Wirtschaft

Schweizer Bankchef nahm seinen Hut

Heute Redaktion
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Der Präsident der Schweizerischen Nationalbank (SNB), Philipp Hildebrand, zieht die Reißleine. Seit bekannt wurde, dass seine Ehefrau Kashya mit Dollarkäufen zu einem heiklen Zeitpunkt einen Gewinn von rund 75.000 Franken (61.784 Euro) eingestrichen hat, sah sich Hildebrand mit wachsender öffentlicher Kritik an seiner Glaubwürdigkeit konfrontiert.

Seit Anfang 2010 stand der 48-jährige gebürtige Berner der SNB vor, zuvor war er als Vize für Finanzstabilität zuständig. Seit 2003 ist er bei der Nationalbank. In seiner kurzen Amtszeit ist Hildebrand keinem Konflikt aus dem Weg gegangen: Nach der Pleite der US-Großbank Lehman Brothers forderte er strengere Eigenkapitalvorschriften für die Großbanken UBS und Credit Suisse ein, was ihm am Schweizer Bankenplatz nicht nur Freunde eintrug.

Mit dem charismatischen Schweizer Milliardär Christoph Blocher verbindet Hildebrand eine Intimfeindschaft. Blocher, der Vordenker der rechtskonservativen Schweizerischen Volkspartei (SVP), wirft Hildebrand die Verschleuderung von Staatsvermögen vor. Blocher erzürnt vor allem, dass die SNB mit Eurostützungskäufen im Kampf gegen die starke Landeswährung mehr als 26 Milliarden Schweizer Franken in den Sand gesetzt hat. Wiederholt hat er Hildebrands Rücktritt gefordert.

Kritiker nicht besänftigt

Dass der Franken seit Einführung eines Mindestkurses im vergangenen September ohne größere Markteingriffe der SNB deutlich über 1,20 gehandelt wird, hat die Hildebrands Kritiker nicht besänftigt. So ritten Blocher nahestehende Publikationen regelmäßig Attacken gegen den obersten Schweizer Währungshüter. Da überrascht es nicht, dass die von einem Mitarbeiter der Bank Sarasin entwendeten Daten, die die Affäre um Hildebrands Devisengeschäfte ins Rollen gebracht haben, auch über Blochers Schreibtisch wanderten, bevor dieser die Unterlagen an die Schweizer Regierung weitergab.

Der frühere Leistungsschwimmer Hildebrand gilt als äußerst ehrgeizig und international gut vernetzt. In der beschaulichen Eidgenossenschaft muss dies nicht unbedingt ein Vorteil sein. Bei seinem Amtsantritt war Hildebrand mit 46 Jahren jüngster Präsident in der Geschichte der Notenbank. Zuvor hatte der in Deutsch und Englisch zweisprachig aufgewachsene Hildebrand nach Schulen und Studium in mehreren Ländern mit 31 Jahren in Oxford einen Doktor in internationaler Politik erworben und für das World Economic Forum (WEF), die Zürcher Bank Vontobel und die Union Bancaire Privee (UBP) in Genf gearbeitet.

Kein Notenbanker mehr

Im Kreis der internationalen Notenbanker genoss Hildebrand hohes Ansehen. Zwar reichte es im November 2011 nicht für den Posten des Chefs des neu geschaffenen Financial Stability Board (FSB) der G-20, doch schaffte es Hildebrand als Vertreter der kleinen Schweiz immerhin auf den Posten des Vize-Vorsitzenden. Mit seinem Rücktritt hat Hildebrand zumindest in der Welt der Notenbanker nun keine Chance mehr auf eine Fortsetzung seiner Karriere - weder in noch außerhalb der Eidgenossenschaft.