Szene

Künstler stellt Seife aus menschlichem Fett her

Heute Redaktion
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Kann man sich von der eigenen Schuld reinwaschen? Mit dieser Frage beschäftigt sich ein deutscher Performance-Artist – und fabriziert passend dazu Seife aus Menschenfett.

Als der Thriller "Fight Club" kurz vor der Jahrtausendwende in den Kinos anlief, brach ein regelrechter Hype aus. Filmliebhaber lobten die Details, die Musik und das Drehbuch des Streifens. Und große Faszination, aber gleichzeitig Ekel löste eine bestimmte Szene aus: Als eine der Hauptfiguren Seife aus Menschenfett herstellt.

"Wash the pain away"

Jemand, der letztere Idee als Teil seiner Theaterarbeit "Schuldfabrik" umgesetzt hat, ist der deutsche Künstler Julian Hetzel. Der 37-Jährige besorgte sich aus einer Schönheitsklinik abgesaugtes, menschliches Fett und produzierte daraus in einem "Pop-up"-Store Seife. Das Geschäft befand sich in der Braunschweiger Einkaufspassage. Von außen erinnerte Hetzels Store – er hat ihn "Self" getauft – an Trendmarken wie "Jo Malone" oder "Chanel". Dort führte der Schwarzwälder seine Kunstperformance auf: Er bot seinen Kunden an, sich von ihrer Schuld mithilfe der Seife aus Humanresten reinzuwaschen.

Die Installation zeigte der 37-jährige und in Utrecht ansässige Künstler im Rahmen des deutschen Festivals "Theaterformen". Das Konzept dahinter? Menschen sollen sich mit dem Thema Schuld auseinandersetzen. Julian erklärt auf der Webseite des Festivals: "Ich als weißer, männlicher deutscher Europäer, katholisch getauft, habe sicher das maximale Schuldpaket abbekommen." Früher habe man sich mit dem Ablasshandel von seiner Sünde befreien können. Heute versucht man sich mit Spenden und ethischem Handeln reinzuwaschen. Seine Kunst soll eine neue Art Ablasszettel-Kauf werden.

"Hetzels Projekt ist also historisch vorbelastet"

Die Idee ist zwar originell, aber nicht jeder ist Fan der Installation – der ein oder andere Besucher fühlte sich vor den Kopf gestoßen. Grund dafür ist die Verbindung zum Holocaust. Der "ORF" kritisiert etwa: "Im Konzentrationslager Stutthof machten die Nazis Experimente mit der Seifenfabrikation aus Leichen. Hetzels Projekt ist also historisch vorbelastet". Doch der Künstler provoziert nicht nur, er tut mit seiner Aktion auch etwas Gutes: Der Erlös fließt nämlich an ein Brunnenprojekt im Kongo.

Die Installation ging dieses Wochenende zu Ende und online kann man sich die Seife nicht bestellen. (Tillate)