Österreich

Schwere Vorwürfe: "Ich wurde als Au-pair gequält"

Valentina A. wurde als Babysitterin von ihrer Chefin beschimpft, ausgebeutet und beschuldigt, gestohlen und ihr Kind gefährdet zu haben. 

Sandra Kartik
Valentina kümmerte sich liebevoll um einen Buben – dessen Mutter entpuppte sich als Albtraum-Arbeitgeberin.
Valentina kümmerte sich liebevoll um einen Buben – dessen Mutter entpuppte sich als Albtraum-Arbeitgeberin.
privat

Sie kam aus Chile nach Österreich, um bei einer Single-Mama und ihrem kleinen Sohn als Au-pair anzufangen. Valentina A. (Name geändert) freute sich auf ihren ersten Aufenthalt in Europa und die neunmonatige Erfahrung. Schon nach kurzer Zeit begann die 22-Jährige den Buben, für den sie in Niederösterreich nahe Wien sorgte, "wie einen kleinen Bruder zu lieben", erzählt sie im "Heute"-Gespräch.

Mit ihrer Chefin hatte die junge Frau eine 18-Stunden-Woche vereinbart, doch schnell wurde klar, dass sie Vollzeit arbeiten musste: Täglich Frühstück machen, den Kleinen zum Kindergarten bringen und abholen, Nachmittage und häufig auch Abende mit ihm verbringen, weil seine Mutter oft lange arbeiten musste. Wochenenden hatte Valentina meistens auch nicht frei, obwohl sie ihr zugestanden wären. Bezahlt bekam die junge Chilenin dafür nur etwa 500 Euro pro Monat, sowie Kost und Logis.

"Ich hatte Angst vor ihr"

Neben der Ausbeutung musste die 22-Jährige auch immer häufiger Beschimpfungen über sich ergehen lassen. "Meine Vorgesetzte wollte alles kontrollieren. Sie sagte mir erst, ich sei Teil der Familie, um wenig später einen cholerischen Anfall wegen Kleinigkeiten zu bekommen."

Eines Tages war eine Freundin der Mutter zu Besuch. Valentina bat sie, kurz auf den kleinen Buben aufzupassen, während sie ihm etwas zum Anziehen holte. Das Kind fiel jedoch genau während dieser Minuten in den Pool. Es passierte zum Glück nichts, Valentina wurde jedoch die volle Schuld an dem "Unfall" gegeben. "Meine Chefin erzählte jedem, ich hätte versucht, ihr Kind umzubringen", ist die Au-pair-Angestellte fassungslos. "Ich wurde von ihr gequält. Sie drohte mir, sie könne mich jederzeit zurück nach Chile schicken. Ich hatte wirklich Angst vor ihr, sie ist eine mächtige Frau."

Aupair sollte Geld zurückzahlen

Valentinas Vorgesetzte kündigte daraufhin ihren Vertrag schon einen Monat vor Ablauf. Sie weigerte sich, der Babysitterin zwei Monate zu bezahlen, sowie ihr Urlaubsgeld, das ihr zugestanden wäre. "Außerdem wollte sie, dass ich ihr das Geld für meinen Deutschkurs, für die Jahreskarte und für den Klimabonus rückerstatten sollte. Sie behauptete, Gegenstände, die dem Buben gehörten, seien verschwunden." Die Mutter drohte Valentina mit einem Anwalt, die Chilenin ging dennoch zur Polizei, weil sie eine Anzeige machen wollte. Dort riet man ihr aber, sich lieber an die Arbeiterkammer zu wenden. "Ich wollte, das anderen diese Erfahrung erspart bleibt. Ich bin seither in Therapie".

Valentina ist eine von drei Aupairs aus Chile, die unter der Albtraum-Arbeitgeberin leiden musste. Bei ihrer Recherche stellte sich heraus, dass sowohl die Vorgängerin der 22-Jährigen, als auch ihre Nachfolgerin dieselbe Erfahrung gemacht hatten. "Der Bub ist so lieb, unglaublich, dass seine Mutter so ein Mensch ist."

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