Niederösterreich

Schwere Kritik an der Betreuung im Pflegeheim

Wieder steht ein Pflegeheim in der Kritik. Dieses Mal soll es laut einem Gutachten im Heim in Kirchberg am Wechsel Mängel bei der Betreuung geben.

Tanja Horaczek
Teilen
In einem Heim in Kirchberg am Wechsel soll es grobe Mängel geben.
In einem Heim in Kirchberg am Wechsel soll es grobe Mängel geben.
picturedesk.com

Wie berichtet soll es im Pflegeheim in Kirchberg am Wechsel (Neunkirchen) zu groben Mängel in der Pflege gekommen sein. Nach Beschwerden von Mitarbeitern wurde nach einer mehrtägigen Inspektion ein Gutachten von einer Sachverständigen erstellt. Auf 97 Seiten wird über die Missstände im Heim berichtet. Erst im Ende März stand ein anderes Heim derselben Betreibergruppe in den Schlagzeilen, wir berichteten hier. Die Gutachterin konstatierte im Februar grobe Verfehlungen. Das Minimalsoll von Arbeitsstunden des diplomierten Pflegepersonals sei beispielsweise deutlich unterschritten worden.

Statt Trinktraining gab es Infusionen

Das hatte schwere Folgen für die Bewohner: Zu wenig Toilettentraining, zu wenig Trinktraining, stattdessen würden einfach Infusionen angehängt. Von einer ernstlichen Gefahr für das Leben der Bewohnerinnen und Bewohner und von gefährlicher Pflege ist wörtlich die Rede – von Pflegeschäden und falschen Medikationen. Die Einrichtung habe zum Prüfungszeitpunkt so wenige Mitarbeiter gehabt, dass nicht einmal der vom Land Niederösterreich vorgeschriebene Mindestpersonalschlüssel erfüllt wurde. Laut dem Pflegeheimbetreiber sei die Mitarbeiterzahl inzwischen erhöht worden.

Keine Schließung derzeit

Die Betreiber des privaten Pflegeheims haben sich laut "Profil" schriftlich dazu geäußert. So wurde eine neue Pflegedienstleiterin bestellt, es gebe intensivierte Pflegevisiten und auch die Mindeststundenanzahl werde nun erfüllt. Doch auch bei einer weiteren Kontrolle wurden Missstände entdeckt. Doch laut dem Land NÖ soll es zu keiner behördlichen Schließung kommen.

Kritik von SPÖ und NEOS

Landtagsabgeordnete und Gesundheitssprecherin Karin Scheele forderte in einer Aussendung am Samstag das Ende privater Einrichtungen. Für sie gehört die Pflege in die öffentliche Hand. "Ich fordere die Einführung eines Pflegeschlüssels", betont Scheele. Die Gewerkschaften GPA und VIDA sprachen von massivem Personalmangel im Pflege- und Betreuungsbereich. Die privaten Unternehmen müssten stärker kontrolliert werden, so die Gewerkschaftsvertreter.

Eine Schließung von Privatheimen sei nicht die Lösung, sagte NEOS-Gesundheitssprecherin Edith Kollermann: „Es gehört massiv an den Rahmen- und Arbeitsbedingungen gearbeitet sowie darauf geachtet, dass es ausreichend qualifiziertes Personal gibt. Leider lässt ein versprochenes Gesamtkonzept seit Jahren auf sich warten.“