Österreich

Schwuler Pfarrer: "Sollte wurst sein, wen man liebt"

Heute Redaktion
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Er lebt offen, was katholische Geistliche nicht dürfen: Lars Müller Marienburg (41) ist gläubig und homosexuell. Der evangelische Superintendent von NÖ bricht lustvoll mit Tabus.

Sein Coming-Out erlebte Pfarrer Lars Müller Marienburg als "unglaubliche Befreiung". Endlich konnte er aussprechen, was er schon als Bursch fühlte: "Ich fand die jungen Fernsehkommissare immer spannender als die weiblichen Filmstars", lacht der 41-jährige gebürtige Deutsche.

Als evangelischer Superintendent von Niederösterreich bekleidet der modische Kirchenmann eine der höchsten klerikalen Positionen des Landes, vergleichbar mit einem katholischen Bischof. Dass er offen homosexuell lebt, stößt nicht überall auf Verständnis. "Manche Leuten fragen sich: Kann das auch ein Schwuler?"

Doch Müller Marienburg "möchte ein Vorbild sein", wie auch "Vice" berichtet. Für viele seiner Schäfchen ist das Versteckspiel bitterer Alltag. "In den meisten Berufsgruppen erfordert es noch immer Mut, sich zu outen." Nicht nur für sie ist der Pfarrer zum Ansprechpartner geworden. "Es sollte wurst sein, wen man liebt."

Müller Marienburg ist Single, aber "offen für eine Partnerschaft". In seiner Wahlheimat St. Pölten ist die Gay-Szene überschaubar. "Wien ist ja nicht weit." Der liberale Geistliche glaubt an einen "Gott der Liebe". Müller Marienburg: "Das kann ich nicht, obwohl ich schwul bin, sondern gerade deshalb."

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