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Schweizer ruft Neonazis zum Aufstand auf

Bernhard Schaub, der ehemalige Lehrer an einer Schweizer Schule, macht derzeit in Deutschland Stimmung für den "Sturz des Systems".

Heute Redaktion
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"Wir sind das Volk!", steht auf einem Banner einer Protestaktion der rechtspopulistischen Organisation "Pro Chemnitz" am 7. September 2018.
"Wir sind das Volk!", steht auf einem Banner einer Protestaktion der rechtspopulistischen Organisation "Pro Chemnitz" am 7. September 2018.
Bild: EPA

Durch die Ausschreitungen in Chemnitz rückt die Neonazi-Szene wieder vermehrt in den Fokus. Einer, der dabei an vorderster Front steht, ist der Schweizer Bernhard Schaub.

Der ehemalige Lehrer der Rudolf-Steiner-Schule in Adliswil im Kanton Zürich macht derzeit in Deutschland Stimmung für den "Sturz des Systems": "Wenn wir zu unserem Recht kommen wollen, müssen wir an die Macht kommen. Lasst uns dafür kämpfen", sagte Schaub laut der "NZZ am Sonntag" (Artikel ist kostenpflichtig) am 10. Mai an einer Veranstaltung für die Holocaustleugnerin Ursula Haverbeck in Nordrhein-West­falen. Nicht nur Merkel müsse weg, sondern auch gleich das ganze System, so Schaub.

Umstrittenes Video: Gab es Hetzjagden auf Ausländer in Chemnitz? (Quelle: Glomex/Puls4)

Ursprünglich war Bernhard Schaub, Gründer des europaweiten Holocaustleugner-Zusammenschlusses "Europäische Aktion", Lehrer an der Rudolf-Steiner-Schule in Adliswil. Nach der Veröffentlichung seines Buchs "Adler und Rose" wurde er 1993 allerdings fristlos entlassen.
Fünf Jahre später wiederholte sich laut der "NZZ am Sonntag" die Geschichte: Die Migros-Klubschule in Frauenfeld im Thurgau, bei der er gearbeitet hatte, stellte ihn wegen rechtsextremer Äußerungen frei. Seither sei Schaub ohne feste Anstellung, wie er im letzten Juni erzählt habe. Und seither pendle er laut einer gut informierten Quelle zwischen Mecklenburg-Vorpommern und der Schweiz.

Am 10. Juli sprach der Schweizer bei den "Russlanddeutschen Konservativen" und vor knapp zehn Tagen an einem Anlass des rechtsextremen Nordland-Verlags in Thüringen, wo zahlreiche Neonazis waren.

"Schaub gehört zum Kern der Neonazis"

Bei den deutschen Nachrichtendiensten sei der 64-Jährige als Rechtsextremist bekannt. So sagt Thomas Schulz, Sprecher des Verfassungsschutzes Thüringen gegenüber der "NZZ am Sonntag": "Er fällt überwiegend mit holocaustleugnenden und geschichtsrevisionistischen Aussagen auf." Noch weiter geht André Aden, Mitarbeiter des Projekts Recherche Nord und Kenner der rechtsextremen Szene Deutschlands. "Bernhard Schaub gehört zum harten Kern der Neonazis", sagt er.

Große Reichweite im Netz

Obwohl an der Veranstaltung vom 10. Mai in Nordrhein-Westfalen lediglich 300 bis 400 Neonazis teilnahmen, ist seine Reichweite im Internet ungleich größer: Die meisten von Schaubs rechtsextremen Reden werden auf YouTube von Tausenden angeklickt. So auch das mehr als einstündige Interview vom 5. Juni, das bislang mehr als 40.000 Aufrufe verzeichnet.

Flüchtling zeigt seinen Blick auf Chemnitzer Problembezirk. (Quelle: Glomex/FOCUS Online)

Dabei geht es laut der "NZZ am Sonntag" auf­fallend oft ums "Deutschtum". Der Schweizer sage Sätze wie: "Die Deutschen sind keine Nation wie alle anderen." Oder: "Die Deutschen sind traditionsgemäß das Reichsvolk in Europa." Oder: "Eine Nation, nämlich die stärkste, die kulturell fruchtbarste, ... nämlich die deutsche, ist Träger der Reichsidee." Und: "Man muss nicht die Illusion haben, man könne mit demokratischen Mitteln das beseitigen, was Demokratie ist."

Der Sturz des Systems – diese Forderung ist bei Rechtsextremen weit verbreitet. "Auch an den Demonstrationen in Chemnitz traten zahlreiche Neonazis in der Meinung auf, jetzt werde das System gestürzt", sagt André Aden vom Projekt Recherche Nord.

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