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Flüchtlinge lagen 1.000 Kilometer in Mini-Versteck

Bei Kontrolle aufgeflogen: Das Schlepper-Duo hatte acht Flüchtlinge unter einem doppelten Boden auf weniger als vier Quadratmetern zusammengepfercht.
Heute Redaktion
13.09.2021, 23:19

Die bayrischen Autobahnpolizei konnte bei einer Kontrolle in Waidhaus an der Grenze zu Tschechien zwei Schlepper abfangen. Sie hatten acht Flüchtlinge auf engstem Raum unter der Ladefläche ihres Kleinlastwagens zusammengepfercht.

Die 18 bis 37 Jahre alten Flüchtlinge – sieben Männer und eine Frau – sollen aus dem Irak und der Türkei stammen, berichtet der "Spiegel". Sie waren in einem 3,30 Meter langen, 1,20 Meter breiten und nur 30 Zentimeter hohen Hohlraum unterhalb einer Luke untergebracht. Seit dem Beginn ihrer über 1.000 Kilometer langen Reise hatten sie diesen nicht verlassen können.

"Da geht es nur um das Überleben"

"Wir haben ja schon viel gesehen, aber Menschen in so eine Luke reinzupferchen, das ist unglaublich", so ein Polizeisprecher. "Es ist wirklich Wahnsinn, was die Schlepper mit den Menschen machen."

Sie hätten sich in ihrem Versteck kaum bewegen können und auch nur wenig zu trinken gehabt. "Da geht es nur um das Überleben", zeigte sich der Polizeisprecher fassungslos.

Der 41-jähriger Fahrer des Kleinlasters mit rumänischer Zulassung wurde festgenommen. Er, und ein weiterer Komplize, der in einem anderen Auto unterwegs war, werden einem Ermittlungsrichter in Weiden in der Oberpfalz vorgeführt.

Dabei werden Erinnerungen an den schrecklichen Fall im Sommer 2015 auf der A4 im Burgenland wach. In einem Kühllaster waren 71 Flüchtlinge erstickt. Als die Schlepper deren Tod bemerkten, hatten sie das Weite gesucht. Ihnen wurde in Ungarn der Prozess gemacht – "heute.at" berichtete.

Route führt auch über Österreich

Wie die Polizei Waidhaus gegenüber "heute.at" mitteilt, führt die bekannte Schlepperroute von Rumänien über Ungarn, die Slowakei und Tschechien nach Deutschland. Kurz hinter der deutschen Grenze werden die Flüchtlinge dann abgesetzt und ihrem Schicksal hinterlassen.

Die Schlepper fahren dann mit ihren leeren Transportern in Bayern bis an die österreichische Grenze und über unsere Westautobahn heim. Ein mehrfacher Übertritt am selben Grenzübergang sei zu auffällig, erklärt die deutsche Polizei.

(rcp)

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