Niederösterreich

"Schnitzel inNÖ nochum 9,9 €, in Dornbirn schon 16,6 €"

Wirtschaftslandesrat Jochen Danninger (VP) über die schwierigen Zeiten und einen interessanten Schnitzelvergleich von Waldviertel vs. Vorarlberg.

Landesrat Danninger im Interview
Landesrat Danninger im Interview
Philipp Monihart

"Heute": Herr Landesrat, Sie sind zuständig für Wirtschaft, Tourismus und Sport. Vor allem zwei dieser Bereiche sind derzeit alles andere als leicht. Viele haben jetzt schon Mehrbelastungen von mehreren Hundert Euro im Monat und bekommen im Herbst zwischen 500 und 2.000 Euro Teuerungsausgleich. Das geht sich niemals aus. Wie sollen die Niederösterreicher das stemmen?

Jochen Danninger: Das stimmt leider nicht ganz, denn auch der Sport ist betroffen. Amateurvereine im Fußball können sich beispielsweise die Trainings bei Flutlicht kaum mehr leisten. In der Corona-Krise hat der Bund hier einen Fonds aufgelegt, um diese Sportvereine zu unterstützen. Diesen Fonds brauchen wir jetzt wieder. Egal ob Sportvereine, Metallerzeugung, Bäcker, Hoteliers oder Tischler, keiner kann die explodierenden Energiekosten ohne Hilfen langfristig schlucken. Der Bund muss den Betrieben bei ihren Energiekosten unter die Arme greifen, so wie es Niederösterreich beim blau-gelben Stromrabatt für Haushalte vorgemacht hat. Hier brauchen wir schnell praktikable Lösungen!

"Heute": Ist von NÖ-Seite noch was geplant, das kann es ja nicht gewesen sein mit blau-gelber Stromrabatt und EVN-Wechselbonus?

Jochen Danninger: Teuerung und Energiekrise sind Herausforderungen, die ein Bundesland alleine nicht stemmen kann. Dennoch wurde ein umfangreiches Hilfspaket beschlossen, das die Niederösterreicherinnen und Niederösterreicher rasch und konkret entlastet. Mit rund 312 Millionen Euro helfen wir dort, wo es jetzt Hilfe braucht: Neben dem Strompreisrabatt sind das die erhöhte Pendlerhilfe, die aufgestockte Wohnbeihilfe, der Heizkostenzuschuss und das Schulstartgeld. Im Bundesländer-Vergleich leistet hier Niederösterreich deutlich mehr als andere.

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    Landesrat Danninger im Interview
    Landesrat Danninger im Interview
    Philipp Monihart

    "Heute": Wir bekommen so viele Anrufe und Mails von verzweifelten Bürgern. Mehrere Anrufer sagen, mehrere Politiker hätten immer noch nichts begriffen – ist das so?

    Jochen Danninger: Wir befinden uns mitten in Umbrüchen, wie sie unsere Generation noch nicht erlebt hat. Die Energiekrise und die Teuerung sind für Betriebe die größte Herausforderung seit dem zweiten Weltkrieg. All jenen, die jetzt eine sechste Urlaubswoche bei vollem Lohnausgleich und eine verpflichtende Vier-Tage-Woche fordern und gleichzeitig behaupten, wenn die Regierung nur dies oder jenes macht, würden wir alle von dieser Krise nichts merken, streuen den Menschen Sand in die Augen. Wir haben uns unseren Wohlstand in der Vergangenheit hart erarbeitet und wir brauchen jetzt gemeinsam sehr große Anstrengungen, um diesen Wohlstand zu erhalten.

    "Schnitzel im Schnitt in Dornbirn 16,65 Euro, in Waidhofen/Thaya um 9,90 Euro" - Landesrat Jochen Danninger (VP).

    "Heute": Stichwort Tourismus: Wer soll sich 2023 das Schnitzel im Wirtshaus oder den Urlaub in Österreich überhaupt noch leisten können?

    Jochen Danninger: Vor wenigen Wochen hat ein Institut 1.300 Schnitzelpreise in Österreich verglichen. Dabei zeigte sich, dass das Schnitzel in den Wirtshäusern im Westen teilweise um mehr als ein Drittel teurer ist als bei uns. Während man in Dornbirn im Schnitt 16,65 Euro zahlt, bekommt man das Schnitzel in Waidhofen an der Thaya um 9,90 Euro serviert. Unsere Gastgeber leiden genauso unter steigenden Energie- und Lebensmittelkosten wie die Wirte im Westen, aber sie geben die Kostensteigerungen noch nicht eins zu eins an ihre Kunden weiter. Auch wenn viele Wirtshäuser derzeit sehr gut gefüllt sind, bleibt am Ende des Monats nach Abzug der Kosten beim Wirten kaum mehr etwas im Börsel übrig.

    "Heute": Auch viele Gastronomen stöhnen unter den Energiekosten, viele kleine Betriebe geben W.O. Wie wird denen geholfen?

    Jochen Danninger: Unsere Wirte brauchen unsere Unterstützung. Speziell für Gastgeber starten wir außerdem am 15. September mit einer Förderung, wo wir sie etwa bei Investitionen in energiesparende Elektrogeräte in Küchen, Gasträumen und Gästezimmern unterstützen wollen. Wir fördern hier 20 Prozent der Investitionskosten bis maximal 10.000 Euro. Aber hier brauchen unsere Betriebe zusätzliche Hilfen des Bundes. Wir werden vehement darauf pochen, dass diese Hilfen nun sehr rasch vorgestellt werden und bei den Betrieben auch ankommen.

    "Heute": Ihr Ausblick aufs Jahr 2023...wirtschaftlich und touristisch.....

    Jochen Danninger: Niederösterreich ist derzeit bei Investoren und Touristen gleichermaßen beliebt: Der Pharmakonzern Boehringer Ingelheim schafft 800 Arbeitsplätze in Bruck an der Leitha, das ist die größte Ansiedlung in der Geschichte Niederösterreichs. In der aktuellen Sommersaison hat der Tourismus fast das Vorkrisenniveau wieder erreicht, am Weinherbst gibt es großes Interesse. Der weitere Ausblick ist aber mit großen Unsicherheiten behaftet. Aus heutiger Sicht gehen die Wirtschaftsforscher davon aus, dass sich die Teuerung 2023 entspannen und die Wirtschaft moderat wachsen wird. Die Herausforderungen sind groß, keine Frage. Wir dürfen uns aber auch nicht zusätzlich krank jammern, das Glas ist halbvoll!