Am Montag lud die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) in Tuzla (Bosnien-Herzegowina) zu einer Diskussion zum Thema Menschenhandel und Minderjährigen-Ehen. Wie zäh sich der Kampf gegen die illegalen Machenschaften gestaltet, zeigen schockierende Fälle aus dem Balkan-Land.
Laut dem bosnischen Medium "Balans" diente die Diskussionsrunde in Tuzla der Erarbeitung von Strategien zur Prävention von Menschenhandel. Das Problem von geschlossenen Ehen mit minderjährigen Kindern sei nämlich nicht mehr ein Problem isolierter Gruppen, sondern eine große gesellschaftliche Herausforderung.
Indira Bajramovic, Präsidentin des Vereins von Romafrauen "Bessere Zukunft" (zu Bosnisch: "Bolja buducnost"), erklärte am Montag, wie ungewiss die Zukunft mancher Kinder in Bosnien ist. Demnach enthüllte der Verein bereits Fälle, bei denen minderjährige Töchter für rund 3.000 Bosnische Mark (zirka 1.500 Euro) verkauft wurden. Andere Kinder wurden wiederum als "Tauschgegenstand", etwa für einen Liter Schnaps oder ein Schaf, verwendet.
Laut Bajramovic seien mittlerweile aber nicht nur Mädchen, sondern auch Buben von Menschenhandel betroffen. Kurios: Vor Gericht soll in diesem Kontext bei ähnlichen Fällen von "herkömmlichen Gesetzen von Romas" die Rede gewesen sein.
Eine große Rolle spielt hier die Sozialarbeit, stets in enger Zusammenarbeit mit der lokalen Polizei. Großteils würden sich solche Horror-Fälle bei Familien zutragen, die am Existenzminimum leben.
Im Zuge der OSZE-Veranstaltung wurden deshalb auch verstärkte Initiativen im Bildungssystem anberaumt. Konkrete Zahlen zu illegal geschlossenen Kinderehen in Bosnien gebe es derzeit nicht, viele Fälle würden schlichtweg unbemerkt bleiben.