Österreich

Schlammige Brühe rinnt aus Semmering-Tunnel

Heute Redaktion
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Erneuter Zwischenfall beim Bau des Semmering-Basistunnels: Auf der Baustelle Göstritz tritt beim Tunnelvortrieb 250 Meter unter der Erde Wasser aus dem Tunnelboden.

Zwischenfall beim Bau des Semmering-Basistunnels: Auf der Baustelle Göstritz (Gemeinde Schottwien, Bezirk Neunkirchen) tritt beim Tunnelvortrieb 250 Meter unter der Erde Wasser aus dem Tunnelboden (60 Liter pro Sekunde).

Laut ÖBB seien die Wassermengen zu bewältigen. Da auch Sand aus dem Gebirge losgelöst wird, könne es zu Trübungen von Gewässern kommen. Erich Schabus, Gloggnitz' Fischereivereins-Obmann, spricht von einer ökologischen Katastrophe. Fischzuchtteiche seien geschlossen worden, zahlreiche Fische verendeten. Auch andere Anrainer berichten von Fischsterben, was die ÖBB nicht bestätigen: „Uns liegen keine Informationen über ein Fischsterben oder verseuchte Fischteiche vor", so Sprecher Karl Leitner. Das würden chemische Analysen zeigen.

Dennoch: Aufgrund der derzeitigen Situation wurde mit dem Fischereiverein die vorübergehende Stilllegung der Fischzuchtanlage vereinbart. Auch Entschädigungen stehen im Raum.

ÖBB setzen sogenannte "Injektionen"

Um die Wasserzutritte zu beherrschen, werden verstärkt sogenannte Injektionen gesetzt: Sie festigen das Gestein und verhindern Wasserzutritte. Diese Injektionen können im Göstritzbach eine Schaumbildung auslösen, durch den ausgelösten Sand kann es außerdem zu Trübungen des Wassers im Göstritzbach kommen. "Dies ist unbedenklich und mit einer Situation nach einem starken Regen vergleichbar, wenn Sand aufgrund großer Wassermengen aufgewirbelt wird und den Bach damit trübt", so ÖBB-Sprecher Karl Leitner auf "Heute"-Anfrage.



Die betroffenen Eigentümer sowie die zuständigen Behörden wurden über die Situation informiert. "Wir haben unter anderem beim Infoabend Gloggnitz am 3. Juni 2019 auch den AnrainerInnen berichtet, dass es zu diesen Auswirkungen im Göstritzbach, der in die Schwarza mündet, kommen kann", so Leitner.

Die Informationspolitik seitens der ÖBB bei Pannen am Bau des Tunnels wird aber von Anrainern zunehmend kritisiert. Die Stadt Gloggnitz informierte heute mit einer Aussendung: "Ich wurde kurz nach dem Auftreten der Trübung (des Auebaches, Anm.) am Wochenende informiert und da ich nicht vor Ort war, habe ich trotzdem die ersten Schritte in die Wege geleitet, indem ich meinen Stellvertreter Herrn Vizebürgermeister Erich Santner verständigte", so Bürgermeisterin Irene Gölles in dem Schreiben.

"Trinkwasser nicht beeinträchtigt"

Und weiter: "Vizebürgermeister Santner erstattete sofort bei der Polizei Anzeige, was dazu führte, dass er von dieser die Auskunft bekam, dass sie Wasserproben für eine Analyse entnehmen. Diese werden dann an die BH Neunkirchen als zuständige Behörde weitergeleitet. Auch unsere Feuerwehren waren vor Ort. Die Ergebnisse liegen zwar noch nicht vor, es steht aber fest, dass die Trübung durch einen Wassereinbruch im Baustellenabschnitt Göstritz erfolgte und erfolgt. Eines lässt sich aber auf jeden Fall sagen – nämlich, dass durch die Trübung das Gloggnitzer Trinkwasser in keinster Art und Weise beeinträchtigt ist."

(wes)