Österreich

Schwimmender Protest gegen Kraftwerk-Ausbau

Heute Redaktion
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Etwa 150 Paddler eröffneten bereits 2016 die Balkan Rivers Tour am Bohinjsee in Slowenien.
Etwa 150 Paddler eröffneten bereits 2016 die Balkan Rivers Tour am Bohinjsee in Slowenien.
Bild: privat

Mit Kajaks gegen den Ausbau des Kraftwerks Rosenburg: Mehr als zwei Dutzend Kajakfahrer verlangten den Abriss des Staumdammes auf der Kamp bei Rosenburg.

Kajakfahrer haben am Samstag zusammen mit Vertretern von Riverwatch auf der Kamp bei Rosenburg den Abriss des dortigen Staudamms verlangt. Die Aktion bildete gleichzeitig den Auftakt für die internationale Kampagne "WegDammit!", die sich zum Ziel gesetzt hat, das Thema Beseitigung von Dämmen - vor allem im Alpenraum - voranzutreiben.

Die Kajakfahrer formierten sich mit ihren Booten rund um den schwimmenden Slogan "Befreit den Kamp! KW Rosenburg - WegDammit!". Die Genehmigung des 1908 errichteten Kraftwerks laufe 2022 aus. "Das Kraftwerk Rosenburg schadet mehr als es nützt", stellte Ulrich Eichelmann von Riverwatch laut Aussendung fest: "Die gesamte Strommenge, die die Anlage produziert, kann heute durch ein einziges Windrad erzeugt werden, dazu muss nicht ein ganzer Fluss leiden."

Fische bekämen neuen Lebensraum

Würde der Staudamm abgerissen, könnte der Kamp erstmals seit 1908 wieder in seinem alten Bett beim sogenannten Umlaufberg frei fließen, argumentierte Eichelmann. Fische und andere Wassertiere könnten endlich wieder frei wandern und bekämen neuen Lebensraum.

Stattdessen plane die EVN den Ausbau der Anlage für rund zehn Millionen Euro. Österreich sei das Land mit der höchsten Wasserkraftwerksdichte weltweit. Laut der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU) gebe es hierzulande etwa 5.000 Wasserkraftwerke. Davon produzierten die 400 größten Anlagen rund 96 Prozent des Wasserkraftstroms.

Neben dem Abriss der Staumauer des Kraftwerks Rosenburg fordert Riverwatch, dass beim Umbau und Ausbau bestehender Anlagen die Abrissvariante nach ökologischen und ökonomischen Gesichtspunkten überprüft werden soll. Bei behördlichen Verfahren zur Verlängerung von Kraftwerkskonzessionen sei der Abriss der Anlage zu beurteilen.

Liste von 50 Staudämmen

Besitzer von Wehranlagen und Wasserkraftwerken sollten finanzielle Unterstützung für den Abriss erhalten. Und schließlich sei die Subventionierung von Neubau und Umbau von Wasserkraftwerken zu beenden.

Im Rahmen der internationalen Kampagne "WegDammit!" will Riverwatch gemeinsam mit der Manfred-Hermsen-Stiftung aus Bremen eine Liste von 50 Staudämmen erstellen, die entfernt werden sollen. Ohne Abriss von Dämmen seien die rechtlich vorgeschriebenen Ziele der EU Wasserrahmenrichtlinie - nämlich, dass bis 2027 alle Flüsse in einen ökologisch guten Zustand gebracht werden müssen - nicht erreichbar, argumentieren die Flussschützer. (wes)