Österreich

Schulden bei Klienten im Schnitt bei 101.137 Euro

Heute Redaktion
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Landesrätin Christiane Teschl-Hofmeister (Mi.), Geschäftsführer Michael Lackenberger (l.) und Landesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig (r.) präsentierten die Jahresbilanz 2018 der NÖ Schuldnerberatung.
Landesrätin Christiane Teschl-Hofmeister (Mi.), Geschäftsführer Michael Lackenberger (l.) und Landesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig (r.) präsentierten die Jahresbilanz 2018 der NÖ Schuldnerberatung.
Bild: Erich Wessely

Die Schuldnerberatung in Niederösterreich verzeichnet großen Andrang. Die Zahl der Klienten ist im Jahresvergleich von 4.130 auf 4.316 im Vorjahr gestiegen.

Die Wartezeit hat sich verlängert und liegt aktuell bei etwa sechs bis acht Wochen. Mit einer neuen Internetplattform könne künftig die Basis für die Erstberatung geschaffen werden, hieß es in einer Pressekonferenz am Mittwoch.

Das neue Online-Angebot soll im zweiten Quartal 2019 starten, kündigte Michael Lackenberger, Geschäftsführer der Schuldnerberatung NÖ, an. Auf einer Plattform sollen Forderungen erfasst werden können, damit Schuldner bereits mit einer Übersicht über ihre Finanzen in die Erstberatung kommen können. Weiters soll es möglich sein, selbst automationsunterstützte Schreiben wie Saldoauskünfte zu erstellen. Ideal wären zwei bis drei Wochen Wartezeit auf einen Beratungstermin, sagte Lackenberger.

Der Andrang war den Angaben zufolge auf das 2017 geänderte Insolvenzrecht zurückführen. Vor allem gescheiterte Unternehmer, aber auch Personen mit geringem Einkommen nutzten das Wegfallen der Mindestquote für einen Privatkonkurs, die zuvor bei zehn Prozent lag.

Schulden bei Männern höher

Im Durchschnitt betrugen die Schulden 2018 - bezogen auf die Erstgespräche - mehr als 101.000 Euro. Bei Frauen lag der Betrag bei knapp 62.000 Euro, bei Männern waren es mehr als 130.000 Euro. "Es sind vor allem Zinsen und Kosten, die zu solchen Summen führen", sagte Lackenberger. Er sieht den Gesetzgeber gefordert, dass Zinsen auf das Doppelte des Kapitals gedeckelt werden. Als Beispiel nannte der Geschäftsführer eine Forderungsanmeldung in einem Privatkonkursverfahren. Dabei wurde aus umgerechnet 1.500 Euro im Jahr 1999 einen Betrag von fast 45.000 Euro - davon waren mehr als 42.000 Euro Zinsen. In diesem Fall verjährten die Zinsen nicht, weil immer wieder Raten bezahlt wurden und die Forderung regelmäßig betrieben wurde.

2017 wurde mit rund 197.000 Euro ein Ausreißer nach oben verzeichnet. Grund dafür war laut Landesrätin Christiane Teschl-Hofmeister (ÖVP), dass vor allem gescheiterte Unternehmer einen finanziellen Neuanfang in Angriff nahmen. Daneben gelten Arbeitslosigkeit, sehr niedriges Einkommen, Scheidung und Trennung sowie das Konsumverhalten als Hauptgründe für Schulden.

Mehr Schuldenregulierungsverfahren

Die Zahl der vorbereiteten Schuldenregulierungsverfahren erhöhte sich im Jahresvergleich von 801 auf 1.112, jene der eröffneten Verfahren von 661 auf 1.022 im Vorjahr. Das Land Niederösterreich unterstützte die Schuldnerberatung im Vorjahr mit 2,08 Millionen Euro, informierte Landesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ). Für heuer wird der Betrag um 80.000 Euro erhöht. Seit 29 Jahren wird in Niederösterreich kostenlose Schuldnerberatung angeboten. Neben fünf Beratungsstellen gab es 2018 insgesamt 539 Sprechtage in allen Bezirken.

(wes)