Wien

"Schaust aus wie eine Nutte" – Fellner vor Gericht

Delikater Gerichtstermin für Wolfgang Fellner in Wien: Eine Ex-Mitarbeiterin wirft dem "Österreich"-Chef sexuelle Belästigung vor. Fellner bestreitet.

Heute Redaktion
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"Österreich"-Herausgeber Wolfgang Fellner (66)
"Österreich"-Herausgeber Wolfgang Fellner (66)
HERBERT NEUBAUER / APA / picturedesk.com

Sie suchte das Scheinwerferlicht und musste die dunklen Seiten der Medienmacht kennenlernen – Moderatorin Raphaela Scharf. Die aufstrebende Journalistin wirft ihrem ehemaligen Arbeitgeber oe24.tv – hier lassen sich Spitzenpolitiker vom Kanzler abwärts hofieren – Demütigungen und Belästigung vor. Im Fokus: der Chef der Mediengruppe "Österreich", Wolfgang Fellner. Er musste am Mittwoch vor dem Wiener Arbeits- und Sozialgericht in Wien zur Kündigung und den Vorwürfen der sexuellen Belästigung seiner ehemaligen Angestellten, Moderatorin Raphaela Scharf, Stellung beziehen.

"Schaust aus wie eine Nutte"

Bereits im Vorfeld hatte die deutsche "Zeit" das "toxische Arbeitsumfeld" in der Redaktion des Medienmanagers Wolfgang Fellner ("Österreich", oe24) beleuchtet. Der 66-Jährige soll der Ansagerin bei einem Foto-Shooting gesagt haben: "Du schaust aus wie eine Nutte". Das bestritt Fellner im ersten Teil der Verhandlung vehement: "Das Wort 'Nutte' ist nicht in meinem Sprachgebrauch". Später bewies ein Mitschnitt des Gesprächs – es wurde von Scharfs Anwalt Michael Rami als Transkript vorgelegt – das Gegenteil.

Drei Stunden lang versuchte Fellner im Zeugenstand erst ruhig, später durchaus emotionaler, die Vorwürfe zu entkräften, er habe die Klägerin zu Unrecht gekündigt und sie bei mehreren Gelegenheiten belästigt.

"Komplimente" und "Me-Too-Märchen"

Konkret geht es um ein gemeinsames Mittagessen im März 2019, ein Dinner im folgenden April, ein Foto-Shooting und zwei Gespräche in der Redaktion im darauffolgenden Mai, bei denen sich Fellner der 30-Jährigen gegenüber ungebührlich verhalten haben soll.

So behauptet Fellner vor Gericht, Scharf habe ihm beim ersten gemeinsamen Mittagessen "Komplimente gemacht, mir mehrfach über meine Hand gestreichelt und mich beim Abschied auf die Wange geküsst", nicht umgekehrt. Beim zweiten Treffen zum Abendessen bei einem edlen City-Japaner sei es laut Fellner weitestgehend um Scharfs Karriereschritt von der Reporterin zur Moderatorin gegangen. Er habe sie nicht bis zur Toilette verfolgt oder bedrängt, weist er die Vorwürfe der Klägerin vehement von sich. "Alles, was da an Me-Too-Märchen folgt, ist frei erfunden", so Fellner.

Anwalt Michael Rami: "Für mich ist das der reinste Sexismus."
Star-Anwalt Michael Rami vertrat Moderatorin Scharf vor Gericht.
Star-Anwalt Michael Rami vertrat Moderatorin Scharf vor Gericht.
Sabine Hertel

Band beweist "Nutten"-Sager

Bei einem Foto-Shooting, von dem der Redaktion ein Making-Of-Bild vorliegt, soll sich der Medienmacher seiner Angestellten zu sehr angenähert haben. "Es hat unter 100-prozentiger Garantie keine Berührung der Frau Scharf gegeben, ganz sicher kein Begrapschen des Pos", bestreitet Fellner. Dass Scharf behauptet habe, hier hätte ein Übergriff stattgefunden, sei "eindeutig eine Racheaktion, weil ich am Vorabend ihre Gehaltserhöhung abgelehnt habe", gibt der TV-Macher beim Prozess zu Protokoll.

Fellner: "Schau dir an, wie du daherkommst – wie die größte Nutte."

Viele der Aussagen des Herausgebers vor Gericht, müssen jedoch in einem anderen Licht betrachtet werden, nachdem Scharfs Anwalt einen Tonband-Mitschnitt ins Spiel bringt: Darauf sei legal aufgenommen worden, wie Fellner zu Scharf unter anderem sagte: "Schau dir an, wie du daherkommst – wie die größte Nutte." Der Mitschnitt wurde beim Prozess zwar nicht vorgespielt, das Transkript jedoch von der Richterin und Fellners Rechtsbeistand akzeptiert.

Mit den Aufnahmen konfrontiert, sagt Fellner: Mit dem Wort 'Nutte' "habe ich mich nur über ihre Kleider geäußert." Verwundert sagt er weiter: "Warum soll das eine sexuelle Belästigung sein, wenn ich über die Kleider rede?" Er befindet: "Da ist keine einzige sexistische Aussage, die sich auf die Figur, den Busen oder den Po bezieht."

Aussagen "lebensgefährlich"

Weiters ist auf dem Band zu hören, so die Mitschrift, wie Fellner zu Scharf sagt, wenn sie bei ihren Belästigungs-Behauptungen bliebe, könne das "lebensgefährlich" für sie werden. Fellner dazu: "Ich habe rufschädigend gemeint und es aufs Berufliche bezogen."

Michael Rami zeigt sich als Anwalt der Klägerin "sehr zufrieden" mit der Verhandlung: "Fellner hat gestehen müssen, dass seine demütigenden, erniedrigenden Aussagen so gefallen sind. Für mich ist das der reinste Sexismus", so Anwalt Rami. Er vertritt auch "Heute" in Medienangelegenheiten. Sie selbst ist am Mittwoch nicht zu Wort gekommen. Am 15. September geht es weiter. Mittlerweile wurden auch Vorwürfe einer zweiten Moderatorin bekannt.

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