Wenn die siebenjährige Magdalena nach der Schule nach Hause kommt, führt sie ihr erster Weg ins Badezimmer. Sie wäscht sich gründlich die Hände, wechselt ihren Pullover und huscht dann ins Wohnzimmer. Doch dieses Wohnzimmer gleicht längst einem Spitalszimmer – ihre kleine Schwester Elisabeth liegt hier, umgeben von medizinischen Geräten, die leise surren und piepen. Magdalena setzt sich zu ihr ans Bett, erzählt von ihrem Tag und legt ein selbstgemaltes Bild auf die Decke: "Weil es draußen bald schneit."
Elisabeth, vier Jahre alt, kam mit schweren Mehrfachbehinderungen zur Welt. Sie kann nicht laufen, nicht selbstständig essen und ist auf ständige Pflege angewiesen. Ihre Eltern wurden früh darauf vorbereitet, dass Elisabeths Leben voraussichtlich kurz sein wird. Magdalena zeigt eine besonders erstaunliche Reife und Hingabe: "Wenn ich Elisabeths Lieblingslied singe oder sie streichle, dann lacht sie", erzählt sie. Doch sie weiß auch, dass ihre Schwester irgendwann zu schwach sein wird, um weiterzukämpfen.
Viele medizinische Geräte, Sauerstoffmasken und ein Absauggerät gehören zum Alltag der Familie. Regelmäßig wird Elisabeth wegen schwerer Lungenentzündungen ins Krankenhaus gebracht. Die Belastung für die ganze Familie ist groß. Gerade Geschwister von schwerkranken Kindern stehen oft im Schatten. Auch Magdalena übernimmt viel Verantwortung, stellt ihre eigenen Wünsche zurück und spürt die Last der Familie.
Halt findet Magdalena am Lichtblickhof Wien, wo sie regelmäßig Zeit mit Therapiepferd Daisy verbringt. Auf dem Rücken des Ponys wird sie zur Springreiterin und beim Bürsten des weichen Fells erzählt sie von ihrer Schwester Elisabeth. Daisy hört geduldig zu und schmatzt zufrieden, wenn Magdalena ihr zum Abschied kleine Apfelstücke zusteckt. "Das würde auch Elisabeth gefallen", sagt sie mit einem Lächeln.
Am Lichtblickhof finden nicht nur schwerkranke Kinder Unterstützung, sondern auch ihre Geschwister und Eltern. Die Familien können gemeinsam Zeit verbringen, Erinnerungen sammeln und für einen Moment die alltägliche Belastung hinter sich lassen. Magdalena bekommt hier den Raum, zu träumen, zu lachen, aber auch traurig zu sein – ohne die Sorge, jemandem zur Last zu fallen.