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"Schnell ermittelt"-Star: "Ich war innerlich tot"

Heute Redaktion
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Ab 17.9. (ORF eins) erlebt Chefinspektorin Schnell in 450 neuen Krimi-Minuten ihren größten Albtraum. Ein Zustand, mit dem ihr Alter Ego Ursula Strauss vertraut ist.

So schnell kann's gehen, und eine Gesetzeshüterin verliert sich zwischen Gut und Böse. Der Sohn ist ein Mörder, die Chefinspektorin höchstpersönlich ließ das Beweisvideo verschwinden. Eine Entscheidung, die Angelika Schnell in zehn neuen Folgen des Krimihits (Staffel 6, 20.15 Uhr, ORF 1) in die Knie zwingt. Am Boden angekommen war einst auch Seriendarstellerin Ursula Strauss. Ein Gespräch über Muttergefühle, Moral, Morzé und den eigenen Umgang mit der größten Krise.

"Heute": "Zuerst kommt das Kind, dann die Moral" – hat dieser modifizierte Brecht hier Gültigkeit?

Ursula Strauss: Schwierig, da es hier um eine ganz andere Form der moralischen Missachtung geht, als in der „Dreigroschenoper". Angelika Schnell weiß ja ganz genau, dass sie nichts Richtiges macht. Sie begeht einen Fehler, um ihren Sohn zu schützen. In dem Moment, als sie das Handy am Ende der letzten Staffel in die Donau warf, war sie keine Ermittlerin, sondern Mutter. Damals wusste sie aber noch nicht, welchen Rattenschwanz dieser Fehler auch für sie selbst hinterzieht. Und daran beginnt sie nun zu zerbrechen.

"Heute": Wird sie zu einem dieser typischen TV-Cops, die privat komplett am Sand sind und genau deshalb beruflich brillieren?

Strauss: Das wollten wir bewusst vermeiden. Sie trinkt, um sich zu betäuben, aber sie wird keine Säuferin. Wir lassen die Situation eskalieren, aber nicht bis zur letzten Konsequenz. Denn Schnell hat kein Alkoholproblem, sondern ein ganz anderes.

"Heute": Mit dem sie am Ende komplett alleine ist …

Strauss: Ja. Denn sie hat das Handy fallenlassen – auch, wenn Kollege Franitschek (Wolf Bachofner, Anm.) sie deckt. Die Schuld kann er ihr nicht abnehmen. Und Exmann Stefan (Andreas Lust, Anm.) will alles nur vertuschen. Das kann sie so nicht.

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"Heute": Gibt es in Ihrem Leben jemanden, der ein derart brisantes Geheimnis für Sie bewahren würde?

Strauss: Ich hoffe, dass es niemanden gibt. Ich bin mir nicht sicher, ob das ein Zeichen von Liebe wäre.

"Heute": Wie gehen Sie mit echten Krisen um. Was macht das mit Ihnen?

Strauss: In der größten Krise, als ich 2014 meinen Autounfall hatte und mein Vater zwei Wochen später starb, war ich wie betäubt. Ich war innerlich tot. Diese Krise war so übermäßig, sie hat mich sehr viel gekostet. Da habe ich lange gebraucht, um zu einer Leichtigkeit zurückzufinden. Aufgegeben habe ich aber nicht. Ich habe versucht, mich durchzukämpfen.

"Heute": Woran merken Sie heute, wie lange Sie bereits so erfolgreich in dieser Rolle stecken?

Strauss. In der letzten Staffel gab am Set ein Gerede von Mädels über einen feschen Simon. Ich habe nicht an diesen Simon (Morzé, Anm.) gedacht, ich wäre nie auf die Idee gekommen. Bis ich gecheckt hab, dass die über meinen Buben reden. Das war absurd, weil ich ihn ja nicht als diesen schönen, interessanten, jungen Mann sehe, der er mittlerweile geworden ist. Sondern als mein Kind. Er ist höchst begabt, ein toller Schauspieler und ein wunderbarer Mensch.

"Heute": Was hat Schnell, was Strauss fehlt?

Strauss: Wir stecken im selben Körper, aber sie ist viel mutiger als ich. Viel weniger darauf angewiesen, was das Rundherum reflektiert. Sie ist in ihren Entscheidungen knallhart. Ich selbst wäre schlagfertig, bin es aber oft nicht, weil die Anstandsgrenze im Weg ist. Die hat sie nicht.

Mehr zur ersten Folge

Die ölverschmierte und mit Sand bedeckte Leiche des Industriellen Manfred Wohlkönig wird auf seinem Firmengelände gefunden. Wie sich bei ersten Ermittlungen herausstellt, war Wohlkönig an Fracking, einer neuartigen Form der Erdöl- und Erdgasförderung, interessiert. Dies wiederum rief einen militanten Umweltschützer und seine Assistentin auf den Plan, womit Angelika (Ursula Strauss) und Franitschek (Wolf Bachofner) auch schon ihre ersten Verdächtigen hätten. Wohlkönigs abgestumpfte Ehefrau Liliane (Anna Tenta) unterhält wiederum eine Verbindung zum Unternehmer Michel de Rainier (Michael Rast), was Angelika und Franitschek mehr als stutzig macht. Indessen scheint nach Angelikas Vertuschung von Jans (Simon Morzé) Mord an Nico Schnabel Ruhe einzukehren, doch die Idylle bei den Schnells ist trügerisch.

Regie führen Michi Riebl und Gerald Liegel.