hektik rief die Bankangestellte einen Notdienst-Elektriker mit einer 0720er-Vorwahl an – ein Call Center: "Ich konnte nicht vom Arbeitsplatz weg, also rief ich die erste Nummer, die mir Google anzeigte. Zwei Männer kamen rasch vorbei und stellten fest, dass nur der Hauptsicherungsschalter rausgeflogen ist. Den größten Teil ihrer Arbeitszeit verbrachten sie damit die Rechnung zu schreiben." Ihr Vater konnte es nicht fassen, bezahlte aber sofort in bar.

Schockiert und entzürnt über die Rechnung war auch die Tochter: "Ich hab die Firma danach natürlich sofort kontaktiert und fragte was das soll: Es war Dienstagnachmittag und nicht Samstag 3 Uhr in der früh. Den Anfahrtsweg hätte ich problemlos bezahlt und von mir aus auch für das Umlegen des Sicherungsschalters, aber 505 Euro sind ganz sicher nicht angemessen. Die meinten nur, 'wenn's Ihnen nicht passt, dann rufen Sie in Zukunft keinen Notdienst an.' Dann wurde mir einfach so aufgelegt."

Spuren verwischt

Dass ein dubioser Notdienst eine Handy-Nummer angibt, über die er persönlich kontaktiert werden kann, ist selten. Beobachtungen haben gezeigt, dass in der Regel auf Rechnungen nur die Nummer eines Call Centers verfügbar ist. Das bedeutet nicht zwingend, dass sie den Hörer abnehmen: Auf telefonische und schriftliche Anfragen seitens "Heute" reagierte der Wucher-Elektriker nicht etwa mit einer Stellungnahme, dafür ist die Seite (ohne Impressum), über die Notdienste kontaktiert werden können, verschwunden. Zufall?

Steigender Trend

Für Thomas Supper, Geschäftsführer bei der Elektriker-Innung ist das nur ein weiterer Fall von vielen. Er beobachtet einen "steigenden Trend bei sogenannten Handwerkern, die ohne Berechtigung arbeiten" und betont: „Die Geschädigten müssen diese Fälle unbedingt zur Anzeige bringen. Ich habe die Firma wegen unbefugter Gewerbeausübung angezeigt, aber mehr als ein paar hundert Euro Strafe wird dieser Betrieb nicht zahlen müssen. Es macht nur dann einen Sinn, wenn die Betroffenen selbst Anzeige erstatten, sie haben mehr rechtliche Möglichkeiten."

Die Elektro-Innung und Polizei empfehlen

Supper betont wie wichtig es ist, dass sich Betroffene beim AK-Konsumentenschutz melden und rechtliche Schritte in Betracht ziehen. Leicht zu verhindern wäre der ganze Ärger, wenn man erst gar nicht Nummern mit einer 0720-Vorwahl anwählt und Internetseiten meidet, die kein Impressum vorweisen. "Optimal ist natürlich, wenn man eine Firma bereits sorgfältig ausgewählt und bei Notfällen stets parat hat."

Eine weitere Möglichkeit ist, die Bezahlung einfach zu verweigern. Werden die Mitarbeiter eines Wucher-Notdienstes aggressiv oder versuchen durch Einschüchterung an das Geld zu kommen, dann sofort die Polizei rufen. Dies empfiehlt Polizeisprecherin Irina Steirer: Nötigung würde definitiv nicht zu den erlaubten Geschäftspraktiken gehören.

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