Österreich

Jetzt spricht die Mutter der "Schulhof-Dealerin"

Es war der schlechteste Deal ihres Lebens: Isa F. soll Drogen im Wert von 200.000 € verkauft haben. Jetzt will die 17-Jährige ihr Leben ordnen.

Heute Redaktion
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„Ich fühlte mich wie im falschen Film, als die Kripo plötzlich mit meiner Tochter im Schlepptau an der Türe läutete, dann ihr Zimmer durchsuchte und mein Kind schließlich verhaftete", erzählt Ilse F., die Mutter der Eisenstädter „Schulhof-Dealerin" Isa (beide Namen geändert).

"Meine Tochter – eine Dealerin"

„Es ist alles so schnell gegangen, ich habe zwei Tage gebraucht, um das zu realisieren: Mein Kind – eine Dealerin. Ich habe sie doch nicht so erzogen", schüttelt Ilse F. den Kopf.

Hintergrund: Ihre Tochter soll in den letzten Monaten gut 17 Kilo Cannabis verkauft und dabei mehr als 200.000 Euro umgesetzt haben. Über ihre „Kunden" führte Isa penibel Buch.

Bestellungen anderer Teenager – darunter auch Politikerkinder – nahm Isa via Snapchat entgegen. Die Ware kaufte sie bei einem Großhändler in der Wiener Brigittenau, den sie über ihren Ex-Freund kennengelernt hatte. In der Handelsschule Eisenstadt klickten schließlich die Handschellen.

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Erste Frage in Haft: "Leben meine Tiere?"

Isas erste Frage, als ihre Mutter sie im Eisenstädter Gefangenenhaus besuchte? „Leben meine Tiere noch?"

Die 17-Jährige züchtete Heuschrecken, hat zudem drei Hunde (zwei Möpse, ein Mischling) und ein Chamäleon: "Meine Tochter ist wahnsinnig tierlieb und überhaupt ein sehr sozialer Mensch", erzählt Mutter Ilse. Sie jetzt leiden zu sehen, tut ihr unendlich weh: „Sie wie ein Häufchen Elend hinter der Glasscheibe sitzen zu sehen, bricht mir das Herz. Sie weint sehr viel und vermisst uns", so Ilse F.

Mama Ilse: "Wenn ich das gewusst hätte …"

Die 17-Jährige sei immer voll ins Familienleben integriert gewesen: "Sie liebt ihren eineinhalbjährigen Bruder über alles und hat sehr oft mit ihm gespielt. Abends ausgegangen ist sie höchstens zwei Mal im Monat." Ob Ilse F. gewusst hat, dass ihre Tochter dealte und Cannabis im Kinderzimmer lagerte, will "Heute" wissen: "In keinster Weise. Sie hat ja mit unserem Kleinen dort gespielt – neben 70 Deka Cannabis, das ist ja Wahnsinn. Wenn ich dahintergekommen wäre, würde sie heute nicht in Untersuchungshaft sitzten, das können Sie mir glauben."

Isa liest und näht im Häf'n

Nun sitzt sie aber doch im Gefängnis und bereut ihre Taten laut der Mutter sehr. "Ich habe sie natürlich nach ihrem Motiv für den Unsinn gefragt, sonst wäre ich wohl erstickt. Mein Kind meinte nur: 'Mama, es war das schnelle Geld.'"

Wie es ihr jetzt in der Justizanstalt geht? Ilse F.: „Sie hat mir erzählt, dass sie bereits sechs Bücher gelesen hat und eifrig in der Anstaltsschneiderei näht."

Anwältin Wagner: "Rasche Enthaftung wichtig"

Wie lange der Teenager noch in Untersuchungshaft bleiben muss, ist unklar. Isas Anwältin Astrid Wagner zu "Heute": „Ich hoffe, dass meine Klientin bald enthaftet wird. Das Gefängnis ist kein guter Ort für junge Menschen – Isa bereut ihre Fehler fürchterlich. Sie will wieder zur Schule gehen."

Isa wünscht sich Praktikumsstelle

Der Haken daran: Aus der Hasch Eisenstadt flog „Hasch-Isa" in der Zwischenzeit hinaus: „Sie will aber unbedingt weiter lernen und würde wahrscheinlich sogar bis nach Salzburg dafür pendeln", erzählt Mutter Ilse, denn: „Sie war Klassenbeste. In der Haft hatte sie jetzt viel Zeit, über ihr Leben nachzudenken."

Die Erkenntnis: „Bis sie wieder einen Schulplatz hat, will sie Gutes tun und sich nützlich machen. Sie möchte unbedingt ein Praktikum machen – am liebsten etwas mit Tieren."

Das wäre in der Tat ein guter Deal für die geläuterte Dealerin. Der erste seit Langem. Für Isa F. gilt die Unschuldsvermutung.