Wirtschaft

Schlagabtausch im ORF wegen der Gastro-Teuerung

In Österreich steigen die Preise in Lokalen stark an – stärker als in vielen anderen Ländern. Wirtschaftskammer-Experte Mario Pulker sagt, wieso.

Rene Findenig
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Mario Pulker, Obmann Gastronomie in der Wirtschaftskammer, in der ORF-"ZiB 2".
Mario Pulker, Obmann Gastronomie in der Wirtschaftskammer, in der ORF-"ZiB 2".
Screenshot ORF

Zu einem Schlagabtausch zwischen dem Obmann Gastronomie in der Wirtschaftskammer Mario Pulker und ORF-Moderator Armin Wolf kam es am Mittwochabend in der ORF-"ZiB 2". Grund dafür: Die Gastro-Preise sind in Österreich um 4,4 Prozent höher als 2020, im EU-Schnitt allerdings nur 0,6 Prozent. Nur Polen hat in der EU die Preise nach Lockdowns und Betriebssperren noch stärker angehoben als Österreich. Die Arbeiterkammer deutet deswegen "Preistreiberei" an. "Da kann man nur dagegen ganz klar auftreten, das stimmt einfach nicht", verteidigte Pulker im ORF die Teuerung – bei einem Krügerl Bier handle es sich um einen minimalen Betrag, "das ist nicht wirklich viel".

Zu erklären versuchte Pulker die Teuerung so: Kollektivverträge seien gestiegen, zudem habe man mit den Corona-Hilfzahlungen nur das Nötigste bekommen. Genau dieser Punkt löste den Schlagabtausch mit Moderator Wolf aus, der darauf hinwies, dass es so nicht gewesen sei. Wolf führte "Unmengen" an Hilfen, etwa Umsatzersätze und Kurzarbeitsregeln, ins Rennen, zudem siene die Hilfszahlungen nirgends so hoch wie in Österreich gewesen. "Unmengen an Förderungen würde ich nicht sagen, das Notwendigste", konterte Pulker, man möge "einmal neun Monate kein Gehalt bekommen und dann ein Monat 80 Prozent und ein Monat 50 Prozent", um zu verstehen, dass es keine Unmengen seien, so der Wirtschaftskammer-Mann.

Es habe laut Pulker auch kaum etwas stattfinden können, Nächtigungen habe es teils keine gegeben, man sei in eine nicht existente Wintersaison gestartet, so Pulker. Wolf hielt dagegen: In keinem anderen Land habe es so großzügige Förderungen gegeben und in fast keinem Land seien die Preise jetzt so nach oben geschossen. Das passe "nicht zusammen", so der Moderator. Pulkers Gegenangriff: Die Preissteigerung lasse sich nicht so einfach mit anderen Ländern vergleichen, in denen es keine Kollektivverträge und keine 14 Gehälter gebe.

"Ich bin mir jetzt nicht ganz sicher, wie viele Virologen Ihnen da zustimmen würden, dass es in der Disko sicherer ist als im Freien, aber wir müssen jetzt leider aufhören"

"Das war aber auch im letzten Jahr schon so", stellte Wolf trocken fest. Als Pulker ins Rennen führte, dass die Branche wenige Rücklagen habe bilden können, konterte Wolf, dass den Gastronomen womöglich "das Schwarzgeld" fehlen könnte. Ein Hinweis, den Pulker vehement abstritt: Die Mehrheit der Gastronomen habe bereits vor der Pflicht eine Registrierkasse eingeführt, vielmehr sei es so, dass Gastronomie und vor allem Nachtgastro bisher kaum von der Mehrwertssteuersenkung profitiert hätte. Die Steuersenkung solle deswegen auch 2022 aufrecht erhalten werden, so Pulker.

Auch den Vorwurf, die 3G-Regeln werde in der Gastronomie kaum kontrolliert, forderte Pulker heraus: Es könne passieren, dass durch "Stress, Hektik oder Personalmangel" vergessen werde, einen gast zu kontrollieren, aber mit dem generellen Vorwurf werde eine ganze Branche pauschal verunglimpft. Kritik setzte es dafür an dem Wiener Plan, ab 6 Jahren einen Test für den Gastro-Zutritt zu verlangen. Wien sei "kein gallisches Dorf", Gäste würden in andere Bundesländer ausweichen, so Pulker.

Man sollte "auf die Menschen schauen" sowie "an die Selbstkontrolle appellieren" und "den Gastronomen vertrauen", so Pulker zu Wolfs Frage, was er zu Kritik daran sage, dass 3G möglicherweise nicht ausreichend kontrolliert werde. Einig waren sich die Interviewpartner letztlich auch nicht, ob die Gastronomie und Nachtlokale hätten früher aufsperren können. Auf Pulkers Statement, damit hätten in sicheren Bereichen der Lokale Massenpartys wie am Donaukanal verhindert werden können, schloss Wolf: "Ich bin mir jetzt nicht ganz sicher, wie viele Virologen Ihnen da zustimmen würden, dass es in der Disko sicherer ist als im Freien, aber wir müssen jetzt leider aufhören."

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