Wien

Schlepper ließ Flüchtlinge auf TikTok für ihn werben

Er soll Hunderte Flüchtlinge nach Österreich geschleust haben, wurde auf TikTok als "Herrscher der Grenze" verehrt. Nun steht der Iraker vor Gericht.

Christian Tomsits
Der Angeklagte wurde aufgrund seiner "Bartpracht" und Glatze von Ermittlern erkannt. Anwalt Andreas Reichenbach übernahm die Verteidigung.
Der Angeklagte wurde aufgrund seiner "Bartpracht" und Glatze von Ermittlern erkannt. Anwalt Andreas Reichenbach übernahm die Verteidigung.
Sabine Hertel

Sogar in der Kopfzeile der Anklage wird der 33-Jährige neben seinem bürgerlichen Namen Ali K. auch "Der Herrscher der Grenze" genannt. Unter dem wenig bescheidenen Spitznamen soll der Iraker ab Sommer 2020 Hunderten Flüchtlingen aus dem arabischen Raum um rund 8.000 Euro die illegale Einreise in die EU organisiert haben.

Über die Türkei oder Griechenland kamen die Menschen teilweise zu Fuß bis nach Serbien, wo die Wartenden in illegalen Zeltlagern in einem Waldstück an der Ungarischen Grenze zusammengepfercht wurden und auf baldige Rettung hofften.

TikTok-Werbung für Schlepperkönig

Der nun angeklagte Ali K. soll dann persönlich die risikoreichen Übertritte in den Schengenraum organisiert haben – und seine Auftritte regelrecht zelebriert haben. Laut Anklage soll der "Herrscher der Grenze" Videos von vor Ort mit "gestalterischem Talent" dafür genutzt haben, um auf der Plattform TikTok Beiträge zu erstellen, mit denen er sein Geschäftsmodell bewarb.

Flüchtlinge hätten nach geglückten Übertritten kurze Clips anfertigen müssen, mit Huldigungen und Danksagungen an Ali K.. Die Clips seien anschließend mit "arabischsprachiger, lobpreisender Musik" für den "glamourösen Effekt" unterlegt und hochgeladen worden.

Mehrere lange Leitern lagen im Gebüsch bereit, um den meterhohen Grenzzaun nach Ungarn zu überwinden. Die Polizei soll weggesehen haben. Denn laut Zeugen wurden die Grenzabschnitte allein von den bewaffneten Schleppern kontrolliert.

Auch Protzvideos mit hohen Geldbeträgen und schnellen Autos fanden Ermittler auf dem Handy des Angeklagten, der sich am Mittwoch in Wien vor Gericht verantworten musste. Bei einem der Opfer fand man seinen serbischen Kontakt in Chatverläufen auf dem ihn seine "Bartpracht" und Glatze vor einem Bild des salutierenden Saddam Hussein enttarnt haben soll.

"Auf den Videos ist ein anderer Mann mit Bart"

125 Fakten werden nun vom Gericht geprüft, weitere Zeugen angehört. Der vom Top-Anwalt Andreas Reichenbach Verteidigte bestreitet alles – "auf den Videos und Fotos ist ein anderer Mann zu sehen", meinte er zum Richter. Die Verhandlung wurde vertagt, es gilt die Unschuldsvermutung.

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