Österreich

Shitstorm um Szenelokal, JVP darf trotzdem rein

Heute Redaktion
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Die Junge ÖVP hält am Dienstag eine Veranstaltung im Schikaneder ab. Nach einem Shitstorm gegen das Event ist der Schikaneder-Chef "bestürzt und verwundert".
Die Junge ÖVP hält am Dienstag eine Veranstaltung im Schikaneder ab. Nach einem Shitstorm gegen das Event ist der Schikaneder-Chef "bestürzt und verwundert".
Bild: Denise Auer

Riesen Wirbel um das Szenelokal "Schikaneder": Wegen der Genehmigung einer Feier der Jungen ÖVP (JVP) ist am Dienstag sogar eine Demo geplant. Das Lokal organisiert indes eine Dialog-Veranstaltung.

Unter Beschuss geriet am Wochenende das "Schikaneder", ein Treffpunkt vor allem für junge Studenten. Grund: Am Dienstag findet in dem Szenelokal in der Margaretenstraße 22 auf der Wieden eine Veranstaltung der Jungen ÖVP statt – ein Dorn im Auge der linken Stammkundschaft – "Heute" berichtete. Postings wie "Wer der JVP einen Raum bietet, macht sich zum Handlanger rassistischer und elitärer Politik" wurden in den sozialen Netzwerken geteilt. Schon am Samstag Abend reagierte das Schikaneder via Facebook: "Das Schikaneder ist ein freier Ort der Begegnung."

Schikaneder-Chef: "Wichtig, dass keine Gräben aufgerissen werden"

"Heute" fragte am Montag beim Chef des "Schikaneder", Johannes Wegenstein, nach. Nach reiflicher Überlegung werde die Veranstaltung der Jungen ÖVP wie geplant stattfinden. Die Organisation zahle Miete – "wie jeder andere, der sich einmietet".

Fix ist allerdings auch eine Protest-Kundgebung während des Polit-Events am Dienstag. Wegenstein dazu: "Es ist wichtig, dass das gewaltfrei abläuft, dass es einen Dialog gibt – dass Brücken gebaut und keine Gräben aufgerissen werden".

250 für Demo gegen JVP-Event angemeldet

Die Gegner des JVP-Events rufen unter dem Motto "Freiraum zurück!" auf Facebook zur Demo auf – direkt vor dem Lokal. Die Veranstaltung wurde laut Polizei am Dienstag vom Verein "Open Air Democracy" zwischen 16.45 Uhr bis 23.00 Uhr angemeldet - um 19 Uhr startet die JVP-Veranstaltung. Zur Demo erwartet werden 200 bis 250 Personen. Ob die Demo genehmigt wird, war am Montag Vormittag noch offen. "Die Entscheidung fällt erst", heißt es von der Pressestelle der Wiener Polizei.

"Nazi-Bar"

"Soll man es zulassen, dass sich eine Partei der Regierungsmacht nun auch noch der Plattformen der Gegenkultur bemächtigt?", schreiben die Veranstalter der Demo auf Facebook. Und: "Dieser Regierungspartei soll nun auch noch die Möglichkeit gegeben werden, an einem symbolischen Ort der Gegenkultur ihre Werte zu repräsentieren?" Auch richtig diffamierende Kommentare sind dort zu lesen, sogar ein Youtube-Link zu einem Video mit dem Betreff "Nazi Bar" wurde geteilt.

"Bestürzt" über "gewalttätigen Jargon"

Mit einem derartigen Shitstorm hat der langjährige Chef des Szenelokals allerdings nicht gerechnet. "Was uns sehr bestürzt und verwundert hat, ist der gewalttätige Jargon", so Wegenstein. Und: "Unterschiedliche Positionen dürfen sein. Das sind ja keine Nazis, die JVP ist ja keine Verbrecherbande."

"Wir werden jetzt sicher kein ÖVP-Lokal", versichert Wegenstein. Entstanden sei der Event mit der JVP deswegen, weil einige der Organisatoren Stammgäste im Schikaneder seien. Jedoch: Das Schikaneder sei prinzipiell "kein Lokal für politische Veranstaltungen."

JVP-Wien-Obmann: "Andere Meinungen respektieren"

"Heute" fragte auch beim Veranstalter des JVP-Events nach. "Wir können die Aufregung nicht nachvollziehen", sagt Nico Marchetti, Landesobmann der JVP Wien. Nachsatz: "Ich finde es erschütternd. Wir haben nichts Falsches getan und der Betreiber des Schikaneder hat nichts Falsches getan", so Marchetti verwundert. Für ihn ist klar: "Wir wollen in Ruhe unsere Veranstaltung abhalten." Und: "Wir lassen uns nicht einschüchtern." Man könne "in einem gewissen Spektrum andere Meinungen respektieren. Wir finden so ein Demokratieverständnis nicht in Ordnung. Bei uns hat so etwas keinen Platz." Rund 200 Teilnehmer haben sich schon zum JVP-Event, das ein Jahresauftakt für Mitglieder ist, angemeldet.

Dialog-Event geplant

Um einen Dialog herzustellen, organisiert "Schikaneder"-Chef Wegenstein am 18. Jänner um 19 Uhr eine Diskussionsveranstaltung zum Thema. "Dialogverweigerung kann keine Lösung sein", sagt er. Für ihn ist klar: "Kultur steht über Politik und soll verbinden. Im Schikaneder ist Platz für jeden."