Wirtschaft

Schlechte Chefs machen krank

Heute Redaktion
14.09.2021, 03:08

Stressende Chefs schwächen die Leistungsfähigkeit ihrer Mitarbeiter. Sie killen deren Engagement und treiben Erkrankungen voran, die bis zum Herzinfarkt führen können.

Das deutsche Arbeitsministerium bestätigte dies erst jüngst in ihrem "Stressreport" mit wissenschaftlichen Untersuchungen. Das Fazit, das auch für Österreich Gültigkeit hat: Führungsdefizite schlagen immer dramatischer durch. Die Zahl der Stress-Erkrankten nimmt seit Jahren rasant zu und schlechte Chefs tragen dafür einen Großteil der Schuld.

Vermeidbare Drucksituationen

Schlechte Chefs sind also Stress-Macher. Dessen ist sich auch der Psychologe und Management-Coach Michael Schmitz im "Format" sicher. Es sei nicht der Job und die damit verbundenen Erledigungen, die Stress machen. Es seien die Führungskräfte, die mit unkoordinierten "Befehlen" und Anweisungen die Mitarbeiter unter Druck setzen.

Dabei führt anhaltender Stress zu einer Vielzahl von gesundheitlichen Beeinträchtigungen. Stress treibt den Ausstoß des Hormons Cortisol voran. Hohe Cortisol-Werte schwächen das Immunsystem und schränken die Denkfähigkeit ein. Cortisol attackiert die Areale im Hirn, die dafür zuständig sind, Zusammenhänge herzustellen, Informationen zu archivieren und abzurufen, zu planen und zu entscheiden.

Stressende Chefs schwächen Leistung

Stressende Chefs schwächen also nachweislich die Leistungsfähigkeit ihrer Mitarbeiter, demotivieren sie und treiben Erkrankungen voran. Das hat unter anderem eine wissenschaftliche Langzeitstudie aus Schweden belegt. Im schlimmsten Fall, wenn Mitarbeiter nicht rechtzeitig die Notbremse ziehen, kann dies sogar zum Herzinfarkt führen.

Schlechte Chefs lösen sogar Stress aus, wenn sie den Arbeitnehmern nicht ausreichend Anerkennung und Wertschätzung zukommen lassen. Fehlendes Lob wird aus Sicht der Menschen oft mit Geringschätzung gleichgesetzt. Kommen dazu zu zu viele negative Meldungen, etwa wenn etwas nicht so erledigt wird, wie es sich der Chef vorgestellt hat, wird dies als Angriff auf die eigene Persönlichkeit wahrgenommen.

Stress führt zu Krankheit

Berechtigte Kritik über falsche Arbeitsabläufe und übertriebenes "dissen", sind also zwei verschiedene paar Schuhe. Diejenigen, die ständig Stress empfinden, klagen dann vermehrt über Muskelverspannungen,  Rückenschmerzen, Erkältungen, Kopfschmerzen, Schlafstörungen, gedrückte Stimmung oder Depressionen.

Das Arbeitsministerium in Berlin folgert aus diversen Umfragen etwa, dass sich das Führungsverhalten in Unternehmen mittlerweile direkt auf die Mitarbeitergesundheit auswirke. Chefs müssen demnach ihr Verhalten ändern. Sie sollen Mitarbeiter bei der Gestaltung von Arbeitsabläufen und der Zuordnung von Aufgaben helfen, vor allem aber mit ihnen klare und erreichbare Ziele vereinbaren, ihnen Kontrolle über die Organisation der eigenen Arbeit gewähren. Viele Manager legen Ziele nämlich zunehmend willkürlich fest.

Unternehmen stützen Manager, nicht Mitarbeiter

Dass das Verhalten von Führungskräften Mitarbeiter krank macht, hören die Verantwortlichen in Unternehmen natürlich nicht gerne. Als Reflex wird den Mitarbeitern selbst die Schuld gegeben. Die Arbeitsbedingungen hätten sich geändert, Produkte und Produktionsverfahren würden schneller, der Konkurrenzdruck nehme zu, immer mehr Informationen müssen immer schneller verarbeitet werden.

Ganz sollte man die Mitarbeiter natürlich nicht aus der Verantwortung entlassen. Persönliche Faktoren spielen bei der Fähigkeit Stress produktiv zu bewältigen eine wichtige Rolle.

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