Österreich

Schweizer Dinosaurier als "Überraschungs-Ei"

Heute Redaktion
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Das Naturhistorische Museum Wien ist um eine Attraktion reicher. Ab Frühjahr 2020 soll erstmals ein Skelett eines Plateosauriers zu sehen sein. Nun wird die Dauerleihgabe aus der Schweiz präpariert.

Originalskelette von Dinosauriern sind für Museen kaum mehr leistbar. Auch das Naturhistorische Museum Wien hatte bisher nur zwei Originale in seinem Bestand, mit der Dauerleihgabe des Sauriermuseums Frick (Schweiz) kommt nun ein drittes dazu.

"Es ist schon eine Sensation, dass wir nun erstmals auch einen Plateosaurier im Museum haben", freut sich der Direktor des NHM Wien Christian Köberl. Noch ist der neue Wien-Dino – der erste Saurier, der seit 30 Jahren neu im Museum zu sehen sein wird – aber mehr Puzzle als fertiges Ausstellungsstück.

"Das Skelett des Plateosauriers ist zu 80 Prozent erhalten. Gefunden wurde es 2015 im Schweizer Kanton Aargau, der als die bedeutendste europäische Fundstelle von frühen Dinosauriern aus der Trias-Zeit berühmt ist. Die Knochenteile wurden in sorgsam geborgen, in Gips verpackt und dann nach Wien versandt", erklärt der Leiter der Geologisch-Paläontologischen Abteilung des NHM Wien Mathias Harzhauser.

Dino-Lieferung als "Überraschungs-Ei"

"Das ähnelt einem Überraschungs-Ei, wir wissen zwar anatomisches, welche Teile der Skeletts in welcher Verpackung sind, nicht aber in welchem Zustand die Knochen sind", so Harzhauser. Nicht dabei ist der Schädel des Dinosauriers, keine Seltenheit, wie Harzhauser erklärt. "Wir haben aber einen Schädelabdruck und können ihn daher naturgetreu nachbilden. Außerdem haben wir aus der Schweiz ein zweites Plateosaurier-Exemplar bekommen, das uns als 'Ersatzteillager' dient, um fehlende Knochen zu ersetzen.

Plateosaurier soll in einem Jahr zu sehen sein

Die Saurierknochen aus den Gipsmanschetten und dem Sedimentgestein zu lösen, ist nun Aufgabe der Präparatoren Anton E. und Anton F. Mit viel Geduld und Feinwerkzeug "sticheln" sie das Gestein von den Dino-Knochen. Dabei werden sie vom Institut für Paläontologie der Universität Wien unterstützt.

"Das dauert", erklärt Harzhauser. Daher will der Abteilungsleiter noch keinen Zeitpunkt nennen, ab wann der Plateosaurier als Skelettmontage zu sehen sein wird, "unser Plan ist Frühjahr 2020. Fix ist aber schon, dass die "Schreckliche Echse" in den Mesozoikum-Saal des NHM Wien ziehen soll.

210 Millionen Jahre alter Pflanzenfresser

Die 210 Millionen Jahre alten Fossilien gehören zu Plateosaurus engelhardti, einem etwa 6 Meter langen Pflanzenfresser, der vorwiegend auf den Hinterbeinen lief. "Trotz ihrer Größe und einem durchschnittlichen Gewicht von rund vier Tonnen waren sie vermutlich recht flott auf den Beinen", so Harzhauer. "Plateosaurier sind ursprüngliche Dinosaurier, die mit den erdgeschichtlich jüngeren Sauropoden oder 'Langhals-Dinosauriern' verwandt sind, die die größten Landtiere aller Zeiten hervorbrachten", so der Experte.



Dino als "Ur-Schweizer"

Plateosaurier lebten wahrscheinlich in kleinen Gruppen in einer steppenartigen Landschaft. Jenes Exemplar, das nun neu in Wien ist, lebte am Rande des Urkontinents Pangea und am Ufer der Ur-Ozeans Thetis (der damals der Alpenraum bedeckte, daher gibt es in Österreich zwar Korallen- und verschiedene Fossilienfunde, aber keine Dinos). Im trocken-heißen Klima der Trias-Zeit waren Wasserlöcher überlebenswichtig für die Dinosaurier. Auf der Suche nach Wasser blieben immer wieder Plateosaurier im weichen Schlamm rund um die Quellen stecken und konnten sich nicht mehr befreien. So kam es zu der einzigartigen Ansammlung an Skeletten.

Fast alle bisher geborgenen Skelette stammen von ausgewachsenen Tieren. Während die leichten Jungtiere entkamen, wurde den bis zu 4 Tonnen schweren Erwachsenen der Schlamm zur Falle. Die verwesenden Kadaver wurden häufig von kleinen Raubsauriern angefressen. Daher sind die Skelette kaum vollständig, da einzelne Knochen verschleppt wurden. (lok)