Österreich

Schamlos ausgenützt

Heute Redaktion
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Bis zu 13 Stunden am Tag musste eine Kassierin aus dem Bezirk Bruck an der Leitha in der Filiale arbeiten. Dabei wurden ihr 285 Überstunden nicht bezahlt, ist Othmar Gebert von der Arbeiterkammer Niederösterreich empört. Er vermutet, dass sich noch mehrere Betroffene melden.

Harte Arbeit, karger Lohn: Nach der regulären Arbeitszeit von acht Stunden musste sich die Angestellte ausstempeln. Doch dann ist es erst so richtig losgegangen, schildert Arbeitsrechtsexperte Othmar Gebert von der Arbeiterkammer (AK) die miese Geschäftspraxis. Kaum ein Tag dauerte kürzer als zehn Stunden. Vereinzelt wurde in dieser Supermarkt-Filiale bis zu 13 Stunden gearbeitet. Schon vor Geschäftsöffnung um acht Uhr sind in den Supermärkten zahlreiche Vorbereitungen zu erledigen. Obst und Gemüse, das in der Nacht angeliefert wird, muss für die Kunden schön und appetitlich hergerichtet werden. Die junge Dame hat mir erzählt, dass sie oft schon um halb sechs Uhr in der Früh in der Filiale sein musste, erzählt Gebert. Das große Problem dabei: Viele dieser Arbeitsstunden wurden dann einfach nicht bezahlt. Die 20-Jährige fühlte sich von ihren Chefs bald ausgenutzt. Laut ihren Aufzeichnungen fiel sie zwischen November 2008 und Februar 2009 um insgesamt 285 (!) Überstunden um. Versuche, den Lohn nachträglich einzufordern, scheiterten. Das Unternehmen stellte sich taub.
Nun baut die Angestellte auf die Hilfe der AK-Experten.
Sie versucht am Gericht in Korneuburg, doch noch zu dem ihr zustehenden Geld zu kommen. Zahlreiche andere Kassierinnen in Niederösterreich sollen ebenso betroffen sein. Die meisten Opfer trauen sich aber aus Sorge um ihren Job nicht, sich zu wehren.Elisabeth Czastka