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Schwangere Chebli: "Esse im Ramadan wie immer"

Heute Redaktion
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Die schwangere SPD-Politikerin Sawsan Chebli sorgt auf Twitter für Aufruf. Ein Tweet, wie sie als Schwangere den Ramadan praktiziert, stößt auf Beleidigungen.

"Noch ein Kind auf Staatskosten wie die ganze Sippe schon zuvor. Wieso darf sich sowas vermehren?", "Auch noch vermehren?", "Ramadan brechen? Was sind sie für ein Unding? Scheren sie sich endlich!!!". Diese Kommentare sind auf Twitter zu lesen. Was ist passiert? Die deutsche SPD-Politikerin Sawsan Chebli wurde aufgrund eines Tweets Opfer von rechten Attacken.

"Mein Ramadan als Schwangere: ich esse den ganzen Tag wie immer und breche bei Sonnenuntergang nochmal das Fasten mit meinem fastenden Mann. Das kann nicht gut gehen", schrieb Chebli am Samstag. Daraufhin sammelte sich bis Sonntag viel Zuspruch, aber auch heftige Angriffe auf die 41-Jährige. Schon in der Vergangenheit war Chebli immer wieder heftigen Attacken ausgesetzt.

Karriere und Kontroversen

Chebli, praktizierende Muslima, hat palästinensische Wurzeln, wurde aber in Berlin als Kind einer staatenlosen Familie geboren und wurde bis zum 15. Lebensjahr in Deutschland geduldet, bevor sie die deutsche Staatsbürgerschaft erhielt. 2001 trat sie der SPD bei. Seit Ende 2016 ist Chebli Bevollmächtigte des Landes Berlin beim Bund und Staatssekretärin für Bürgerschaftliches Engagement und Internationales in der Berliner Senatskanzlei.

In ihrer politischen Karriere setzt sich Chebli vor allem für den Kampf gegen Antisemitismus und für die Integration ein. Sie löste aber auch Kontroversen aus. Ein Kopftuch sei zwar religiöse Pflicht, sie trage aber keines, weil es für sie nicht das Wichtigste im Islam sei, erklärte sie 2012. Einen Sager zur Akzeptanz der Scharia relativierte Chebli später, es gebe in der Scharia klar Dinge, die den Grundgesetzen widersprächen, hieß es dann.

Eklat um damaligen ÖVP-Angeordneten

Eine Kontroverse gab es 2018 um den damaligen ÖVP-Abgeordneten Efgani Dönmez. Auf die Kritik eines Twitter-Nutzers an Chebli ("Wie konnte sie jemals Staatssekretärin werden?") deutet Dönmez an, dass sich die Politikerin in ihre Position "hochgeschlafen" beziehungsweise durch sexuelle Gefälligkeiten erhalten habe: "Schau dir mal ihre Knie an, vielleicht findest du da eine Antwort", schrieb er. Dönmez entschuldigte sich später, wurde daraufhin aus der ÖVP ausgeschlossen.

Zurück zum Ramadan-Tweet: Viele Nutzer unterstellen Chebli zudem, mit den Regeln des Islam zu brechen. Das ist nicht korrekt. Der Islam verlangt das Fasten von schwangeren Frauen nicht, auch Kinder vor der Pubertät und chronisch Kranke sind davon ausgenommen. Generell ist Fasten während der Schwangerschaft zu vermeiden. Werdende Mütter sollten sich ausgewogen ernähren und auf regelmäßige Mahlzeiten achten.