Österreich

Welche Note würden Sie "Faßmann-Plan" geben?

Heute Redaktion
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Lea Herbst ist AHS-Landesschulsprecherin in Oberösterreich. Wir sprachen mit ihr über den Matura-Fahrplan in der Corona-Krise.
Lea Herbst ist AHS-Landesschulsprecherin in Oberösterreich. Wir sprachen mit ihr über den Matura-Fahrplan in der Corona-Krise.
Bild: picturedesk.com/privat

Lea Herbst ist 18 Jahre alt, geht aufs Stiftsgymnasium Wilhering, ist selbst in der Maturaklasse und AHS-Landesschulsprecherin. Wir redeten mit ihr über den Matura-Plan in der Corona-Krise, den Minister Heinz Faßmann Mittwoch vorstellte.

"Heute": Am 4. Mai startet die dreiwöchige gezielte Vorbereitung auf die Maturaprüfungen (sind ab 25. Mai). Reicht diese Zeit aus?

Lea Herbst: Diese Zeitspanne ist ein guter Kompromiss und war auch von Anfang an eine Forderung der Bundesschülervertretung. Da nurmehr in maturarelevanten Fächern Schularbeiten stattfinden dürfen – somit maximal drei Schularbeiten pro Maturantin und Maturant – ist auch der Stress, dem die Schülerinnen und Schüler ausgesetzt sind, nicht so hoch. Der Fokus in dieser Vorbereitungszeit muss auf der Wiederholung des Maturastoffes und auf der Vorbereitung für die Matura liegen und alle maturairrelevanten Gegenstände müssen hinten angestellt werden! An dieser Stelle möchte ich auch an alle Lehrerinnen und Lehrer appellieren, die Arbeitsaufträge für die Maturantinnen und Maturanten in den kommenden Wochen auf das notwendigste zu reduzieren, sodass sie sich auf die Matura konzentrieren können!

"Heute": Die schriftlichen Maturaprüfungen finden heuer verpflichtend in Deutsch, Mathematik und einer lebenden Fremdsprache statt. Es gibt keine weiteren Wahlmöglichkeiten. Vorteil oder Nachteil für die Schüler?

Lea Herbst: Diese Regelung gilt nur für alle AHSn, in denen ohnehin Mathe, Deutsch und eine lebende Fremdsprache für die Matura ausgewählt werden mussten. Einige Maturantinnen und Maturanten entschieden sich ursprünglich dazu, ein viertes Fach, also entweder eine weitere Fremdsprache oder ein anderes Schularbeitsfach, schriftlich zu maturieren, dieses fällt nun aber weg. Bei den BHSn sieht das Ganze jetzt etwas anderes aus: Da bei diesen nicht vorgegeben ist, was man schriftlich maturieren muss, sondern nur, in welchen Fächern eine Maturaprüfung – also eine schriftliche oder eine mündliche – abgelegt werden muss, dürfen die Maturantinnen und Maturanten in Berufsbildenden Höheren Schulen ihre Maturafächer neu wählen. Für all jene Maturantinnen und Maturanten, die ursprünglich vier schriftliche Fächer gewählt haben, ist es natürlich eine Entlastung.

"Heute": Die Jahresnoten der 8. Klasse fließen in das Matura-Ergebnis mit ein. International durchaus nicht unüblich. Soll das künftig so bleiben?

Lea Herbst: Dieses Semester hat sich einiges geändert und man kann auch davon ausgehen, dass einige dieser Neuheiten unserem Schulsystem auch nach dieser Krise erhalten bleiben werden. Ob die Art und Weise der Matura auch dazu gehören wird, kann man momentan noch nicht sagen, aber wir werden auf jeden Fall sehen, ob sich dieses System bewähren kann.

"Heute": Es wird heuer keine verpflichtenden mündlichen Prüfungen geben, allerdings dürfen Schüler, die wollen, welche ablegen. Macht das Sinn, dass es diese Wahlmöglichkeit gibt? Man hätte sich ja auch darauf einigen können, dass es entweder mündliche Prüfungen fix gibt oder eben nicht.

Lea Herbst: Meiner Meinung nach macht es Sinn. Diejenigen, die mit ihrer Abschlussnote zufrieden sind, werden dadurch nach der Schriftlichen entlastet. Und all jene, die sich noch verbessern wollen bzw. eine mündliche Prüfung ablegen möchten, haben auch die Möglichkeit dazu. In meinen Augen ist das eine sehr pragmatische Lösung, die den außergewöhnlichen Zeiten, in denen wir gerade Leben, entspricht.

"Heute": Wie zufrieden sind sie mit dem vom Bildungsminister präsentierten Matura-Fahrplan in der Corona-Krise? Welche Note würden sie ihm geben?

Lea Herbst: Um ehrlich zu sein, möchte ich den Plan nicht benoten – weil das nicht möglich ist, weil er einfach zu komplex ist. Aber: Ich bin sehr zufrieden mit diesen Lösungen. Das Ministerium hat viele Forderungen von uns aufgenommen und ermöglicht uns Maturantinnen und Maturanten eine Matura, die an die momentane Situation angepasst ist und zusätzlich genau gleich viel wert ist, wie die Maturaprüfungen aus den vergangenen Jahren.

"Heute": Was hätten sie sich noch gewünscht? Was wäre für die Schüler noch hilfreich gewesen?

Lea Herbst: Ich wünsche mir, dass die Noten der Vorwissenschaftlichen und der Diplomarbeiten endlich bekanntgegeben werden. Hätten wir unsere Präsentation abhalten können, würden wir seit fast einem Monat unsere Noten wissen. Die Arbeiten in den AHSn mussten Ende Februar eingereicht werden und mittlerweile haben auch die BHSn ihre Arbeiten, zumindest zu einem großen Teil, abgegeben. In diesem Bereich fehlt momentan noch Klarheit – und diese muss uns in den nächsten Tagen gegeben werden!