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Schweiz will zweistöckige Autobahnen bauen

Die einen finden es absurd, die anderen jubeln. Der Bundesrat hat das Projekt jedenfalls schon genehmigt.

Heute Redaktion
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In China werden die Autobahnen bereits in die Höhe gebaut.
In China werden die Autobahnen bereits in die Höhe gebaut.
Bild: picturedesk.com

Die Staustunden in der Schweiz nehmen jährlich um einiges zu. Viel mehr als hierzulande. Der Grund dafür ist schnell erklärt: In beiden Ländern leben ungefähr gleich viele Menschen, unsere Nachbarn haben aber weniger Fläche.

So kommt es, dass die Schweizer auf ihren Autobahnen fast 26.000 Stunden im Stau stehen. Das geht klarerweise auf die Nerven. Jürg Röthlisberger, Chef des Bundesamtes für Strassen, will den Trend brechen und erwägt unter anderem, einen Teil der A1 im Limmattal doppelstöckig zu führen. Bereits genehmigt hat der Bundesrat ein Projekt, das die A4 in Schaffhausen aufstocken will.

Die Reaktionen auf die Ankündigung fallen gespalten aus. Für Grünen-Präsidentin Regula Rytz sind doppelstöckige Autobahnen, wie es sie etwa in Asien oder den USA gibt, eine Schnapsidee: "Ich erwarte von Verkehrsministerin Doris Leuthard, dass sie die absurden Pläne ihres Chefbeamten stoppt: Er hat Benzin im Blut statt Zukunft im Kopf."

"Mehrstöckige Autobahnen verschieben den Stau nur"

Für Rytz wären mehrstöckige Autobahnen eine gigantische Fehlinvestition, die im Widerspruch zum Klimaabkommen von Paris stünden: "In diesem Hitzesommer haben es doch alle gesehen: Wir brauchen keinen Kapazitätsausbau bei den Autobahnen, sondern endlich eine klimafreundliche und energiesparende Verkehrswende. Die Autobahnen müssen entlastet und nicht verdoppelt werden."

"Eine echte Antwort auf das Stauproblem"

Ganz anderer Meinung als Rytz ist Andreas Burgener, Direktor des Importeur-Verbandes Auto-Schweiz. Sein Verband fordert schon seit längerer Zeit, dass die Schweiz mehrstöckige Autobahnen baut. Burgener hatte vor Jahren in Bangkok auf dem Weg zum Flughafen dreistöckige Highways gesehen und war begeistert: "Sie sind eine echte Antwort auf das Stauproblem." Burgener schwebt auf der oberen Spur eine übergeordnete Express-Autobahn mit weniger Auf- und Ausfahrten vor. "Hier könnten Personenwagen mit Tempo 150 fahren, die Lastwagen würden den unteren Stock nutzen." Sein Verband hat bereits entsprechende Projektskizzen anfertigen lassen.

Die Bevölkerung wachse, zudem wolle man ein Wirtschaftswachstum: "Das generiert Mehrverkehr. Wollen wir den Verkehrkollaps verhindern, brauchen wir neue Ansätze." Bei der Bahn in der Region Zürich baue man inzwischen dreistöckig – nur bei der Strasse heiße es gleich, es handle sich um eine Träumerei. Gerade in der Schweiz, wo der Raum knapp sei, mache es Sinn, in die Höhe zu bauen. "Dass das nun auch der Bund erkannt hat, freut mich sehr." (slo/red)